Der Sohn des Kreuzfahrers
Gegenangriffs zu spüren bekommen und die größten Verluste erlitten. Also«, schloß der Mönch traurig, »haben wir schließlich hier gesucht.«
Nach diesen Worten herrschte eine Zeitlang Schweigen, und Murdos Gedanken wanderten wieder zu dem Schatz. »Emlyn«, sagte er, »es gibt da etwas, das ich dir zeigen muß.«
Der Kirchenmann blickte den jungen Mann neben sich an.
»Mein Vater war.«, begann Murdo, doch ihm fielen nicht die richtigen Worte ein. Statt dessen hob er einfach die Grasmatte hoch und enthüllte den Schatz.
Der Mönch starrte auf den Berg von Gold und Silber unter dem Toten. »Oh, fy enaid«, keuchte Emlyn. Er streckte die Hand aus und berührte eine goldene Schüssel. »Dann ist es also wahr. Wir haben Geschichten über phantastische Schätze gehört, doch ich habe niemals zu träumen gewagt.« Er zog die Hand zurück und betrachtete kopfschüttelnd die wertvollen Gegenstände.
»Es war sein Anteil an der Beute«, erklärte Murdo. »Er hat gesagt, ich solle ihn zum Wohle unseres Gutes verwenden.« Ihm versagte die Stimme; plötzlich überkam ihn ein derart starkes Heimweh, daß es ihm den Atem verschlug. »Ich will.«, sagte er und atmete tief durch. »Ich will wieder nach Hause zurückkehren, Emlyn.« Er senkte den Kopf, und seine Tränen fielen in den Staub.
Kurze Zeit später kehrten Fionn und Ronan wieder zurück und verkündeten, das Grab sei vorbereitet. Sie hatten auch ein leinenes Leichentuch mitgebracht; darin wickelten sie den Toten sorgfältig ein und banden es schließlich mit langen Stoffstreifen fest. Als sie anschließend den Leichnam aus dem Zelt tragen wollten, sagte Mur-do: »Einer von uns muß hierbleiben.«
Ronan blickte ihn verwundert an, und Fionn wollte Protest erheben, doch Emlyn erklärte rasch: »Ich werde hierbleiben.«
»Aber warum?« verlangte Fionn zu wissen. »Dafür gibt es keinen Grund. Wir sind hier fertig, und das Zelt kann an jemand anderen gegeben werden. Es ist.«
»Murdo hat seine Gründe«, unterbrach ihn Emlyn. »Geht ihr drei nur. Ich werde hier warten.«
»Werden wir diese Gründe auch erfahren?« fragte Ronan und blickte zu dem zögernden jungen Mann.
Murdo runzelte die Stirn und betrachtete den eingewickelten Leichnam seines Vaters. »Nun gut«, antwortete er. »Emlyn habe ich das Geheimnis bereits anvertraut; also werde ich es euch ebenfalls verraten - getan ist getan.«
Er hob die Grasmatte an und ließ Ronan und Fionn einen Blick auf den Schatz werfen. Die beiden Mönche staunten nicht weniger als Emlyn. Fionn griff in den Haufen hinein und zog einen goldenen Becher mit Rubinen am Rand heraus. »Das ist der Schatz eines Königs!« erklärte er.
»Das ist weniger ein Geheimnis als vielmehr eine Qual«, bemerkte Ronan in scharfem Tonfall. »Wenn du meinen Rat hören willst: Sieh zu, daß du ihn loswirst.«
»Was?« schrie Murdo. Der Vorschlag entsetzte ihn.
»Wahrlich«, betonte Ronan feierlich, »Reichtum wie dieser ist die
Wurzel allen Übels.«
»Sicherlich meinst du die Liebe zu diesem Reichtum, welche die Wurzel allen Übels ist, Bruder«, wandte Emlyn ein, »nicht allein den Besitz.«
»Wahrlich ich sage euch: Es ist leichter, daß ein Kamel durchs Nadelöhr gehe«, erinnerte ihn Fionn, »als daß ein Reicher ins Reich Gottes komme.«
»In der Tat«, bestätigte Ronan und drehte sich zu Murdo um. »Solange du diese Reichtümer dein eigen nennst, droht deiner Seele das Höllenfeuer.«
»Er hat recht, Murdo«, räumte nun auch Emlyn ein. »Der Schatz wird nur ein Fluch für dich sein. Schon bald wird er beginnen, dein Leben und deine Seele zu vergiften, und wenn du nicht sehr, sehr stark bist, wird er dich am Ende töten.«
»Gib ihn weg«, drängte Ronan ernst. »Gib ihn als Almosen für die Armen. Entledige dich seiner, so schnell du kannst.«
»Ich werde ihn nicht weggeben«, widersprach Murdo. »Ich habe meinem Vater versprochen, ihn zum Wohle unseres Landes zu verwenden. Außerdem ist mein Bruder Torf-Einar nun der Herr von Dyrness; er ist es, der darüber zu entscheiden hat, was mit dem Schatz geschehen soll.«
»Sag ihm erst gar nichts davon«, erwiderte Ronan. »Laß das Geheimnis mit deinem Vater sterben.«
»Ich werde den Eid erfüllen, den ich geschworen habe«, erklärte Murdo, »und ich will nichts mehr davon hören. Ich habe euch den Schatz gezeigt, und nun verpflichte ich euch zum Schweigen. Sollte jemand davon erfahren, wird die Schuld auf euch fallen, und ich.«
Ronan hob versöhnlich die Hand. »Halte
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