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Der Sohn des Kreuzfahrers

Titel: Der Sohn des Kreuzfahrers Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Stephen R. Lawhead
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Tier aus seinem Schlaf, das daraufhin den Kopf zurückwarf und schwankend aufstand. Ronan zog an den Zügeln, und die Kreatur stieß ein fürchterliches Blöken aus. »Hat!« wiederholte Ronan streng. Das Kamel blökte erneut; dann drehte es sich um und machte sich langsam auf den Weg den Hügel hinab zum Pfad. Murdo hielt sich mit beiden Händen an dem hölzernen Sattelknopf fest, während das Tier behäbig vorwärts schlurfte; dabei schwankte es so sehr, daß sein widerwilliger Reiter jeden Augenblick fürchtete herunterzufallen.
    Sie erreichten den Pfad und wandten sich Richtung Stadt. »Wirst du mir jetzt sagen, wohin wir eigentlich gehen?« fragte Murdo, der sich inzwischen einigermaßen an das Schwanken gewöhnt hatte.
    »Gerne«, antwortete Ronan. »Während ich mich in der Umgebung der Stadt umgesehen habe, habe ich von einem nahe gelegenen Kloster erfahren. Es liegt außerhalb der Mauern; daher ist es der Zerstörung entgangen. Ich glaube, die guten Brüder dort werden uns helfen.«
    »Ein Kloster«, murrte Murdo. Er hatte das Gefühl, vom Regen in die Traufe zu kommen. »Wie könnte man uns dort schon helfen?«
    »Catacumbae«, antwortete Ronan.
    Murdo erkannte das Wort als Latein, doch er konnte sich nicht an die Bedeutung erinnern, und so fragte er nach.
    »Im Osten«, erklärte der alte Mönch, »werden die Toten häufig in unterirdischen Kammern bestattet. Dort können wir auch un-ser Geheimnis begraben, und die guten Brüder werden darüber wachen.«
    Murdo war keineswegs davon überzeugt. Nichts lag ihm ferner, als den Schatz in der Obhut eines Klosters voller diebischer Priester zurückzulassen. Niedergeschlagen lehnte er sich gegen den Kamelhöcker und hielt in den Schatten nach Räubern Ausschau.
    Bald kreuzte der Pfad einen breiteren Weg, der die kleine Gruppe zur Straße nach Süden führte, und kurz darauf wanderten Mur-do und die drei Mönche unter den Schatten der Stadtmauer entlang. Vor dem Jaffa-Tor passierten sie einen großen, schwelenden Scheiterhaufen. Funken stoben von den glühenden Scheiten gen Himmel. Bereits aus der Entfernung spürte Murdo die Hitze aufseinem Gesicht, und inmitten der Glut sah er menschliche Schädel - Hunderte aufeinander getürmte Schädel, und alle starrten sie ihn voller Bosheit aus ihren leeren Augenhöhlen an. Murdo stellte sich vor, daß die Hitze, die er spürte, dem Zorn der Schädel über den brutalen Verlust ihres Lebens entsprang. Schließlich hielt er ihrem Blick nicht länger stand und wandte sich ab.
    Verstohlen setzte die kleine Gruppe ihren Weg entlang der Westmauer in Richtung der zerklüfteten Hänge des Berges Zion im Hinnomtal fort. Als sie die Südwestecke der Mauer erreichten, teilte sich der Weg ein weiteres Mal: Die Hauptstraße führte weiter Richtung Bethlehem und Hebron, während die andere sich nach Osten, den Berg hinauf, wand.
    Als sie sich dem heiligen Berg näherten, sah Murdo das blasse Schimmern weißgetünchter Häuser, deren größtes von einer Kuppel gekrönt wurde, auf der ein Kreuz thronte. Einen Augenblick später hielten sie an. »Da ist jemand auf der Straße«, sagte Ronan mit leiser Stimme. Er deutete nach vorne zu einer Stelle, wo der Weg nach links den Berg hinauf abbog. »Ich glaube, sie kommen auf uns zu.«
    »Wir sollten die Straße verlassen, bis sie vorüber sind«, schlug Mur-do vor und sah sich um. Unglücklicherweise war der Hang mit Ausnahme von ein paar Dornenbüschen vollkommen kahl. Nirgends
    gab es einen Ort, wo sie sich hätten verstecken können.
    Auch die Mönche bemerkten dies. »Wir werden auf Gottes Schutz vertrauen müssen«, erklärte Ronan. »Kommt, Brüder, laßt uns den Herrn um seine Hilfe bitten.« Sofort begannen die drei mit einem leisen Bittgesang, während Murdo weiter nach einem Versteckplatz Ausschau hielt.
    Inzwischen waren die Fremden ein gutes Stück näher gekommen, und als sie das Kamel und die vier Männer erblickten, eilten sie darauf zu. Kurz darauf konnte Murdo erkennen, daß es sich insgesamt um acht oder zehn Männer handelte - einige trugen Schwerter, andere Spieße -, und der Art nach zu urteilen, wie sie sich bewegten, waren die meisten von ihnen betrunken. Murdo bereitete sich auf die unvermeidliche Konfrontation vor.
    Der vorderste Krieger rief etwas - vermutlich verlangte er von den Mönchen, anzuhalten.
    Einige seiner Gefährten beeilten sich, den Weg zu versperren, obwohl das Kamel bereits stehengeblieben war.
    Die Priester rührten sich nicht, sondern fuhren mit ihren

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