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Der Sohn des Kreuzfahrers

Titel: Der Sohn des Kreuzfahrers Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Stephen R. Lawhead
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Reaktion zeigte, faßte Ragna Niamhs Worte als Tadel auf. »Ich nehme es dir nicht übel, daß du uns deinen Segen verweigerst«, sagte sie und senkte den Kopf. »Ohne Zweifel hast du gehofft, dein Sohn würde eine bessere Partie machen.«
    Mit zwei Schritten stand Niamh neben Ragna und drückte die junge Frau an die Brust. »Du darfst so etwas nie wieder sagen«, mahnte sie voller Herzlichkeit. »Ach, Ragna. Ich könnte mir keine bessere Frau für meinen Murdo vorstellen. Ich habe ihm gegenüber nie ein Wort darüber verloren, doch tief in meinem Herzen habe ich gehofft, er würde eines Tages dasselbe in dir sehen, was ich in dir sehe.« Sie schob Ragna auf Armeslänge von sich. »Ich freue mich für dich - und für ihn auch. Traurig ist nur, daß ich um eure gemeinsame Zukunft fürchte.«
    »Wegen der Kirche? Daran habe ich schon gedacht. Wir können unseren Schwur.«
    Niamh schüttelte den Kopf. »Nein, die Kirche ist die geringste unserer Sorgen. Schlimmer ist, daß wir unsere Ländereien verloren haben, mein Kind. Murdo wird nichts besitzen, und das ist eine schlechte Grundlage für ein gemeinsames Leben.«
    »Aber ihr werdet eure Ländereien wieder zurückerhalten«, erwiderte Ragna. »Wenn Herr Ranulf und deine Söhne zurückkehren, dann werdet ihr die Herrschaft über Hrafnbu wieder übernehmen. Das weiß ich.«
    »Ich wünschte, ich wäre genauso fest davon überzeugt wie du. Die Wahrheit ist jedoch, daß vieles dagegen spricht, und selbst wenn Herr Ranulf jetzt hier wäre, könnte es noch schlecht ausgehen.« Ni-amh schwieg einen Augenblick lang. »Wir dürfen nicht allzu sehr hoffen, denn die Launen von Königen sind unberechenbar; sie denken an niemanden außer an sich selbst.«
    »Wollt ihr, du und dein Mann, uns etwa die Heirat verbieten, nur weil es euch an Land mangelt?« fragte Ragna nicht unfreundlich.
    »Mein Herz, ich will dir gar nichts verbieten«, antwortete Niamh. »Ich gönne dir die Welt und auch meinen geliebten Sohn. Und würde er hier vor dir stehen, würde Ranulf dir das gleiche sagen. Dein eigener Vater könnte die Dinge jedoch anders sehen. Er könnte eine Verbindung ohne Land als seiner einzigen Tochter unwürdig erachten; er könnte der Meinung sein, du könntest mit einem anderen glücklicher werden, und es wäre sein gutes Recht, so zu denken.«
    »Ich will aber keinen anderen«, erklärte Ragna von plötzlichem Zorn erfüllt. »Ich werde den Vater meines Kindes heiraten, sonst niemanden. Lieber würde ich sterben.«
    »Schschsch«, beruhigte sie Niamh. »Sprich nicht so, denn so zu sprechen bedeutet, die Aufmerksamkeit des Teufels zu erregen. Laß uns statt dessen beten, daß der Herr unser Gott dir deinen Herzenswunsch erfüllt.«
    Ragna lächelte. »Trotz all der selbstsüchtigen Könige?«
    »Natürlich«, bestätigte Niamh. »Trotz all der selbstsüchtigen Könige. Schließlich sind sie keine Engel, sondern Menschen aus Fleisch und Blut.«
    Sie ergriff Ragnas Arm, und gemeinsam setzten sie ihren Weg fort. »Nun denn, wir müssen uns auf die Geburt des Kindes vorbereiten. Wir müssen Kleider nähen.«
    »Warme Kleider«, ergänzte Ragna, »denn es wird mitten im Winter zur Welt kommen.«
    Arm in Arm wanderten sie durch die Abenddämmerung und sprachen über die Vorbereitungen, die sie in den kommenden Monaten treffen mußten. In dieser Nacht ging Ragna mit einer Ruhe ins Bett, wie sie sie schon seit sehr, sehr langer Zeit nicht mehr verspürt hatte. Mit einem Gebet auf den Lippen schlief sie ein. »Herr der Heerscharen«, flüsterte sie, »sende deine siebzig Engel, um meinen
    Murdo zu beschützen, und bring ihn so schnell wie möglich wieder zu mir zurück. Wenn du nur dieses eine für mich tust, werde ich für immer deine treue Dienerin sein.«

    (1 Ve Skidbladnir passierte die Säulen des Herkules und führ in die warmen blauen Wasser des Meeres, das die Mönche Mare Me-diterraneum nannten. »Die See von Mittelerde?« fragte Murdo, der glaubte, sich verhört zu haben.
    »Genau«, bestätigte Fionn. »Wir haben das Meer in der Mitte der Welt erreicht. Von allen Meeren dieser Welt ist dies das schönste. Es ist das friedlichste und ruhigste, und nirgends fängt man so viele Fische wie hier.«
    Sofort wurde die Probe aufs Exempel gemacht, und im Laufe der folgenden Tage bestätigte sich die prahlerische Behauptung des Mönches immer mehr. In jeder Bucht, in der sie für die Nacht vor Anker gingen, fingen sie bemerkenswerte Mengen verschiedener wohlschmeckender Fische. Einige

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