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Der Sohn des Kreuzfahrers

Titel: Der Sohn des Kreuzfahrers Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Stephen R. Lawhead
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weit mehr war als nur eine Ansammlung abtrünniger Freimaurer, die in weißen Laken herumliefen und einander Bruder Novize, Bruder Prinzipal oder Bruder Prae-ceptor nannten.
    Als ich von der Existenz der Bruderschaft erfuhr, war ich dennoch überrascht, wie ich gestehen muß. Allerdings vermute ich, daß ich mich von der harmlosen Natur der größeren, wohltätigen Organisation habe einlullen lassen. Sicherlich war die Vorstellung eines zweiten, im ersten verborgenen Ordens nichts Ungewöhnliches, doch in all der Zeit, da ich ein Mitglied des Mildtätigen Ordens gewesen war, hatte ich keinerlei Grund zu der Annahme gehabt, ich hätte nicht alles gesehen.
    Nachdem ich jedoch von der Bruderschaft erfahren hatte, wurde mir der eigentliche Zweck des Mildtätigen Ordens augenblicklich klar: Er diente als eine Art >Sieb<, das dem älteren, weit geheimnisvolleren Bund vorangestellt war. Mit anderen Worten: Auch wenn der Mildtätige Orden seinen eigenen Zielen folgte, so war er in Wahrheit doch nur gegründet worden, um der Bruderschaft zu dienen.
    Auch fand ich zu meiner großen Verwunderung heraus, daß nur jene von der Bruderschaft erfuhren, die das Glück hatten, als Mitglied ausgewählt zu werden. So kam es, daß ich weniger als vierzehn Tage, nachdem man mich in dieses Geheimnis eingeweiht hatte, um Mitternacht vor Allerheiligen auf dem Boden einer Krypta kniete, die heiligen Eide wiederholte, die man mir vorsagte, und die Klinge eines Schwertes küßte. Anschließend tauschte ich meine weiße Mönchsrobe gegen einen schwarzen, mit purpurroter Seide abgesetzten Umhang, und man überreichte mir einen Talisman: einen rußgeschwärzten Fingerknochen, der von der Hand eines der Gründer unseres Ordens stammte - eines schottischen Adeligen, der auf dem Scheiterhaufen gestorben war, weil er unsere Bruderschaft nicht hatte verraten wollen.

    agna strich mit den Händen über ihren sanft gewölbten Bauch. Eine Zeitlang hatte sie ihre wachsende Fülle verbergen können, doch nun war das nicht länger möglich.
    Schon bald würden die anderen Frauen in ihrer Umgebung bemerken, was sie Tailtiu, ihrer Dienerin, bereits gesagt hatte - das vorwitzige Mädchen mit den großen, neugierigen Augen hätte es ohnehin sofort bemerkt. Tatsächlich hatte Tailtiu die Wahrheit schon vermutet, bevor Ragna selbst sich ihrer Sache sicher gewesen war.
    »Wenn du irgend jemandem etwas davon erzählst, Tailtiu«, hatte Ragna sie gewarnt, »werde ich dir höchstpersönlich die Zunge herausschneiden.«
    Die Drohung beeindruckte die Dienerin nicht im mindesten. »Womit wollt Ihr das bewerkstelligen? Mit dem Messer, daß Ihr unserem Murdo gegeben habt?«
    »Er ist nicht unser Murdo«, erwiderte Ragna streng. »Woher weißt du das mit dem Messer überhaupt?«
    »Es ist nicht mehr in Eurer Truhe«, antwortete Tailtiu fröhlich. »Es ist verschwunden - ebenso wie Herr Murdo. Da ich nicht glaube, daß er es gestohlen hat, müßt Ihr es ihm gegeben haben. Und er hat Euch das Kind gegeben.«
    »Jetzt hör mir mal gut zu, Tailtiu«, sagte Ragna und packte das Mädchen an den Schultern. »Niemand wird etwas davon erfahren, bis ich beschließe, es ihnen zu sagen.«
    »Fürchtet Ihr, Eure Mutter könnte wütend auf Euch sein?«
    »Ich schäme mich nicht für das, was ich getan habe«, erwiderte
    Ragna entschlossen. »Aber ich werde mich nicht wie ein lüsternes Weib behandeln lassen, über das jeder Wüstling in Kirkjuvagr sich das Maul zerreißt. Hast du das verstanden?«
    »Ich mag ihn. Er ist ein freundlicher und guter Mann. Daß Ihr ihn auch liebt, sehe ich. Wird Euer Vater in eine Ehe einwilligen? Ich glaube, er würde einen guten Ehemann abgeben.«
    »Tailtiu, ich meine, was ich sage.« Ragna schüttelte das Mädchen, um ihren Worten Nachdruck zu verleihen. »Ich werde deshalb keine Schande über mich kommen lassen. Hast du mich verstanden?«
    »Ich habe verstanden, Herrin«, sagte Tailtiu. »Es wird unser Geheimnis bleiben.«
    »Gut. Vergiß es nicht.«
    Dieses Gespräch hatte nun schon vor mehreren Monaten stattgefunden, und entgegen aller Erwartung hatte die redselige Tailtiu den Mund gehalten, was den Zustand ihrer Herrin betraf; noch nicht einmal eine Andeutung war über ihre Lippen gekommen. Das hatte Ragna Gelegenheit gegeben zu warten und zu hoffen, und als endgültig kein Zweifel mehr an ihrer Schwangerschaft bestand, blieb ihr noch genug Zeit und Ruhe, sich darauf vorzubereiten, ihr Geheimnis kundzutun.
    Zuerst wollte sie sich ihrer Mutter

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