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Der Sohn des Kreuzfahrers

Titel: Der Sohn des Kreuzfahrers Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Stephen R. Lawhead
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Horizont erblickten. Am Mittag erreichten die Nordmänner die Stadt. Zu diesem Zeitpunkt war die Mauer im Nordwesten bereits durchbrochen worden, und die Plünderung der Heiligen Stadt hatte begonnen.

    Serusalems Mauern wurden am 15. Juli 1099 durchbrochen. Zu Beginn wurde der Kampf besonders erbittert geführt. Die Kreuzfahrer litten fürchterlich unter dem unablässigen Pfeilhagel und dem griechischen Feuer, das von den Wällen auf sie hinabgeschleudert wurde, während sie versuchten, den Graben am Fuß der Mauer zu füllen, damit man die Belagerungstürme heranführen konnte.
    Einer der beiden Türme unterstand Gottfried. Trotz schwerster Verluste war es ihm schließlich gelungen, eine Brücke von seinem
    Turm auf die Mauer zu schlagen. Den ersten beiden Männern - zwei flämischen Brüdern -, die über die Brücke auf die Wälle eilten, gelang es irgendwie, lange genug auf den Beinen zu bleiben, um anderen Gelegenheit zu geben, ihnen zu folgen.
    Gottfried stürzte sich nun ebenfalls ins Gefecht und führte ein weiteres Mal die heilige Lanze in die Schlacht. Ermutigt durch sein Beispiel strömten jetzt auch andere Ritter über die Brücke. Schon bald hatten die tapferen Kreuzfahrer sich einen Brückenkopf gesichert, und Gottfried befahl, Sturmleitern anzulegen, damit weitere Kämpfer auf die Mauer geholt werden konnten.
    Während die Ritter sich hauend und stechend einen Weg zum Torturm bahnten, hielt Gottfried die heilige Lanze empor und rief den Männern Mut zu, die sich nun zu Hunderten an den Leitern drängten.
    Inzwischen hatten die Ritter, welche als erste auf der Mauer gestanden hatten, das Tor erreicht, wo die Araber sich neu formiert hatten und wo sie sich den Eindringlingen nun tapfer entgegenstellten.
    Doch immer mehr Kreuzfahrer strömten auf die Mauer; die Verteidiger wurden niedergemetzelt und das Tor aufgerissen, und so flutete schließlich die Hauptstreitmacht der Christen ungehindert in die Stadt.
    Nachdem das erste Tor genommen war, hielten die Kreuzfahrer direkt auf die Zitadelle zu; dabei wurde ihnen nur wenig Widerstand entgegengesetzt. So kam es, daß sie den Davidsturm einschließen konnten, bevor Ifthikar al-Daula, der ägyptische Gouverneur, überhaupt wußte, daß sie in der Stadt waren. Dem Ägypter blieb keine Zeit, eine angemessene Verteidigung zu organisieren. Abgeschnitten von der Hauptstreitmacht der Verteidiger auf der Nordmauer stand ihm nur seine persönliche Leibgarde zur Verfügung, die sich zwar verzweifelt gegen die Christen zur Wehr setzte, doch sie war diesen zahlenmäßig weit unterlegen, und so mußte der Turm bald aufgegeben werden, und der Besatzung blieb nichts anderes übrig, als sich in den Schutz der Zitadelle zurückzuziehen.
    Nachdem neben der West- auch die Nordmauer mitsamt ihren Toren gefallen war, formierten sich die arabisch-ägyptischen Verteidiger neu und eilten zum Tempelbezirk, um dort ihre letzte Bastion aufzubauen. Sie zogen sich in die el-Aksa-Moschee zurück, die nun dort stand, wo sich einst der große Tempel Salomons befunden hatte, unmittelbar neben dem Felsendom.
    An der Spitze einer größeren Gruppe Ritter verfolgte Tankred die Araber auf den Tempelberg und ließ die Moschee sofort umstellen. Die Verteidiger kletterten auf das Dach der heiligen Stätte und schossen ihre Pfeile auf die nach oben gerichteten Gesichter ihrer Feinde ab.
    Dies zeigte jedoch nur wenig Wirkung. Zwar ließen die Kreuzfahrer sich kurz zurückfallen, doch sie warteten nur, bis die Araber ihre Pfeile aufgebraucht hatten. Da es ihnen sowohl an Waffen als auch an Vorräten mangelte, um einer längeren Belagerung standzuhalten, unterwarfen sich die Verteidiger der Stadt der Gnade der christlichen Eroberer.
    Tankred akzeptierte die Kapitulation der Ungläubigen und befahl, daß man sein Banner über dem Tempel hissen solle als Zeichen des Schutzes für jene, die hier Zuflucht suchten.
    Gleichzeitig sandte der Gouverneur der Stadt, der noch immer mit ein paar Männern im Davidsturm ausharrte, eine Nachricht an Graf Raimund, in der er erklärte, er sei bereit, die Stadt zu übergeben, wenn ihm Raimund dafür als Gegenleistung sein Ehrenwort gebe und ihm und seinen Männern freien Abzug gewähre; außerdem wolle er ein beachtliches Lösegeld zahlen. Raimund akzeptierte dieses Angebot, und nachdem er das entsprechende Gold erhalten hatte, geleitete er Ifthikar und dessen Leibgarde persönlich aus der Stadt hinaus und zur Straße nach Askalon.
    Mit dem Verschwinden des Gouverneurs

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