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Der Sohn des Kreuzfahrers

Titel: Der Sohn des Kreuzfahrers Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Stephen R. Lawhead
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jeden Löffel mit einem kräftigen Schluck Wein herunterspülte - eine Mischung von hervorragendem Geschmack.
    Als Murdo schließlich von der dritten Schüssel aufblickte, stell-te er überrascht fest, daß der Tag sich dem Ende zuneigte; die Schatten im Hof wurden immer länger. Viele der Feiernden hatten die Tafel verlassen: Einige schlenderten Arm in Arm über das Klostergelände, während andere darauf warteten, vor der Heimreise vom Bischof empfangen zu werden. Murdo suchte nach Ragna und ihrer Familie, doch er konnte sie nirgends finden.
    Er suchte noch immer, als irgend jemand seinen Namen rief. Mur-do drehte sich um und sah Skuli, der ihm winkte, er solle kommen; dann entdeckte er seine Eltern inmitten der Menge, die auf eine Audienz beim Bischof wartete. Widerwillig stand Murdo auf, um sich zu ihnen zu gesellen.
    »Du willst uns schon verlassen?« fragte Gundrun und legte Murdo freundschaftlich die Hand auf die Schulter.
    »Leider«, erwiderte Murdo. »Ich muß gehen, oder man wird mich hier zurücklassen.« Er verabschiedete sich von seinen Tischnachbarn und dankte ihnen dafür, daß sie ihm vom Heiligen Land erzählt hatten. Nachdem die beiden Männer den Abschiedsgruß erwidert hatten, drehte Murdo sich um und ging leicht schwankend zu seinem Vater, der just in diesem Augenblick vor den Bischof trat.
    Murdo kam gerade rechtzeitig, um den Kirchenmann sagen zu hören: »Das hat man mir berichtet. Trotzdem hatte ich gehofft, man könnte Euch doch noch dazu bewegen, die Angelegenheit einmal in einem anderen Licht zu betrachten, Herr Ranulf. Es ist eine lange Reise und alles andere als ungefährlich. Ich bin sicher, Ihr könntet ruhigeren Gewissens reisen, wenn Ihr wüßtet, daß Euer Besitz in guten Händen ist.«
    Ranulf lächelte mit ehrlich empfundener Freundlichkeit. »Eure Sorge gereicht Euch zur Ehre, mein Herr Bischof; doch die Angelegenheit ist bereits erledigt. Meine Gemahlin ist durchaus in der Lage, das Gut zu verwalten. Um ehrlich zu sein, sie hat schon die vergangenen zwanzig Jahre die meiste Arbeit getan.«
    »Selbst die erfahrensten Verwalter benötigen von Zeit zu Zeit Hilfe«, bemerkte der Bischof und nickte Frau Niamh zu. Niamh lächelte. Es war ein katzenhaftes Lächeln, und Murdo wußte, daß seine Mutter sich gerade auf eine bissige Antwort vorbereitete.
    Doch bevor sie auch nur Luft holen konnte, kam ihr Ranulf rasch mit den Worten zuvor: »Das ist natürlich der Grund, warum auch mein Sohn Murdo hierbleiben wird. Er ist ein rechtschaffener junger Mann, und er weiß, was auf dem Hof zu tun ist. Außerdem werden auch unsere Pächter ihren Teil zur Arbeit beitragen.« Der Herr von Dyrness blickte stolz zu seiner Frau. »Wie Ihr sehen könnt, habe ich viel über diese Angelegenheit nachgedacht«, schloß er seine Ausführungen, »und Ihr werdet mir sicher zustimmen, daß meine kurze Abwesenheit keine größeren Probleme verursachen sollte, zumal Jarl Erlend in Orkneyjar bleibt. Außerdem will ich niemandem unnötige Mühe bereiten. Ich weiß, daß Ihr schon genug mit jenen Ländereien zu tun habt, die andere in Eure Obhut gegeben haben. Wenn ich wüßte, daß die Regelung meiner Angelegenheiten für irgend jemanden eine Last wäre, könnte ich nicht mehr ruhig schlafen.«
    Dann wünschte Herr Ranulf dem Bischof einen guten Tag; Frau Niamh verabschiedete sich ebenfalls und bedankte sich für das üppige Festmahl, das dem Heiligen, dessen man heute gedachte, wahrhaft angemessen gewesen sei. Der Bischof segnete Ranulf und Niamh zum Abschied, und als diese sich daraufhin umdrehten, fügte er noch hinzu, sollte Herr Ranulf doch noch seine Meinung ändern, würde er den Bischof jederzeit bereit finden, Dyrness in seine Obhut zu nehmen.
    Schließlich verabschiedeten sich auch Torf und Skuli, und zu guter Letzt murmelte Murdo ein paar Abschiedsworte; dann wurde die Familie abermals durch die Kathedrale geführt und hinaus auf den Vorplatz. Gemeinsam gingen sie den flachen Kirchenhügel zur Bucht hinunter und bestiegen das Boot, um die Heimreise anzutreten. Es wehte ein gleichmäßiger, doch schwacher Wind aus Nordost, und die See war ruhig. Die Fahrt versprach angenehm und schnell zu werden.
    Ranulf weckte Peder, den Steuermann, der auf der Ruderbank eingeschlafen war, und befahl Torf und Skuli, das Segel vorzubereiten, während er mit Murdo die Leinen losmachte. Schließlich packten sie die zwei langen Ruder und stießen sich von der Anlegestelle ab. Alle vier Männer ruderten, bis sie sich weit

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