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Der Sohn des Kreuzfahrers

Titel: Der Sohn des Kreuzfahrers Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Stephen R. Lawhead
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Mann vor ihm. Sein kräftiger Körperbau, die dunklen lockigen Haare und die schwarzen Augen verliehen Dalassenos die Ausstrahlung eines starken, jungen Bullen.
    »Bitte sagt unserem lieben Bruder, daß ich dafür habe beten lassen, daß er auf immer gegen die Schliche des Teufels siegen möge. Sagt ihm auch, daß ich hoffe, eines Tages unsere gemeinsamen Angelegenheiten mit ihm an einem Tisch diskutieren zu können. Trotzdem freue ich mich, seinen Abgesandten willkommen heißen zu dürfen. Seit unserem letzten Treffen habe ich oft Gelegenheit gehabt, Eure Klugheit und Euer Taktgefühl zu preisen, Drungarios. Der Kaiser ist in der Tat ein glücklicher Mann, wenn er einen solchen Gesandten hat.« Er beobachtete, wie sich Dalassenos mit vollendeter Höflichkeit und Perfektion verneigte - weder zu knapp, was eine
    Beleidigung gewesen wäre, noch zu tief, was kriecherisch gewirkt hätte. »Aber so angenehm mir Eure Gesellschaft auch ist, so bin ich doch begierig zu wissen, was mir die Ehre Eures Besuchs verschafft, zumal Ihr erst vor kurzem meinen Hof mit Eurer Anwesenheit beehrt habt.«
    »Eure Heiligkeit schmeichelt mir«, antwortete Dalassenos formvollendet. »Bitte gestattet mir zu sagen, daß der Basileus seinen Verwandten und Diener gesandt hat, um Euch zu zeigen, welche Bedeutung er Eurem Rat beimißt und wie sehr er Eure Antwort erwartet.«
    Urban blickte auf den Brief des Kaisers. Das Pergament war mit goldenen Schleifen gebunden und mit purpurnem Wachs versiegelt. Könnte es sein, daß sein Gegenspieler endlich den Frieden akzeptierte, nach dem er so lange gestrebt und für den er so hart gearbeitet hatte? Den Generationen langen Bruch zu heilen war eines der Hauptanliegen von Urbans Herrschaft, und falls er Dalassenos richtig verstanden hatte, lag eben dieses Ziel nun endlich in seiner Reichweite.
    Dalassenos führ fort: »Auch wünscht der Basileus, daß ich jedermann kund und zu wissen tue, daß der Name des Patriarchen von Rom nicht durch eine kanonische Entscheidung aus dem Diptychon gestrichen worden ist, sondern aus Versehen. Seid versichert, daß dieser höchst unglückliche Fehler korrigiert worden ist.«
    Den ersehnten Frieden vor Augen, beschloß der Papst, die Initiative zu ergreifen. »Es freut mich, das zu hören«, erwiderte Urban und lächelte seinem Gast gnädig zu. »Wir sollten darum in aller Muße die Vorbereitungen für die Festlichkeiten besprechen, mit denen wir die Wiederaufnahme freundschaftlicher Beziehungen zwischen Rom und Konstantinopel feiern werden.«
    »Nichts würde ich lieber tun, Bischof Urban; aber unglücklicherweise erwartet Basileus Alexios meine baldige Rückkehr.«
    »Dann berichte mir von deinem Auftrag, mein Freund«, sagte der Papst, »und ich werde mein Bestes tun, um dir zu Diensten zu sein.«
    »Das ist sehr einfach.«, begann Dalassenos vorsichtig, um soviel wie möglich darüber herauszufinden, was der Papst als angemessene Reaktion auf die Bitte des Basileus erachtet hatte, ihm Truppen für die Erneuerung der Themen und den Kampf gegen die Türken zu schicken, mit deren Hilfe er verlorenes Reichsgebiet zurückerobern wollte.
    »Was die Anfrage des Kaisers betrifft«, unterbrach ihn Urban glücklich, »könnt Ihr unserem Bruder und Freund übermitteln, daß ich mir seine Bitte zu Herzen genommen habe. Mehr noch: Ich habe nicht eine Sekunde verschwendet, sondern ohne Verzögerung gehandelt. Ihr müßt wissen, daß ich selbst erst kürzlich vom Schlachtfeld zurückgekehrt bin - sozusagen.«
    Der Papst fuhr fort zu beschreiben, was er als Inspiration be-zeichnete: Ein Konzil, um über die Unterstützung des Reiches zu diskutieren, und wo entschieden werden sollte, welche Form diese Hilfe annehmen würde. »Ich freue mich, Euch mitteilen zu können, daß das Konzil beschlossen hat, die Wiege unseres Glaubens vor den heidnischen Räubern zu beschützen. Man hat sogar beschlossen, daß ich Briefe an all meine Bischöfe aussenden soll, damit sie den Kreuzzug predigen.«
    »Den Kreuzzug?« Zwar hatte Dalassenos das Wort noch nie gehört, doch er wußte instinktiv, daß seine schlimmsten Befürchtungen wahr geworden waren.
    »Es wird eine Pilgerfahrt werden, wie sie die Welt noch nie gesehen hat«, erklärte der Papst. »Ich habe die Herren des Westens aufgerufen, eine Armee von heiligen Kriegern aufzustellen, um das Heilige Land zu verteidigen.«
    »Dann ist es also wahr«, sagte der junge Offizier. »Ihr habt eine Armee nach Konstantinopel gesandt.«
    Der Bischof von

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