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Der Sohn des Kometen

Der Sohn des Kometen

Titel: Der Sohn des Kometen Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Hugh Walker
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ernsthaft, dass unser aller Ende bevorstehen könnte?«
    »Ich habe gesehen, dass dein Haar grau geworden ist in diesen Tagen, Vater. Ich weiß, dass die Lage ernst ist, wenn Akinlay keine Hilfe sendet. Aber all diese Männer, die jeden Tag in die Stadt kommen, wollen erst einmal bezwungen sein, gleich von wem.«
    Krude schüttelte den Kopf. »Nein, gleich ist es nicht. Denn die Caer-Priester sind die Diener jener Kräfte, gegen die dein Lichtheld antreten soll.« Er nickte in sich hinein. »Bei Erain und God, wir könnten einen solchen brauchen.« Er blickte auf und straffte sich. »Ich habe keine Zeit zum Träumen, Tochter. Tu du es für mich.« Er lächelte und fügte ernst hinzu: »Aber behalte deinen Hauptmann im Auge. Er hat das Gemüt einer Giftschlange.«
    »Keine Angst vor Zohmer, Vater«, sagte sie erleichtert. »Er ist mir so ergeben wie immer.«
    »Das ist es, was mich beunruhigt.«
    *
    Als Mythor erwachte, erinnerte er sich undeutlich an vergangene wache Augenblicke, an den schwankenden Ritt, an das dunkeläugige Gesicht einer Frau, an bärtige tainnianische Gesichter und an eines, das ihn grimmig beobachtete. Aber es mochten auch Traumbilder gewesen sein. Doch möglicherweise war auch die Wirklichkeit ein Traum, denn er hatte ihresgleichen noch nie gesehen. Er lag auf einem Lager aus kostbaren Decken und Kissen. Er fühlte sich schwach und zerschlagen, und sein Arm schmerzte. Er sah, dass er sauber mit weißem Stoff verbunden war.
    Als er sich aufsetzte, sah er, dass er nackt war. Er hatte eine ganze Reihe von Schrammen abbekommen, aber sie hatten alle bereits zu heilen begonnen. Der Kampf also und der Untergang Churkuuhls, der so lebendig in seiner Erinnerung war, waren kein Traum. Und der Tod so vieler seiner Freunde.
    Seine Gedanken kehrten zur unmittelbaren Umwelt zurück. Er lebte. Jemand hatte ihn hierhergebracht und ihn gepflegt. Und es sah nicht danach aus, als betrachte ihn dieser Jemand als Gefangenen.
    Dicke Vorhänge aus schwerem Stoff hingen an den Wänden der geräumigen Kammer. Sie machte ihm das Beengende der Holzhäuser Churkuuhls bewusst. Ein Tisch aus Messing stand nicht weit von seinem Lager. Darauf lagen Kleider. Er stand auf und nahm sie an sich. Es waren nicht seine eigenen, wohl aber diesen sehr ähnlich, wenn auch das Leder anders war, nicht so weich, wie die Marn es herzustellen wussten. Er kleidete sich an und konnte nicht umhin, das feine Gewebe des Hemdes zu bewundern. Ungewohnt waren ihm das hohe, geschnürte Schuhwerk und das fast knielange lederne Überhemd .
    Waffen lagen keine dabei, doch nahm er an, dass er sein Messer wohl im Kampf verloren hatte und dass der Fürst, dessen Schwert ihm so gute Dienste geleistet hatte, sich seine Waffe wiedergeholt hatte.
    Andererseits, wie wohlgesinnt ihm auch seine Gastgeber sein mochten, war er schließlich ein Feind, der ein gutes Dutzend der Ihren erschlagen hatte. Selbst wenn sie ihn nicht als Gefangenen hielten, hüteten sie sich wohl, ihm eine Waffe in die Hand zu geben.
    Er beschloss, sich umzusehen, wie die Lage war und ob einige seiner Gefährten noch am Leben waren, die zuletzt an seiner Seite kämpften. Taka vor allem. Und Etro. Atran. Ikrom. Aber die Erinnerung an diesen letzten Kampf, als sie wussten, dass sie nun sterben würden, war nur vage.
    Nur zwei Stellen der Wände waren nicht verhängt. An der einen Seite befand sich ein Kamin, in dem das Feuer am Erlöschen war. Er sah sich nach Holz um und brachte das Feuer wieder in Gang.
    Die andere Wand bestand aus schwarzen, wunderbar geschliffenen Steinen. In der Mitte hing ein lebensgroßes Bildnis in leuchtenden Farben. Es stellte eine Frau mittleren Alters dar. Sie hatte üppige Formen, und sie erinnerte Mythor an das Gesicht der Frau, die in seinen Träumen immer wieder vorgekommen war.
    Durch einen Spalt zwischen den Vorhängen fiel Tageslicht. Er zog sie auseinander und hielt bewundernd den Atem an. Es war ihm, als blicke er von einem himmelhohen Gemach hinab.
    Die Stadt lag unter ihm, ausgebreitet über die Hügel bis hinab zum Meer, das in wirbelnden Nebeln endete. Der Hafen wimmelte von Menschen, und die Sonne ließ das Wasser wie Juwelen funkeln.
    Er war noch nie in einer Stadt gewesen oder in einem Steinhaus von solch gewaltiger Höhe, obwohl er beides vor Jahren aus der Ferne gesehen hatte. Aber die Marn waren immer froh gewesen, wenn die Yarls an den großen Ansiedlungen der Einheimischen rasch vorbeizogen, wo einer sich vom anderen bedroht fühlte.
    Er war

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