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Der Sohn des Kreuzfahrers

Titel: Der Sohn des Kreuzfahrers Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Stephen R. Lawhead
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Blick auf den Davidsturm; dann kehrte er Jerusalem den Rücken zu und richtete den Blick gen Westen. »Wir werden uns neben der Straße einen Schlafplatz suchen«, sagte er. »Hast du Hunger?«
    »Ein wenig Brot und Wein käme mir schon sehr gelegen«, antwortete Emlyn; »aber im Augenblick bin ich noch recht zufrieden.«
    »Vielleicht können wir von einem Bauern etwas zu essen und zu trinken kaufen«, bemerkte Murdo. »Aber hoffentlich finden wir zumindest etwas Wasser.«
    »Falls nicht, dann werden wir eben fasten wie wahre Pilger ... bis wir Jaffa erreichen«, erklärte Emlyn gut gelaunt.
    Nach einer Weile bog die Straße Richtung Norden ab, und die beiden Wanderer konnten die Lagerfeuer der Kreuzfahrer auf den Hügeln und im Tal nördlich der Stadt sehen. Der Himmel war nun beinahe völlig schwarz, und die ersten Sterne funkelten am Firmament. Die Straße führte steil in die Hügel hinauf, bevor sie ihren langen Abstieg zum Meer begann. Nachdem Emlyn und Mur-do erst einmal das Tal hinter sich gelassen hatten, wurde es merklich kühler, und sie spürten eine leichte, angenehme Brise auf der Haut. Ja, und es ist auch ein gutes Gefühl, wieder auf dem Weg zu sein, dachte Murdo. Es ist ein gutes Gefühl, wieder nach Hause zu gehen.
    D

    as war sehr unbesonnen von dir, Gottfried«, bemerkte Balduin und hielt seinen Becher in die Höhe, damit man ihn wieder
    füllen konnte. »Wie konntest du nur versprechen, dem Kaiser einen Schatz zu übergeben, ohne zu wissen, um was es sich handelt?«
    »Wäre es dir lieber gewesen, er hätte Jerusalem genommen?« erwiderte Gottfried mürrisch und funkelte seinen Bruder und die Edelleute an, die mit ihm zusammensaßen. Der Tag hatte mit einem überwältigenden Sieg begonnen und war in einer unvorstellbaren Katastrophe geendet. Bei seinem ersten Akt als Herrscher der Heiligen Stadt war es ihm gelungen, die heiligste aller Reliquien zu verlieren.
    Die Herren des Westens waren wütend auf ihn und schrien nach Blut. Einige von ihnen weigerten sich sogar offen, den Eid zu erfüllen, den sie dem Kaiser gegenüber geleistet hatten, und forderten statt dessen, Byzanz den Krieg zu erklären. Die Tatsache, daß die Zahl der kaiserlichen Truppen die der arg dezimierten Pilgerheere inzwischen bei weitem überstieg, war offenbar noch niemandem aufgefallen.
    Jerusalem war erobert. Die berauschenden Tage, die dem Fall der Stadt gefolgt waren, wichen Tagen des nüchternen Nachdenkens -zumindest für Gottfried von Bouillon, den Verteidiger des Heiligen Grabes, wenn schon für niemand anderen. In der kurzen Zeit seit seinem glorreichem Aufstieg und der unmittelbar folgenden grausamen Ernüchterung hatte Gottfried immer und immer wieder über seine wenig beneidenswerte Position nachgedacht. Die Herren des Westens hatten die Heilige Stadt befreit, doch der Preis war fürchterlich gewesen. Außerdem würden viele der Kreuzfahrer schon bald wieder in ihre Heimat zurückkehren, und dann wäre er allein und von Scharen listiger, erbarmungsloser Feinde umzingelt: Türken und Sarazenen, soviel stand fest, und vermutlich auch Syrer und Armenier, die, obwohl Christen, immer und immer wieder unter den Pilgern gelitten hatten. Alle diese Feinde kannten das Land, und sie waren weit weniger empfindlich gegenüber der Hitze als Gottfrieds kriegsmüdes Heer.
    Gottfried war sich der traurigen Wahrheit nur allzu bewußt: Die Kreuzfahrer würden schon bald auf die Hilfe des Kaisers angewiesen sein. Enge Beziehungen zu Alexios waren die einzige Möglichkeit, an Unterstützung zu kommen. Wenn er nicht noch eine göttliche Eingebung haben würde - noch diese Nacht! -, würde Gottfried morgen Jerusalems wertvollsten Schatz als Zeichen des Friedens an den Abgesandten des Kaisers übergeben und Alexios' Oberhoheit anerkennen müssen. Allein die Vorstellung reichte aus, daß er sich unbehaglich wand. Er würde zum Gespött der gesamten Christenheit werden - der Herr von Jerusalem: ein Vasall der Griechen!
    »Oh, schau nicht so trübsinnig drein, Bruder«, sagte Balduin über den Rand seines Bechers hinweg. »Die Nacht ist noch jung. Es wird uns schon noch etwas einfallen.«
    »Das sagst du«, schnaufte Gottfried. »Du kannst morgen zurück nach Edessa reiten und deine Herrschaft in Prunk und Pracht antreten. In der Zwischenzeit beginnt meine Schmach und meine Schande - und das nur, weil ich dem Kaiser die heilige Lanze übergeben muß!«
    Das ständige Jammern seines Bruders langweilte Balduin allmählich. Er trank einen

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