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Der Sohn des Kreuzfahrers

Titel: Der Sohn des Kreuzfahrers Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Stephen R. Lawhead
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Mutter«, versprach er. »Bleib hier bei Peder, bis ich zurück bin.«
    »Ich werde mit dir gehen.«
    »Bleib hier, Mutter«, beharrte er auf seiner Anweisung und löste sich sanft aus ihrem Griff. »Wir werden nur runtergehen und nachsehen, dann kommen wir wieder.«
    Niamh gab nach. »Also gut, aber sei vorsichtig, mein Sohn.«
    Hin gesellte sich zu ihnen. »Folg mir«, befahl Murdo, und die beiden jungen Männer liefen den gewundenen Pfad hinunter bis zu dem leeren Feld hinter dem Haus.
    Wie erstarrt stand Niamh auf dem Hügelkamm und blickte ihrem jüngsten Sohn hinterher, der sich unbewaffnet in Gefahr begab, und sie fragte sich, wann er so groß und stark geworden war. Peder rief vom Strand herauf, um zu erfahren, was geschehen war, doch Niamh antwortete ihm nur, er solle warten; dann flüsterte sie zu sich selbst: »Heiliger Michael, Engel der Macht, beschütze meinen Sohn mit deinem feurigen Schwert. Schütze ihn, führe ihn, und bring ihn wieder zurück.« Schließlich bekreuzigte sie sich, verschränkte die Arme vor der Brust und wartete.
    Als sie bis auf Rufweite ans Haus herangekommen waren, kauerten sich Murdo und Hin nieder und schlichen langsam an eines der Nebengebäude heran, wobei sie selbst auf die kleinsten Anzeichen fremder Eindringlinge achteten. Ohne Zwischenfall erreichten sie die Werkzeughütte, krochen vorsichtig um diese herum und befanden sich
    schließlich auf dem Hof.
    An der Ecke der Hütte hielten sie an und warteten einen Augenblick lang, um nach Verdächtigem Ausschau zu halten und zu lauschen. Im Haus war es vollkommen ruhig, und niemand schien in der Nähe zu sein. »Hier entlang«, flüsterte Murdo, huschte von der Hütte zur Scheune und schlüpfte durch eine Seitentür hinein.
    In der Scheune war es still und dunkel, und Murdo war gerade erst eingetreten, als ihm ein wohlbekannter, Übelkeit erregender, süßlicher Geruch in die Nase stieg. Hin, der dicht hinter ihm war, flüsterte: »Blut.«
    Doch alles schien in Ordnung zu sein. Leise bewegten sie sich zum großen Scheunentor, das geschlossen war. Murdo preßte die Wange an den Spalt zwischen Tür und Pfosten und spähte hinaus. Der Hof war noch immer leer. Er öffnete das Tor ein Stück, schob sich durch den Spalt und wartete, bis Hin ihm gefolgt war.
    »Sie müssen drinnen sein«, sagte Murdo leise. »Du bleibst hier. Ich werde gehen und.«
    Hins Gesicht erstarrte zu Stein, und Murdo drehte sich um, um zu sehen, was den Diener so entsetzt hatte. Am Tor hinter ihnen hing der Leichnam eines Mannes. Man hatte dem Unglückseligen Bauch und Brust zerstochen und ihn dann ans Tor genagelt, wo er elend verblutet war.
    Murdo ging zu dem Leichnam und streckte die Hand nach einem bleichen Bein aus. Das Fleisch war kalt und hart; es fühlte sich überhaupt nicht wie Haut an. Murdo beugte sich vor und betrachtete das Gesicht des Mannes.
    »Das ist Fossi«, sagte Hin mit hohler Stimme.
    Murdo blickte in das tote, schmerzverzerrte Gesicht. Die weit aufgerissenen Augen bestätigten, daß es sich in der Tat um Fossi handelte. Die Vorderseite seines Wamses war schwarz und steif von getrocknetem Blut. Dort, wo die Nägel eingeschlagen worden waren, klafften tiefe Wunden an Armen und Beinen.
    »Er hat noch gelebt, als man ihn hier angenagelt hat«, erklärte Mur-do traurig.
    »Was sollen wir jetzt tun?« fragte Hin mit schwacher Stimme. Er wandte sich von dem Toten ab und ließ seinen Blick über den Hof schweifen.
    Bevor Murdo darauf antworten konnte, erscholl das Geräusch eines Hundes. Es war halb Jaulen, halb Knurren, als würde das Tier mißhandelt. »Jötun!« flüsterte Murdo.
    In diesem Augenblick betrat ein großer blonder Mann den Hof, der den widerspenstigen Hund an einem Strick hinter sich her schleppte. Der Mann trug Lederhosen, hohe Stiefel und eine Tunika aus ungefärbter Wolle. In der Hand hielt er einen Stock, und jedesmal, wenn Jötun versuchte, sich loszureißen, hieb er mit dem Stock auf den Hund ein.
    »Du da!« rief Murdo und trat vom Tor weg. »Hör sofort auf.«
    Der Mann wirbelte in Richtung des Rufers herum, musterte Murdo kurz und fragte dann: »Wer bist du, daß du es wagst, mir zu sagen, was ich tun und lassen soll?«
    »Laß den Hund los«, sagte Murdo.
    Als Antwort darauf rief der Mann zum Haus: »Björn! Kali! Kommt her!«
    Einen Augenblick später traten zwei Männer aus dem Haus. Wie der erste, so waren auch sie in Lederhosen und Ledertuniken gekleidet. Der eine war ebenfalls blond, der andere dunkelhaarig, doch

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