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Der Sohn des Kreuzfahrers

Titel: Der Sohn des Kreuzfahrers Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Stephen R. Lawhead
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in den Leuchtern entzündet, und im Kamin brannte ein Feuer. Einen Leuchter hatten die Diener auch neben das Bett gestellt. Murdo setzte sich auf den Stuhl am Kamin, zog die Stiefel aus und schwor sich, keinen weiteren Tag verstreichen zu lassen, ohne Ragna nicht wenigstens ein paar Minuten für sich alleine zu haben.
    Doch am folgenden Tag stand der Haushalt Kopf aufgrund der Vorbereitungen für das Fest, und am Tag danach war Karfreitag, ein Fastentag und der eigentliche Beginn der Osterfeiertage. Murdo hatte den Eindruck, als würde jeder auf dem Gut den gesamten Tag in der kleinen Inselkapelle verbringen, die von ein paar Mönchen unterhalten wurde. Wäre nicht der Ritt hin und zurück zur Kapelle gewesen, Murdo hätte Ragna vermutlich gar nicht zu Gesicht bekommen. Der nächste Tag war ebenfalls ein Fastentag, an dem es keine Mahlzeiten gab, und da Murdo eifrig damit beschäftigt war, bei den Vorbereitungen für das Fest zu helfen, mußte er sich mit den wenigen Malen zufrieden geben, da er kurz einen Blick auf Rag-na werfen konnte, wenn sich ihre Pflichten überschnitten.
    So kam es, daß er bis Ostersonntag keine Gelegenheit bekam, längere Zeit mit Ragna zu sprechen - und dann war das Haus voll mit Verwandten und Freunden, die Cnoc Carrach geradezu überschwemmten, und wieder war es Murdo unmöglich, sich allein mit Ragna zu treffen. Einige von Ragnas Basen waren zum Fest gekommen, und so blieb Murdo nichts anderes übrig, als sich damit zufrieden zu geben, den Jungfern beim Essen gegenüberzusitzen und dann und wann nichtssagende Höflichkeiten auszutauschen.
    Nachdem jedoch die erste von vielen Mahlzeiten serviert worden war, gingen viele der jungen Leute auf die Suche nach Ablenkung, denn der gröbste Hunger war gestillt. Im Hof hatten einige begonnen, Fuchs und Hase zu spielen, und Murdo ging zu ihnen, um zu sehen, wie das Spiel stand. Als Kind hatte er dieses Spiel häufig gespielt, doch nun hielt er es für unter seiner Würde. Da jedoch die anderen jungen Leute ein solches Theater darum veranstalteten, beschloß er, diesmal eine Ausnahme zu machen, und es gelang ihm sogar, zwei Hasen zu fangen, bevor er bemerkte, daß Ragna ihn von einem der Lagerhäuser aus beobachtete. Sie winkte ihn zu sich und verschwand im Inneren.
    Murdo spielte noch ein, zwei Augenblicke weiter, dann ließ er sich fangen und aus dem Ring führen. Anschließend schlich er mit dem Geschick eines Jägers über den Hof und schlüpfte unbemerkt durch die Tür des Lagerhauses.
    Im Innern des Hauses - oder besser der Hütte - war es warm, und es roch nach Brot. Ragna stand an einem großen Tisch und formte mit einem kleinen Schaber auf einer Platte Butter zu einem Haufen. Als Murdo sich dem Tisch näherte, blickte sie auf und lächelte. »Frohe Ostern, Murdo«, gurrte sie und zog den Schaber über den
    blaßgelben Hügel. Murdo erschauerte beim Klang ihrer Stimme.
    »Frohe Ostern, Ragna«, sagte er und vergaß sofort alles, was er sich vorgenommen hatte, ihr zu sagen, wenn sie denn endlich allein sein würden.
    »Genießt du das Fest?« fragte sie nach einer Weile.
    »O ja«, antwortete er. »Es ist ein schönes Fest.« Er betrachtete sie einen Augenblick lang in ihrem neuen rosafarbenen Kleid, das goldene Haar gebürstet, bis es glänzte, und mit eingeflochtenen Silberfäden, die bis auf ihre schmale Schulter hinabreichten. Sie ist der Inbegriff der Schönheit und Weiblichkeit, dachte Murdo.
    Er tat einen Schritt auf sie zu, und Ragna kam ihm entgegen. Einen langen Augenblick lang standen sie einander gegenüber und schauten sich an. Keiner sagte ein Wort; dann legte Ragna den Schaber beiseite, und Murdo streckte die Hand aus, um ihre Finger zu berühren. Es handelte sich nur um eine sehr flüchtige Berührung, doch Murdo hatte das Gefühl, als stünden seine Fingerspitzen mit einem Mal in Flammen.
    Ragna seufzte überrascht, doch ihre Augen lösten sich nicht einen Augenblick lang von den seinen. Ihr Blick sog sein Gesicht förmlich auf, und Murdos Herz begann schneller zu schlagen, als er Liebe und Verlangen in ihren Augen glühen sah. Er wußte, daß er jetzt etwas sagen mußte, nur wußte er nicht was. »Ich, äh, ich meine, Ragna, ich.«, begann er.
    Ragna legte ihm einen schlanken Finger auf die Lippen. »Schschsch«, flüsterte sie. »Sag nichts mehr ... mein Liebster.« Sie hatte die letzten Worte so leise gesprochen, daß sie kaum zu hören gewesen waren, doch Murdo hatte sie so laut vernommen, als hätte sie sie von einem

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