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Der Sohn des Kreuzfahrers

Titel: Der Sohn des Kreuzfahrers Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Stephen R. Lawhead
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machten sie sich bereits wieder auf den Weg. Als die Sonne über den Hügeln hinter ihnen erschien, blickten sie die Straße hinunter, die sich über eine Reihe langer, flacher Hänge zum Meer hinunterwand. Verstreut liegende Bauernhöfe standen an den Hängen, und als die Sonne die ersten Schatten warf, machten sich Emlyn und Murdo zum nächstgelegenen dieser Höfe auf, in der Hoffnung, dort etwas Wasser bekommen zu können und vielleicht auch eine Handvoll Futter für das Kamel.
    Als sie den staubigen Hof erreichten, war Emlyn bereits schweiß-überströmt. Da niemand hierzusein schien, gingen die beiden Wanderer zum Brunnen und ließen einen ledernen Wasserschlauch in das dunkle, kühle Loch hinab. Zunächst fürchtete Murdo, der Brunnen sei ausgetrocknet; doch als sie kurz darauf den Schlauch wieder nach oben zogen, war er zur Hälfte mit schlammbraunem Wasser gefüllt, welches Murdo in einen in der Nähe stehenden Trog goß, damit das Kamel davon trinken konnte. Murdo wiederholte diesen Vorgang; dann ließ er den Schlauch ein drittes Mal hinab, zog ihn wieder hoch und bot Emlyn den ersten Schluck an. Der Mönch schniefte und nahm zwei Schluck. »Ich habe schon Schlimmeres getrunken«, erklärte er und wischte sich mit dem Ärmel über den Mund. »Es wird uns zumindest auf den Beinen halten, bis wir etwas Besseres auftreiben können.«
    »Wie auch immer: Wir brauchen mehr Wasserschläuche«, erwiderte Murdo und blickte zu dem Bauernhaus aus Lehmziegeln. Fliegen summten durch den Hof, doch ansonsten war es vollkommen still. »Ich frage mich, ob das Haus verlassen ist.«
    »Das werden wir bald herausfinden«, sagte Emlyn und ging auf das Haus zu.
    Eine schmutzige, zerrissene Decke hing vor dem Eingang. Emlyn schlug sie beiseite und rief mit lauter Stimme: »Im Namen unseres Herrn Jesus Christus, ich bitte Euch: Kommt heraus und begrüßt zwei müde Pilger!« Er wartete; dann rief er erneut. Als er abermals keine Antwort erhielt, drehte er sich wieder zu Murdo um. »Ich glaube, es ist niemand hier.«
    Murdo band das Kamel an den Trog und überquerte den Hof mit schnellen Schritten, während Emlyn einen Blick in das Haus warf. »Leer«, sagte er, als Murdo sich neben ihn in den Eingang drängte.
    Murdo ließ seinen Blick durch den einzigen Raum schweifen. Seine Augen gewöhnten sich rasch an das dämmrige Licht im Inneren des Hauses. Ein kleiner, niedriger Tisch und ein dreibeiniger Stuhl standen neben der Tür, und in der Mitte des Raums befand sich ein Herd. Murdo legte die Hand auf die Asche: Sie war kalt. Es war nicht mehr festzustellen, vor wie langer Zeit dieser Ort verlassen worden war. Neben dem Herd befand sich eine Sammlung von Tontöpfen und -krügen in verschiedenen Größen, allesamt rissig und schwarz vom Feuer. Außer diesen Dingen war der Raum vollkommen leer; höchstwahrscheinlich hatten der Bauer und seine Familie alles von Wert mitgenommen.
    »Sieh mal hier!« rief Emlyn und deutete auf einen kleinen groben Stoffsack, der an einem hölzernen Haken an der Wand hing. Der Mönch ging zu dem Sack und schaute hinein. »Gott sei gelobt, denn er hilft den Seinen in der Not!«
    »Was ist das?« fragte Murdo ungeduldig. Das leere Haus machte ihn nervös; es gefiel ihm hier nicht, und er wollte sich so rasch wie möglich wieder auf den Weg machen.
    »Korn«, antwortete der Mönch. Er griff in den Sack, und holte eine Handvoll heraus, die er in seiner Tasche verschwinden ließ. »Genug für das Kamel, und für uns ist auch noch genug da, wenn wir nichts Besseres finden.«
    »Gut«, sagte Murdo. »Wir werden auch ein paar von diesen Krügen hier mitnehmen - für Wasser.« Er sammelte einige der Tongefäße ein, ging zum Brunnen und begann sie zu füllen. In der Zwischenzeit band Emlyn die mit Korn gefüllte Tasche an das Traggestell des Kamels; dann holte er die Krüge von Murdo ab, verstaute sie ebenfalls auf dem Kamel, und schließlich erschien Murdo mit dem gefüllten Wasserschlauch und hängte ihn um den Sattelknopf.
    »Wir sollten uns wieder auf den Weg machen, bevor es zu heiß wird«, sagte Murdo, nachdem alles verstaut war. Er blickte in den
    Himmel, der im Osten bereits weiß von der kommenden Hitze des Tages schimmerte. »Wir können später eine Pause einlegen und uns ausruhen.«
    Sie verließen den Bauernhof, und ein wenig erfrischt setzten sie ihre Reise fort. Das Land war ruhig: Es waren weder Menschen auf den Feldern zu sehen, noch vermochten die beiden Wanderer in der Nähe der Häuser

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