Der Sohn des Kreuzfahrers
meinem Segen. Möge Gott euch auf eurer Reise beschützen. Wenn ihr mich jetzt bitte entschuldigen würdet? Der Herr von Tarent wartet auf mich.«
Nachdem der König und seine Edelleute verschwunden waren, sagte Emlyn: »Komm. Wir sagen Ronan und Fionn Bescheid und verabschieden uns von ihnen. Dann machen wir uns auf den Weg.«
Sie fanden Ronan, der sich gerade darauf vorbereitete, sich König Magnus anzuschließen, um ihn bei den Beratungen zu unterstützen, und Murdo sagte ihm Lebewohl. »Wieso Lebewohl?« fragte Ronan. »Soll das etwa heißen, daß du uns verläßt?«
»Ja, das tue ich«, antwortete Murdo in entschlossenem Tonfall. Er erklärte den Handel, den er mit König Magnus gemacht hatte, und berichtete von Emlyns Angebot, ihn bis Jaffa zu begleiten. »Der gute Bruder wird dafür sorgen, daß ich einen Platz auf einem Schiff bekomme, aber ich würde leichteren Herzens davonziehen, wenn ich auch deinen Segen hätte.«
»Darum brauchst du mich doch nicht zu bitten, Murdo, mein Herz«, erwiderte Ronan. Liebevoll betrachtete er Murdo. »Wenn ich wüßte, daß ich dich irgendwie von deinem Entschluß abbringen könnte, würde ich dir raten zu bleiben. Aber ich fürchte, das wäre reine Zeitverschwendung.« Er hob die Hand über den Kopf des jungen Mannes und sagte: »Der Herr unser Gott segne dich und bewahre dich vor allem Übel und erweise dir seine Gnade. Das Licht seines Angesichts scheine über dir und gewähre dir Frieden, wohin du auch gehst.«
Dann umarmte er Murdo, wünschte ihm Lebewohl und fragte: »Hast du schon Jon Reißzahn von deinem Entschluß erzählt?«
»Sag du den anderen für mich Lebewohl«, bat Murdo. »Er ist im Augenblick sowieso nicht hier.«
»Dann finde ihn, Murdo«, forderte ihn Ronan auf. »Er wird dir eine gute Reise wünschen wollen.«
»Sag ihm, ich wäre ihm sehr dankbar für seine Fürsorge, und falls er jemals nach Orkneyjar kommen sollte, wird immer ein Krug guten braunen Biers auf ihn warten.«
Die Hitze, die aus der Erde emporstieg, traf die Gesichter der Wanderer wie ein Luftstoß aus einem glühenden Ofen, während sie den schattigen Tunnel des Tors durchquerten. Die Sonne war eine grellgelbe Scheibe in einem von Hitze und Staub blassen, diesigen Himmel. Riesige schwarze Schwärme von Aasvögeln kreisten noch immer in der windstillen Luft über der Stadt; ihr Krächzen und Kreischen hallte von oben herab durch die toten Straßen.
Nachdem sie das Tor durchschritten hatten, bog Murdo sofort auf die Straße nach Hebron ein, die zum Berg Zion und zur Kirche der Heiligen Jungfrau führte. »Wie willst du die Sachen deines Vaters aufs Schiff bekommen?« fragte Emlyn.
»Das wirst du schon sehen«, antwortete Murdo. Mehr wollte er nicht sagen.
Kurze Zeit später kamen sie in Sichtweite des kleinen Weilers, wo Ronan sich das Kamel ausgeborgt hatte. Murdo verließ die Straße und marschierte auf den Hof zu. »Glaubst du, der Mann wird dir sein Kamel geben?« fragte Emlyn.
»Das wird er, wenn er das Gold sieht.«
Sie gingen weiter in Richtung der kleinen, weißgetünchten Lehmhäuser. Als sie den Hof betraten, erschien ein dürrer brauner Hund an der Hausecke und begann lauthals zu bellen. Nur einen Augenblick später trat der Bauer schreiend aus der Tür. Als er sah, wer da vor seinem Haus stand, eilte er herbei, ergriff Murdos Hand und küßte sie, wobei er unablässig in der seltsamen Sprache des Heiligen Landes plapperte.
»Was sagt er?« verlangte Murdo zu wissen.
Emlyn blickte zu dem Bauern und schüttelte den Kopf. »Er spricht, wie du weißt, Aramäisch. Ronan beherrscht diese Sprache, ich nicht.«
Murdo rollte mit den Augen. Er entzog dem Bauern die Hand, griff in seinen Gürtel und holte eine goldene byzantinische Münze hervor. Dann deutete er auf das Kamel, das neben dem Pfosten im Hof kniete. Der Bauer begann erneut zu plappern, deutete ebenfalls auf das Tier und nickte begeistert. Anschließend drehte er sich um und rief etwas ins Haus hinein, woraufhin seine Frau erschien. Sie warf einen schüchternen Seitenblick auf Murdo und huschte zu dem Kamel. Dort angekommen griff sie nach einem Stock, der an dem Pfosten lehnte, schlug das Tier auf die Schulter, schnalzte mit der Zunge und zischte irgend etwas. Gemächlich erhob sich die häßliche Kreatur, und während die Frau die Zügel losband, redete der Bauer unablässig auf Murdo ein, der nur nickte und lächelte.
Nachdem sie ihre Aufgabe beendet hatte, gesellte sich die Frau zu ihrem Mann und küßte
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