Bücher online kostenlos Kostenlos Online Lesen

Der Sohn des Kreuzfahrers

Titel: Der Sohn des Kreuzfahrers Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Stephen R. Lawhead
Vom Netzwerk:
mit seiner freien Hand herunter, während er gleichzeitig das Messer drehte, und der Pfeil kam heraus. Der Arm des Mannes zuckte kurz; dann lag er wieder regungslos da.
    »Das hast du gut gemacht«, keuchte Murdo und warf den Pfeil beiseite.
    Der Mönch reichte ihm das Messer. »Schneide ein paar Streifen aus seinem Umhang heraus, und wir können ihn verbinden«, sagte er und schüttete erneut Wasser auf die Wunde. Dann holte er einen kleinen Beutel aus seiner Tasche, in dem sich ein gelbes Pulver befand, von dem er eine Fingerspitze auf die Schulter träufelte, bevor er die Stoffstreifen entgegennahm, die Murdo ihm reichte, und die Wunde verband.
    Nachdem das erledigt war, wandte Emlyn seine Aufmerksamkeit der Wunde in der Hüfte des Mannes zu und entfernte auch diesen Pfeil mit derselben Geschicklichkeit, die Murdo bereits bei der ersten Wunde in Erstaunen versetzt hatte. Zweimal an diesem ereignisreichen Tag hatte der Mönch ihn überrascht; er fragte sich, welche Fähigkeiten der Priester noch besaß, von denen er nichts wußte.
    Sie waren gerade dabei, die Hüftwunde zu verbinden, als sie von den Hügeln im Osten her das Donnern von Hufen vernahmen. In der Erwartung, heranstürmende Seldschuken zu sehen, drehte sich Murdo in Richtung des Geräuschs um. Doch statt Türken sah er im gelben Licht der untergehenden Sonne zwei lange Kolonnen von Rittern herangaloppieren.
    »Wer ist das?« fragte Emlyn, stand auf und stellte sich neben Mur-do. »Die Banner - kannst du sie erkennen?«
    »Schwarz und Gelb, glaube ich«, antwortete Murdo.
    »Schwarz und Gelb. Das ist Fürst Bohemund«, sagte Emlyn.
    Die Kreuzfahrer umritten das Schlachtfeld und erreichten schließlich jene Stelle, wo sich ihre Gefährten zum letzten Kampf gestellt hatten. Dort hielten sie an, und viele Ritter stiegen ab und liefen zwischen ihren toten Kameraden umher. In der Zwischenzeit ritten die Anführer zu dem Kaufmann mit dem schwarzen Hut, der die Leichenfledderer befehligte.
    »Bleib bei ihm«, sagte Murdo zu Emlyn. »Ich will wissen, was dort gesprochen wird.«
    »Seid gegrüßt, Freunde!« rief ein großer, breitschultriger Mann dem Kaufmann und seinen Gehilfen gerade zu, als Murdo sich ihnen näherte. Der polierte Helm und Harnisch des Ritters schimmerte golden im Licht der Abenddämmerung. Sein langes blondes Haar quoll unter dem Helm hervor, und seine kräftigen Muskeln waren gespannt, während er versuchte, sein Pferd ruhig zu halten. Die gelassene, befehlsgewohnte Art des Mannes verriet Murdo, daß dies Bohemund persönlich sein mußte.
    »Ich sehe keine Überlebenden von Herrn Gottfrieds Abteilung.« Er betrachtete die kleine Versammlung mit ernsten dunklen Augen.
    »Ich bitte Euch: Sagt mir, daß ich mich irre.«
    Der Kaufmann nahm es auf sich, für alle zu antworten. »Leider habt Ihr recht, mein Fürst. Die Türken haben ihnen einen Hinterhalt gelegt. Ihr Sieg war vollständig; es gab keine Überlebenden.«
    »Wenn Ihr gesehen habt, wie sie den Hinterhalt gelegt haben«, sagte der Mann an Bohemunds Seite, »dann frage ich mich, warum Ihr keine Männer aus der Stadt geschickt habt, um Gottfrieds Leuten zur Hilfe zu eilen.«
    »Sie hatten Feuer ans Tor gelegt«, erwiderte der Kaufmann. »Was hätten wir denn tun sollen?«
    »Besitzt die Stadt keine anderen Tore?« verlangte der Ritter wütend zu wissen.
    Bohemund hob die Hand und gebot Schweigen. »Laßt es gut sein, Bayard. Getan ist getan.« Er deutete auf den Wagen, in den die Waffen verladen wurden. »Geht, und seht nach, was sie gefunden haben.« Der Ritter ritt zum Wagen, und während er die Stadtbewohner befragte, wandte sich der Fürst ein weiteres Mal an den Kaufmann. »Diese Männer kamen aus Jerusalem. Muß ich davon ausgehen, daß sie die Stadt gar nicht erst erreicht haben?«
    »Leider ja, mein Fürst, sie haben sie nicht erreicht«, bestätigte Schwarzhut. »Unglücklicherweise wurden sie angegriffen, bevor sie sich in den Schutz der Mauern flüchten konnten.«
    Der Fürst von Tarent nickte und schaute sich um. Als er Murdo erblickte, sagte er: »Du da. Hast du es genauso gesehen?« In der Frage lag weder Mißtrauen noch Vorwurf. Gnädig blickte Bohemund auf den jungen Mann herab; in der Abenddämmerung schimmerte sein Gesicht rötlich.
    »Wir haben den Kampf nur aus der Ferne gesehen«, antwortete Murdo und deutete auf die Hügel im Osten. »Als wir hier ankamen, war die Schlacht bereits vorüber. Aber es gibt da.«, begann er in der Absicht, dem Fürsten zu berichten,

Weitere Kostenlose Bücher