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Der Sohn des Kreuzfahrers

Titel: Der Sohn des Kreuzfahrers Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Stephen R. Lawhead
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Hügel herab geschrien.
    Gefangen von der Kraft des Augenblicks standen sie wie gelähmt da, während die Hitze ihrer Körper gemeinsam den Raum zwischen ihnen füllte. Murdo wünschte sich nichts sehnlicher, als Ragna in die Arme zu nehmen und sie davonzutragen - davonzutragen an einen Ort, wo sie auf immer und ewig Zusammensein konnten. Rag-na bewegte ihr Gesicht näher an das seine heran; ihre Lippen wa-ren zum Kuß bereit.
    In diesem Augenblick wurde die Tür geöffnet, und eines der Küchenmädchen trat herein, sah die beiden jungen Leute beieinander stehen und rief: »Üfda! Oh, Ihr seid es, Jungfer Ragna, ich habe gedacht, Üfda...«
    »Komm«, sagte Ragna rasch und beugte sich über die Butterplatte. »Es ist schwer, also laß es nicht fallen.« Mit diesen Worten hob sie den Berg Butter an und legte ihn Murdo auf die Arme. »Beeil dich! In der Küche warten sie schon darauf.«
    Murdo nahm die Platte und trug sie zur Tür, wobei er an der Dienerin vorbeikam, die ihm die Tür öffnete. Das Letzte, was er hörte, bevor er das Lagerhaus verließ, war Ragna, die der Dienerin befahl: »Geh ihm voraus, damit er die Platte nicht abstellen muß, um die Tür zu öffnen. Du bist schuld, wenn auch nur ein einziges Staubkorn darauffallt. Geh jetzt!«
    Das war das einzige Mal, daß Murdo während ihres Aufenthalts auf Cnoc Carrach mit Ragna allein war. Ein paar Tage später trafen sich er und seine Mutter mit Peder und Hin an der Mole, wo ihr Boot für die Heimreise wartete. Frau Ragnhild, ihre Tochter und ein paar Diener begleiteten die abreisenden Gäste zur Bucht, um sich dort von ihnen zu verabschieden. Noch zwei weitere Boote lagen dort und warteten darauf, die Segel setzen zu können. Im selben Augenblick, da Murdo einen Fuß auf den Steg setzte, rief ihn Peder zu sich, der so rasch wie möglich ablegen wollte.
    Die beiden Frauen umarmten einander und wünschten sich Lebewohl. Glücklich lächelnd sagte Ragnhild: »Es war wirklich schön, dich hierzuhaben, Nia. Ich würde dich ja auch zum Mittsommerfest einladen, aber ich nehme an, daß unsere Männer bis dahin wieder zurückgekehrt sind.«
    »Ohne Zweifel«, stimmte ihr Niamh zu. »Aber vielleicht können wir sie ja davon überzeugen, daß wir das Fest gemeinsam verbringen sollten. Und diesmal mußt du zu uns kommen, damit wir die Gastfreundschaft vergelten können, die wir hier erfahren haben.«
    Murdo, der mit den Segelvorbereitungen beschäftigt war, blickte bei diesen Worten auf, um zu sehen, wie Frau Ragnhild darauf reagierte. Sag ja, dachte er, und bei dem Gedanken, daß er Ragna vielleicht schon in wenigen Monaten wiedersehen würde, begann sein Herz schneller zu schlagen.
    »Also gut«, stimmte Ragnhild zu, »das ist dann also abgemacht.« Sie und Niamh umarmten sich ein letztes Mal; dann nahm Niamh ihren Platz im Boot ein, und Peder nickte Hin und Murdo zu, abzulegen. Das Boot löste sich vom Steg, und Peder, der am Steuer saß, wendete es rasch und mit geübter Leichtigkeit.
    Murdo nahm den Riemen auf und blickte ein letztes Mal zu Rag-na; als das Boot herumschwang, sah er, wie sie die Hand an die Lippen hob und ihm dann zum Abschied zaghaft zuwinkte - eine kleine Geste, nur für ihn allein. Er nahm die Hand vom Riemen und erwiderte die Geste mit pochendem Herzen.
    Bis zum Mittsommer, dachte er und spürte wieder den vertrauten Schmerz der Vorfreude. Dann zog er am Riemen und blickte zu der weißen Gestalt am Kai, bis sie hinter den Klippen verschwand. Schließlich setzte Hin das Segel; Murdo zog den Riemen ein und füllte seine Gedanken mit Ragnas Bild wie der Wind das Segel.

    urdo stand auf der Klippe und blickte auf Hrafnbu hinunter. Die Sonne war schon fast untergegangen, und die Schatten des Hügels im Westen tauchten einen Großteil des Hofes in Dunkelheit. Niemand war zu sehen. Obwohl alles ruhig und offenbar in Ordnung war, sträubten sich Murdo die Nackenhaare.
    Seine Mutter hinter ihm wunderte sich, daß er stehengeblieben war. »Murdo?« fragte sie. »Was siehst du?«
    Als er nicht antwortete, fragte sie erneut, und diesmal drehte er sich zu ihr um und sagte: »Irgend jemand ist im Haus.«
    »Woher weißt du das?« fragte Frau Niamh.
    »Jötun ist nicht hier, um uns zu begrüßen«, erwiderte Murdo. Er drehte sich zu Peder und Hin um, die noch mit dem Boot beschäftigt waren, und rief zu ihnen hinunter: »Peder, halte das Boot bereit! Hin, komm mit mir!«
    Niamh ergriff seinen Ärmel. »Murdo, sei vorsichtig!«
    »Ich passe schon auf mich auf,

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