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Der Sohn des Kreuzfahrers

Titel: Der Sohn des Kreuzfahrers Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Stephen R. Lawhead
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ihnen gesprochen hat. Weiß man, wer der Mann war?«
    »Hab' ich das nicht schon gesagt? Es war niemand anderes als der heilige Andreas, der Apostel und Bruder des heiligen Petrus, jener Andreas, der während seiner Missionarszeit unzählige Kirchen gegründet hat - einschließlich jener von Konstantinopel.«
    »Der heilige Andreas.«, murmelte Murdo und fragte sich, ob er Emlyn sagen sollte, daß auch er einen weißgewandeten Priester gesehen hatte.
    Aber nein, sagte er sich, jenes Treffen war kein nächtlicher Traum gewesen; es war am hellichten Tag geschehen. Verloren und verwirrt war er nur durch Zufall auf die kleine Kapelle gestoßen. Immerhin hatte er ja auch den Markt nicht wiederfinden können; was nahm es da Wunder, daß er die Kapelle ebenfalls nicht gefunden hatte, als er danach gesucht hatte? Die Straßen waren fremd und voll, die Stadt unbekannt und seltsam, und die Bettler und Kaufleute aufdringlich gewesen - er hatte einfach nicht darauf geachtet, wohin er gegangen war. Darin lag ja wohl kein Mysterium verborgen, oder?
    »Du bist sehr still geworden, Murdo«, bemerkte Emlyn. »Bezweifelst du meine Geschichte auch jetzt noch?«
    »Nein, nein«, antwortete Murdo rasch. »Ich habe nur nachgedacht. Bei Gott! Es ist aber auch wirklich heiß heute!« wechselte er das Thema. »Ich habe bereits das Gefühl, als würde ich auf glühenden Kohlen laufen, dabei sind wir erst vor kurzem losmarschiert.«
    »In der Tat«, bestätigte Emlyn. »Ginge es hier nicht um Jerusalem, glaube ich nicht, daß ich diese Strapazen ertragen würde.«
    Murdo schlug daraufhin vor, daß sie wohl besser ihre Kräfte schonen und von nun an schweigen sollten. In Wahrheit wünschte er sich jedoch nur ein wenig Ruhe, um über das nachzudenken, was er soeben gehört hatte. Mit gesenktem Kopf und gleichmäßigen Schritten marschierte er weiter. Der Mönch fiel nach und nach zurück, und Murdo war allein mit seinen Gedanken.
    Als sie schließlich das kleine Fischerdorf an der Küste erreichten, hatte sich Murdo erfolgreich eingeredet, daß die Entdeckung der heiligen Lanze - egal wie sie auch zustande gekommen sein mochte - nichts mit ihm zu tun hatte. Für ihn zählte weiterhin nur, so rasch wie möglich seinen Vater zu finden.
    Die Mönche folgten König Magnus auf dessen Schiff, und da niemand Murdo etwas Gegenteiliges gesagt hatte, folgte dieser den Mönchen. Nun wirklich ein Kreuzfahrer, ging er den anderen mit Eifer zur Hand. Er hockte sich auf eine Ruderbank, nahm den Riemen auf und ruderte mit aller Kraft, denn er konnte es nun nicht mehr erwarten, endlich Jerusalem zu erreichen.
    Die Männer sprachen von heftigen Kämpfen und Schlachten, und Murdo hörte ihnen zu. Nach einer Weile kam er zu dem Schluß, daß die Pilger in zahlreichen Gefechten mit den Ungläubigen offenbar schwere Verluste erlitten haben mußten. Es hieß, weniger als die Hälfte der Pilger hätten bis hierher überlebt.
    Murdo gestattete sich nicht, darüber nachzudenken, daß sein Vater zu den Toten gehören könnte. Statt dessen klammerte er sich an die Hoffnung, daß Herr Ranulf noch unter den Lebenden weilte; er mußte leben. Ich werde ihn finden, schwor sich Murdo mit jedem Ruderschlag. Ich werde ihn wieder nach Hause zurückbringen.
    Die Nordmänner nutzten die Tage an Bord, um ihre Waffen und Rüstungen für den Kampf vorzubereiten. Sie schärften die Schwerter, Speerspitzen und Äxte, polierten die Ränder ihrer Schilde, ihre Kriegshelme und Harnische, und sie reparierten oder erneuerten sämtliches Lederzeug wie Halte- und Schulterriemen, Waffengehänge und Armbänder. Als König Magnus' Kriegshaufe - insgesamt vierhundert furchteinflößende Wikinger - schließlich den Hafen von Jaffa an der Küste von Palästina erreichte, glänzte und funkelte alles mit kampflustiger Wildheit.
    Jaffa war erst vor kurzem von einer kleinen genuesischen Flotte erobert worden; auch jetzt noch unterstand die Stadt der Kontrolle Genuas. Zwar mußte Magnus den Genuesen eine beachtliche Summe zahlen, damit sie auf seine Schiffe achtgaben, doch andererseits mußte er deshalb auch keine Männer als Wache zurücklassen.
    Die Nordmänner blieben nur kurz in Jaffa. Nachdem sie ihre Karren wieder zusammengebaut und Wasser und Proviant aufgenommen hatten, machten sie sich ohne Verzögerung auf den Weg zur Heiligen Stadt, die zwei Tagesmärsche weiter landeinwärts lag.
    Sie waren noch einen halben Tagesmarsch von Jerusalem entfernt, als sie eine riesige schwarze Rauchsäule am

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