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Der Sohn des Kreuzfahrers

Titel: Der Sohn des Kreuzfahrers Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Stephen R. Lawhead
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winkte verächtlich ab.
    »Habe ich irgend etwas davon gesagt, daß du Priester werden sollst? Die meisten Cele De sind Priester, das ist wahr. Die meisten, aber nicht alle.«
    Das erregte Murdos Interesse. Er fragte, was er tun müsse, um ein Cele De zu werden. Emlyn antwortete: »Du solltest besser fragen, was du tun mußt, nachdem du dich uns angeschlossen hast.«
    »Heißt das, du willst es mir nicht sagen?«
    »Das heißt«, erwiderte der Mönch, »daß du gut daran tätest, darüber nachzudenken, welchen Preis es kostet, dem Wahren Weg zu folgen.«
    »Wie soll ich denn wissen, welchen Preis es kostet«, beschwerte sich Murdo, »wenn mir niemand sagt, was der Preis ist? Wer sind die Cele De überhaupt, daß sie jedermann mit solchem Mißtrauen begegnen?«
    Emlyn seufzte müde, als wäre gerade ein schlafender Hund erwacht, um erneut nach ihm zu schnappen. »Seit den Zeiten König Osw-ys - jenes armen umnachteten Mannes, der sich von seiner bösartigen Frau und diesem gierigen sächsischen Bischof hat leiten las-sen -, seitdem mußten wir fortwährend Roms Beleidigungen ertragen. Die Cele De, die länger in diesem Land waren als jeder Sachse, wurden überall von den hinterhältigen Lakaien des Papstes gejagt, und schließlich hat man uns in die Wildnis hinausgetrieben.« Der Priester verschränkte die Arme vor der Brust.
    »Wir, die wir die Lehren des Herrn als erste zu den Heiden trugen, werden von jenen geschmäht und getadelt, die aus unseren Händen die Erlösung empfangen haben.« Emlyns Stimme wurde immer lauter. »Wir, die wir mit unseren erlauchten Brüdern an der Festtafel sitzen sollten, sind gezwungen, im Hof mit den Aussätzigen und Übeltätern zu stehen! Das allmächtige Rom stopft sich in den Reichen der Könige mit allem voll, was es in seine gierigen Finger bekommen kann, doch uns verweigert man selbst den beschei-dendsten Anteil. Nachdem wir Licht und Leben zu jenen gebracht haben, die solange in Tod und Dunkelheit lebten, hat man uns zu Wanderern gemacht und zu Ausgestoßenen - selbst in jenen Ländern, wo man einst beim Klang des Namens Cele De vor Freude gesungen hat.«
    Murdo starrte den Mönch verwundert an. Er wußte, daß gewisse Spannungen zwischen Rom und den Cele De existierten, doch er hatte noch nie gehört, daß sich einer der guten Brüder so vehement darüber beschwert hatte. »Das ist also der Grund, warum ihr König Magnus als euren Beschützer ausgewählt habt«, sagte Murdo und dachte darüber nach, was Emlyn zu Anfang gesagt hatte.
    Als Emlyn Luft holte, um etwas darauf zu erwidern, hallte ein Donnern durch die Luft, als braue sich in der Ferne ein Sturm zusammen. Sowohl er als auch Murdo drehten sich unwillkürlich um und blickten die Straße zurück. Im selben Augenblick erscholl das Donnern erneut, diesmal lauter.
    »Noch mehr Krieger, vermute ich«, sagte Emlyn. »Es scheint, als werden wir auf dieser Straße niemals allein sein.«
    Das Donnern von Hufen rollte unaufhaltsam auf sie zu. Es klang beunruhigend. »Sie kommen rasch näher«, bemerkte Murdo, »und es sind viele.«
    »Vielleicht werden wir auf dem Weg doch noch ein wenig Gesellschaft haben.«
    »Nein«, widersprach Murdo und schaute sich nach einem Ort um, der ihnen Zuflucht bieten könnte. »Machen wir, daß wir von der Straße kommen.« Ein Stück weiter lief die Straße durch die Überreste eines Zedern- und Pinienwaldes, aber bis dorthin würden sie es nicht mehr rechtzeitig schaffen, und der letzte Bauernhof, an dem sie vorübergekommen waren, war bereits so weit weg, daß er nicht mehr zu sehen war. Abgesehen von Felsbrocken in verschiedenen Größen und dem für Palästina typischen gelegentlichen Olivenbaum oder Dornenbusch war das Land um sie herum vollkommen kahl.
    »Dort drüben.« Murdo deutete auf einen Dornenbusch, der inmitten eines Haufens von Felsbrocken wuchs; gemeinsam ragten Busch und Felsen aus der Landschaft heraus. Wenn sie das Kamel dazu bewegen könnten, sich hinzuknien, wäre es ihnen möglich, sich dort zu verstecken.
    Murdo packte das Halfter des Kamels und trieb das Tier auf den Felshaufen zu. Sie hatten die Straße jedoch gerade erst verlassen, als das Kamel den Kopf zurückriß und unvermittelt stehenblieb. Mur-do zerrte am Halfter, doch das Tier weigerte sich hartnäckig weiterzugehen.
    »Sie kommen!« rief Emlyn. »Ich kann sie sehen!«
    Murdo wirbelte herum. Die Reiter erschienen gerade über der Hügelkuppe, doch sie waren noch zu weit entfernt, als daß man sie hätte zählen

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