Der Sohn des Kreuzfahrers
der Mönch ihn fragte, was er tun wolle, wenn niemand einen freien Platz habe, antwortete er: »Dann werde ich mir eben ein Schiff kaufen. So oder
so, ich will so schnell wie möglich weg von hier.«
»Dann werde ich dich begleiten«, erklärte der Mönch.
»Du bist einer der Berater des Königs; du kannst ihn nicht einfach so verlassen.«
»Ach ja?« bemerkte Emlyn. »Mein Eid hält mich also davon ab, deiner dich aber nicht - oder wie soll ich das verstehen? Erkläre mir das bitte.«
Murdo seufzte. »Was soll ich also tun?«
»Komm mit mir zurück, und bitte den König, dich von deinem Eid zu entbinden, wie es sich gehört. Gib ihm die Möglichkeit, dir seinen Segen zu geben.«
»Und falls er sich weigert?«
»Das ist seine Entscheidung. Er ist der König, und du bist sein Lehnsmann«, antwortete Emlyn. Er ergriff Murdos Arm und drehte den dickköpfigen jungen Mann herum. »Jetzt komm schon, und rechne nicht immer mit dem Schlimmsten. Magnus ist ein vernünftiger Mann und ein ausgesprochen wohlwollender Herr, wenn du ihm nur Gelegenheit gibst, das zu beweisen.«
Murdo kehrte in den Palast zurück und zu dem schier endlosen Warten. Gegen Mittag erschienen die Fürsten wieder und verkündeten, daß sie fest davon überzeugt seien, daß man ihren berechtigten Forderungen schon bald nachkommen würde. Sie sprachen von ihrem neuerlichen Eifer, einander zu unterstützen, und von der festen Absicht, sich für die außergewöhnlichen Dienste ihrer Kämpfer erkenntlich zu zeigen. Anschließend zog sich Bohemund mit seinen Edelleuten wieder in seine Gemächer zurück und überließ Magnus seinen Männern.
Es folgte eine weitere Zeit des Wartens, während der der König die Fragen erregter Nordmänner beantwortete und ihre Ängste zerstreute. Schließlich war Murdo an der Reihe. Mit Emlyn an seiner Seite trat er vor den König und sagte: »Mein Herr und König, ich erbitte Eure Gunst und Eure Nachsicht.«
»Sprich offen, mein Freund«, forderte ihn Magnus freundlich auf. »Aber ich bitte dich: Sprich rasch, denn ich muß schon bald wieder zu Bohemund, damit wir unsere Beratungen fortsetzen können.«
In knappen Worten erklärte Murdo seinen Wunsch, so rasch wie möglich wieder nach Hause zurückzukehren. Er bat den König, ihn von dem Treueid zu entbinden, versprach ihm aber gleichzeitig weiterhin Treue und Freundschaft, woraufhin Magnus antwortete: »Auch ich teile deinen Wunsch, wieder nach Hause zurückzukehren. Aber ich bitte dich, mir noch ein wenig mehr von deiner Geduld zu borgen. Wir werden Jerusalem schon bald alle gemeinsam verlassen, und wir werden als reiche Männer gehen.«
Als er dies hörte, ließ Murdo alle Hoffnung sinken. Die Vorstellung, auch nur einen Tag länger in Jerusalem bleiben zu müssen, erfüllte ihn mit Furcht. Er raffte all seinen Mut zusammen und sagte: »Verzeiht mir, Herr Magnus, aber ich bin gerne bereit, Euch meinen Anteil an der Beute zu geben, wenn Ihr mir nur gestattet, bereits jetzt nach Jaffa aufzubrechen.«
Magnus dachte kurz darüber nach. »Dein Angebot führt mich in Versuchung«, gestand er ein. »Doch ich wäre ein schlechter Herr, wenn ich darauf eingehen würde. Die Straße zwischen hier und Jaffa ist nicht sicher, und ich kann keinen Mann entbehren, dich zu begleiten. Daher fürchte ich, wirst du bleiben und deinen gerechten Anteil an der Beute annehmen müssen, den Fürst Bohemund und ich in eben diesem Augenblick aushandeln.«
Der König drehte sich um und machte sich davon. In einem letzten verzweifelten Versuch bemühte sich Murdo, den König doch noch umzustimmen. »Falls ich jemanden finden sollte, der mich begleitet, mein Herr und König, würdet Ihr dann zustimmen?«
Magnus schüttelte abschätzig den Kopf. »Falls du jemanden finden solltest, der freiwillig seinen Anteil an der Beute aufgibt, dann darfst du mit meinem Segen von dannen ziehen.« Er kicherte freudlos. »Aber wie ich meine Männer kenne, wirst du noch versuchen, einen von ihnen dazu zu überreden, wenn wir bereits in Jaffa Segel setzen.«
»Ich werde ihn begleiten«, meldete sich Emlyn zu Wort und trat vor.
Magnus runzelte die Stirn.
»Wenn Ihr gestattet, Herr«, fügte der Mönch rasch hinzu, »dann könnte ich ihn bis Jaffa begleiten und Euch dort erwarten. Das wäre kein Problem für mich, denn schließlich erhalte ich als Priester ohnehin keinen Anteil.«
»Also gut«, stimmte Magnus ungeduldig zu. »So soll es sein. Ich beuge mich dem Urteil meines weisen Ratgebers. Geht mit
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