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Der Sohn des Kreuzfahrers

Titel: Der Sohn des Kreuzfahrers Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Stephen R. Lawhead
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genug von den anderen Booten entfernt hatten, um in den Wind drehen zu können, und Ranulf gab den Befehl zum Segelsetzen. Alsbald füllte der Wind das schwere Segel, und das Boot fuhr auf östlichem Kurs durch die breite, flache Bucht, bis die Reisenden schließlich die Landspitze hinter sich gelassen hatten und nach Süden Richtung Heimat einschwenken konnten.
    Nach diesem Manöver gab es für Murdo nichts mehr zu tun, und so kletterte er auf die Reling und betrachtete die Hügel und Klippen, die im Licht der untergehenden Sonne rötlich schimmerten. Murdo genoß es, im warmen Licht des Sonnenuntergangs zu baden, und er dachte, daß dies das perfekte Ende für einen wunderschönen Tag sei.
    Dann blickte er zu seinem Vater, der von Peder das Steuer übernommen hatte, und beobachtete, wie er das Boot mit sicherer Hand durch die seichten Küstengewässer steuerte, wobei sein Blick ständig hierhin und dorthin wanderte. Sein Gesicht schimmerte rosig im Licht der Abenddämmerung, und den blauen Umhang hatte er über die Schultern zurückgeworfen, damit er seine starken Arme freier bewegen konnte.
    In diesem Augenblick erkannte Murdo, daß er nur eines auf der Welt wollte: Er wollte dieser Mann sein, wollte eines Tages die Herrschaft über Dyrness und den Schutz der Familie übernehmen. Dann blickte er zu seiner Mutter, die ruhig und schön auf ihrer gepolsterten Bank saß. Eines Tages, dachte Murdo, würde auch er eine so schöne Gemahlin haben. Im Geiste ließ er sich das Wort auf der Zunge zergehen - Gemahlin -, und es überraschte ihn nicht, daß dieser Gedanke ein Bild von Ragna heraufbeschwor. Immerhin war sie die einzige Person, die einen solchen Gedanken wert war.
    Murdo behielt ihr Bild in seinen Gedanken und beobachtete, wie die silberne Sichel des Mondes langsam über den Horizont kletterte, um ihre lange Reise zum Morgen hin anzutreten. Als sie schließlich die Bucht von Hrafnbu erreichten, war der Himmel von Sternen übersät, und Murdo schlief tief und fest auf dem Deck. Er erwachte erst, als der Kiel über den Grund des Gja schleifte, des scharfen Einschnitts zwischen den hohen Felsen, hinter denen der Hof lag. Murdo stand auf und half Peder und seinen Brüdern, das Boot zu sichern.
    Dann wateten sie an Land, wo sie von Jötun und Balder begrüßt wurden. Die beiden Wolfshunde rannten und sprangen über den Strand, bellten freudig und spritzten jedermann naß. Ranulf begrüßte sie, kraulte sie liebevoll hinter den Ohren und schickte sie zum Haus zurück, um die Ankunft ihres Herrn anzukündigen.
    Bereits am nächsten Tag begannen im Haushalt von Hrafnbu die Vorbereitungen für die Pilgerfahrt. Im Laufe der nächsten Tage beobachtete Murdo mit wachsender Eifersucht, wie sich seine Brüder und sein Vetter das Benehmen weltgewandter Männer aneigneten, die man nicht mit den belanglosen Kleinigkeiten des Hofalltags belästigen durfte. Sie kommandierten die Diener herum wie Könige, die versuchten, ihren dummen Sklaven klarzumachen, daß es sich bei den anstehenden Arbeiten um Angelegenheiten von Leben und Tod handelte. Wie berühmte Häuptlinge stolzierten sie über den Hof und ließen sich nicht mehr dazu herab, auch nur eine einzige ihrer früheren Tätigkeiten auszuüben. Es war, als hätte die bevorstehende Pilgerfahrt ihnen nicht nur Ablaß von allen Sünden gewährt, sondern auch von Arbeit, Pflicht und gutem Benehmen. Murdo knirschte mit den Zähnen, bis sein Kiefer schmerzte, doch er behielt seine Meinung für sich.
    Dann, noch bevor der nächste Vollmond über den flachen Hügeln der Orkneys auftauchte, waren die Pilger gegangen.

    ijr% asileus Alexios wünscht, daß ich Euch in seinem Namen dafür danke, was Ihr zum Wohl des Reiches getan habt«, sagte Dalassenos und stellte den Willkommenskelch auf den Tisch neben dem Thron. »Er hat mich mit diesem Brief zu Euch gesandt« - der junge Offizier zog ein Pergament aus dem Lederbeutel an seinem Gürtel und reichte es dem Patriarchen -, »und er drückt durch mich sein Bedauern darüber aus, daß er nicht persönlich nach Rom hat kommen können, um diese Angelegenheit mit Euch zu besprechen, denn seit ich zum letztenmal hier war, haben sich Dinge ereignet, welche die Anwesenheit des Kaisers in der Hauptstadt erfordern.«
    »Seid versichert, daß ich mir durchaus bewußt bin, welche Bürde ein solches Amt mit sich bringt«, antwortete der Papst, nahm den Brief entgegen und legte ihn in den Schoß. Dann lehnte er sich zurück und musterte gelassen den

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