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Der Sohn des Kreuzfahrers

Titel: Der Sohn des Kreuzfahrers Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Stephen R. Lawhead
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von welchem Gegenstand Ihr sprecht, und wir werden ihn Euch mit Freuden übergeben.«
    Dalassenos lächelte. In vielerlei Hinsicht waren diese Kreuzfahrer wie kleine Kinder. »Wißt Ihr es denn nicht?« fragte er. »Dabei ist es doch in jedermanns Mund. Tatsächlich sprechen alle Christen von Jerusalem bis Konstantinopel nur noch von der heiligen Lanze.«

    ach ihrer triumphalen Rückkehr aus dem Rat hatten sich Bo Ar Vhemund, König Magnus und ihre Edlen und Berater in die Privatgemächer des Fürsten zurückgezogen. Wie der Rest von Magnus' Kriegshaufen, so wartete auch Murdo voller Erwartung auf die Rückkehr des Königs von den Beratungen; und wie der Rest der Män-ner, so wurde auch er immer unruhiger und langweilte sich. Doch im Gegensatz zu den anderen war er nicht im geringsten am Ergebnis der Beratungen interessiert. Er wartete lediglich auf den König, um ihn um Auflösung seines Treueids zu bitten, weil er mit Magnus' Segen und mit reinem Gewissen nach Hause zurückkehren wollte.
    Zuerst verbreiteten sich die unterschiedlichsten Gerüchte mit rasender Schnelligkeit. Es hieß, die Beute solle zu gleichen Teilen aufgeteilt werden; andere wiederum behaupteten, gar nichts solle geteilt werden. Die Fürsten hatten einen König gewählt; die Fürsten hatten keinen König gewählt. Der Kaiser war an der Spitze von zehntausend Warägern im Heiligen Land angekommen; der Kaiser stand bereits vor den Toren! Der Kaiser verlangte die Stadt und alle Beute; die Fürsten bereiteten sich auf den Krieg vor.
    Die Stunden vergingen, und als keine weiteren Nachrichten nach außen drangen, hörten die Spekulationen schließlich auf, und die Männer wurden zunehmend mürrisch und gereizt. Die Nordmänner stöhnten und beklagten sich nun offen, und ihre anfangs gute, erwartungsvolle Stimmung verschlechterte sich mehr und mehr. Mur-do dachte darüber nach, ob er der Stimmung entfliehen sollte, indem er einfach hinausginge, doch es war zu heiß, um durch die Straßen zu wandern, und außerdem stank es in der Stadt noch immer wie die Pest. Dann dachte er daran, durchs Tor ins Tal hinauszugehen, aber er fürchtete, sollte er zu lange fortbleiben, könnte er die Gelegenheit versäumen, den König zu sprechen.
    »Sie haben sich weder etwas zu essen noch zu trinken bringen lassen«, bemerkte Fionn. »Also werden wir nicht mehr sehr viel länger warten müssen.«
    »Ich zumindest habe vom Warten die Nase voll«, erklärte Mur-do und sprang unvermittelt auf. »Ich gehe.«
    »Bleib aber in der Nähe«, riet ihm der Mönch. »Ich werde dich rufen, wenn die Beratungen beendet sind.«
    »Leb wohl«, erwiderte Murdo, der sich bereits auf dem Weg befand.
    Er verließ den Hof, eilte den von Säulen gesäumten Korridor zum
    Ausgang entlang und trat hinaus auf die Straße. Kurz bevor er das Jaffa-Tor erreichte, holte ihn Bruder Emlyn ein. »Murdo! Warte!« rief der dicke Mönch. Murdo blieb stehen, und Emlyn gesellte sich zu ihm. »Ich habe gesehen, wie du den Palast verlassen hast. Wo gehst du hin?«
    »Ich will die Sachen meines Vaters holen, und dann gehe ich nach Hause.«
    »Wenn der Rat erst einmal eine Entscheidung gefällt hat, werden wir alle nach Hause gehen. Es kann sich höchstens noch um ein paar Tage handeln - glaube ich -, und dann.«
    »Ich habe keinen Grund, auch nur einen Tag länger zu bleiben«, unterbrach ihn Murdo in scharfem Tonfall. »Ich habe getan, wozu ich hierhergekommen bin. Jetzt kann ich diesen Ort für immer verlassen.«
    »Deine Brüder.«
    »Sie sind nicht länger meine Brüder«, erklärte Murdo verbittert.
    »Ich wollte sagen, daß deine Brüder dich sehr schlecht behandelt haben; aber das ist noch lange kein Grund.«
    »Torf und Skuli haben sich entschieden und ich mich auch. Tatsächlich haben sie mir sogar einen großen Dienst erwiesen. Ich weiß jetzt, daß ich in dieser Angelegenheit allein bin. Also gut. So hat auch alles angefangen, und so werde ich auch weitermachen.«
    »Sprich nicht so«, tadelte ihn der Mönch in sanftem Tonfall. »Komm mit mir zurück, und wir werden mit dem König sprechen. Es wäre gut, wenn du ihm gestatten würdest, dich von dem Eid zu entbinden.«
    Murdo setzte sich wieder in Bewegung. Emlyn folgte ihm. »Du kannst ja zurückgehen, wenn du willst«, erwiderte Murdo. »Mich wirst du nicht dazu überreden.«
    »Wie willst du denn überhaupt nach Orkneyjar kommen?«
    »Viele Kreuzfahrer verlassen bereits die Stadt. In Jaffa werde ich schon ein Schiff finden, das mich mitnimmt.« Als

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