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Der Sohn des Kreuzfahrers

Titel: Der Sohn des Kreuzfahrers Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Stephen R. Lawhead
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Murdo ebenfalls die Hand, der daraufhin eine weitere Goldmünze aus seinem Gürtel zog und ihr gab. Sie schnappte sich die Münze und ließ sie in einer Falte ihres Gewandes verschwinden, beinahe noch bevor ihr Mann etwas davon bemerkt hatte. Bei all dem Glück, das unerwarteterweise über ihn hereingebrochen war, riß der Bauer erschrocken die Augen auf und begann leidenschaftlicher denn je auf Murdo einzureden.
    Nur mit Mühe gelang es Murdo, sich der Verehrung des Bauern und seiner Frau zu entziehen. Schließlich machte er sich jedoch auf den Weg und führte sein neu erstandenes Lasttier hinter sich her. Obwohl er genau wußte, daß der Mann ihn nicht verstand, rief er ihm noch ein letztes Lebewohl zu, als er und Emlyn den Hof verließen.
    »Ich frage mich, ob sie wissen, daß sie ihr Kamel nie wiedersehen werden?« sinnierte Emlyn, während sie den Hügel wieder zur Straße hinunterstiegen.
    »Deshalb habe ich ihnen ja auch die zweite Münze gegeben«, erwiderte Murdo.
    »Das habe ich mir gedacht«, erklärte Emlyn und nickte anerkennend.
    »Sieh mal dort drüben«, sagte Murdo und deutete auf die weiter unten liegende Straße, auf der gerade eine Gruppe von Rittern vorbeizog. »Ob das wohl bedeutet, daß die Beratungen endlich ein Ende gefunden haben?«
    »Wer ist das? Kannst du das erkennen?« fragte Emlyn und blinzelte mit den Augen. »Ist das Balduin?«
    »Nein, nicht Balduin«, antwortete Murdo. »Ich weiß nicht, wer das ist.«
    Die Reiter waren außer Sichtweite verschwunden, lange bevor Mur-do und sein Gefährte wieder die Straße erreichten, und auch als sie den steilen Hang des heiligen Berges emporkletterten, sahen sie nirgends eine Spur der Ritter. Oben angekommen marschierten sie an der Kirche vorbei und zwischen den Flüchtlingen hindurch zum Klostertor. Dieses stand weit offen, und im Hof wimmelte es von Pferden und Bewaffneten. Murdo zögerte nicht; er ging hinein, bevor ihn jemand aufhalten konnte.
    Er und Emlyn hatten jedoch gerade erst zwei Schritte über die Schwelle getan, als ihnen ein verwirrter Pförtner entgegeneilte. »Es tut mir leid«, sagte der Mönch, »aber es darf niemand hinein. Auf Befehl des Kaisers werden die Tore für die Nacht geschlossen.«
    »Bitte«, sagte Emlyn. »Wir werden niemanden stören. Wir wünschen nur, die weltlichen Überreste der Familie dieses Mannes aus den Katakomben zu holen; dann machen wir uns sofort wieder auf den Weg.«
    Der Pförtner runzelte die Stirn. »Es ist der Befehl des Kaisers!« erklärte er mit lauter Stimme und versuchte, sie hinauszudrängen.
    »Ihr habt uns nicht das Tor geöffnet«, erklärte Murdo. »Es stand weit offen, und wir sind hereingekommen. Wenn jemand fragt, dann könnt Ihr ihm ja sagen, wir seien schon drin gewesen.«
    »Das wage ich nicht!« kreischte der Mann. »Der Kaiser.!«
    »Ist der Kaiser hier?« fragte Emlyn und ließ seinen Blick über den Hof schweifen.
    »Nein, aber der Drungarios tön poimön, der persönliche Abgesandte des Kaisers«, klärte ihn der besorgte Pförtner auf. »Er ist soeben vom Rat in der Grabeskirche zurückgekehrt. Ihr müßt sofort gehen. Bitte, es wird mich den Kopf kosten, sollte jemand herausfinden, daß Ihr hereingekommen seid.« Er packte Murdo am Ärmel, als beabsichtige er, ihn hinauszuzerren.
    Murdos Hand schoß vor und ergriff das Handgelenk des Mannes. »Ich werde die weltlichen Überreste meines Vaters aus den Katakomben holen«, sagte er und schob sein Gesicht unmittelbar vor das des Pförtners. »Und wenn ich das getan habe, werde ich sofort wieder von hier verschwinden. Du kannst uns helfen, oder du kannst gehen und uns in Ruhe lassen.«
    Der Pförtner erbleichte und blickte hilfesuchend zu seinem Mitbruder Emlyn. »Ihr seht, wie es ist«, sagte Emlyn. »Es wird nur einen Augenblick lang dauern. Niemand wird uns bemerken.«
    Der Pförtner gab schließlich nach. »Gott sei mir gnädig«, murmelte er und wedelte mit der Hand. »Geht. Geht. Und beeilt Euch!«
    In den Schatten am Rand des Hofes eilten Murdo und Emlyn an den Soldaten vorbei. Auf einer Seite des Hofs, umgeben von einer Gruppe Krieger in glänzenden Rüstungen, bemerkte Murdo den Abt und den dunkelhäutigen Mann, den er in jener Nacht gesehen hatte, da sie den Schatz hier versteckt hatten. Als Murdo und Emlyn an ihnen vorbeihuschten, blickte der Mann auf und starrte Mur-do an; Murdo wußte, daß er erkannt worden war. Der Mann wandte seine Aufmerksamkeit jedoch sofort wieder dem Abt zu, der gerade etwas sagte, und Murdo

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