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Der Sohn des Kreuzfahrers

Titel: Der Sohn des Kreuzfahrers Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Stephen R. Lawhead
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Ranulf.
    »O ja«, stimmte ihm Brusi zu. »Ich fürchte nur, daran ist nichts mehr zu ändern. Wir müssen Rouen bis spätestens Mitte August erreicht haben, wenn wir uns den Männern des Königs anschließen wollen.«
    »Ja, ja, das verstehe ich schon«, erwiderte Herr Ranulf, »aber ich hatte eigentlich gehofft, wir würden nicht so schnell aufbrechen.«
    Ihr Gespräch wurde von der Ankunft Bischof Adalberts unterbrochen, der seine Gäste zu Tisch rief - die Frauen an die Tische zur Linken, die Männer an die zur Rechten. In dem lebhaften, doch nicht würdelosen Gedränge, das daraufhin einsetzte, wurde Murdo auf eine Bank zwischen zwei Kaufleute von mehr als beachtlichem Leibesumfang gedrückt. Der Mann links von ihm beäugte ihn mißtrauisch, als fürchte er, Murdos Anwesenheit könne den Fest- zum Fastentag verwandeln, doch der andere zwinkerte ihm zu und lächelte. »Gehst du auch nach Jerusalem, Junge?«
    »Nein, mein Herr«, antwortete Murdo in einem Tonfall, der seinen Nachbarn davon abhalten sollte, weiter nachzufragen.
    »Aha.« Der Kaufmann nickte weise. Murdo wußte jedoch nicht, ob dieses Nicken bedeutete, daß der Mann es guthieß, daß er sich nicht dem Kreuzzug anschloß, oder nicht. »Ich bin Gundrun«, stellte der Mann sich vor, »und ich grüße dich, junger Mann.«
    »Gott mit euch, mein Herr«, erwiderte Murdo. Er nannte seinen Namen, deutete zu seinem Vater und seinen Brüdern, die einige Plätze weiter saßen, und erklärte dem Kaufmann, wer sie waren.
    Der mißtrauische Kaufmann zur Linken reagierte auf diese Erklärung mit einem tiefen Grunzen, woraufhin Gundrun sagte: »Kümmere dich nicht um ihn, Murdo Ranulfson. Er ist immer so schlecht gelaunt, stimmt's nicht, Dufnas? Besonders bei einem Festmahl, das auf ein Hochamt folgt.« Der linke Mann grunzte erneut und wandte seine Aufmerksamkeit verdrießlich in eine andere Richtung.
    In diesem Augenblick erschien ein Mönch mit einem Stapel flacher, runder Brote. Er ging die Bank entlang und legte vor jeden Gast einen Laib Brot. »Sieh an«, sagte Gundrun. »Das Essen kommt.«
    Murdo blickte auf den einsamen Laib Brot und suchte anschließend die Tafel nach Schüsseln oder Bechern ab, doch da er nirgends etwas Derartiges entdeckte, glaubte er seine schlimmsten Befürchtungen bestätigt: Heute würde es nichts außer einem trockenen Stück Brot für ihn geben - noch nicht einmal einen Schluck Wasser, um es herunterzuspülen. Unfähig, seine Enttäuschung noch länger für sich zu behalten, teilte er die düsteren Vorahnungen seinem kräftigen Nachbarn mit.
    Doch Gundrun zwinkerte ihm nur erneut zu und erwiderte: »Hab Vertrauen, mein Freund.«
    Wie als Antwort auf diese hoffnungsvollen Worte entstand eine Unruhe auf der anderen Seite des Platzes, und Murdo sah etwas aus dem Kloster treten, das er für eine Prozession hielt. Mönche in Paaren, Dutzende von ihnen, mit jeweils einer großen Speiseplatte zwischen sich betraten den Rasen und gingen zu den großen Tischen, wo sie ihre Last abstellten und rasch wieder verschwanden.
    Beinahe bevor der verhungernde Murdo sich fragen konnte, wie diese wenigen Platten für all die Gäste ausreichen sollten, erschienen zwei weitere Mönche, dann wieder zwei und noch zwei, bis je zwei Gäste auf einer Seite der Tafel eine Speiseplatte vor sich stehen hatten. Während die Mönche davoneilten, um weitere Platten zu holen, verteilten andere silberne Schüsseln mit Salz auf dem Tisch.
    Verblüfft riß Murdo den Mund auf. Die Menge an Speisen hatte ihn überrascht. Er hatte noch nie solch eine Vielfalt an gebratenem Geflügel gesehen: Wachteln, Tauben, Moorhühner und Fasane. Doch das war noch nicht alles! Außerdem gab es noch geviertelte Enten, Lerchen und Amseln, und zwischen den Vögeln hatte man die Eier der einzelnen Arten angerichtet.
    Die Platte stand noch nicht ganz auf dem Tisch, als Murdos Hand schon nach dem ersten Vogel griff. Seine Finger schlossen sich um eine kleine Entenkeule, die er gierig unter dem anderen Fleisch herauszog, woraufhin eine kleine Wachtel vor ihm auf den Tisch rollte. Gundrun neben ihm und die beiden Gäste ihm gegenüber halfen sich ebenfalls selbst, und binnen weniger Sekunden herrschte Schweigen im Hof. Murdo aß die Ente, und noch während deren Fett von seinen Lippen und Fingern tropfte, machte er sich über die Wachtel her.
    »Nette Erfrischung, nicht wahr, Junge?« fragte Gundrun und warf einen Knochen hinter sich. Murdo hatte den Mund voll, konnte deshalb also nicht

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