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Der Sohn des Kreuzfahrers

Titel: Der Sohn des Kreuzfahrers Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Stephen R. Lawhead
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Angelegenheit läge in den Händen eines Höheren. »Ihr müßt wissen, daß der Bischof Anweisung gegeben hat, daß man ihn heute auf keinen Fall stören darf. Vielleicht kann ich Euch statt dessen helfen.«
    »Zeigt uns, wo er ist«, verlangte Murdo. »Das wird uns am meisten helfen.«
    Niamh legte ihrem Sohn die Hand auf den Arm und sagte: »Ruhig, Murdo. Halte Frieden. Vielleicht wird der Herr Abt sich für uns einsetzen, wenn wir ihm erklären, worum es geht.« Sie wandte sich an den Abt und wartete auf eine Bestätigung, doch der Mann lächelte nur schwach.
    Murdo wünschte sich nichts sehnlicher, als dem Abt mit der Faust die grinsende Visage einzuschlagen; aber aus Rücksicht auf seine Mutter und zum Wohle von Hrafnbu hielt er sich zurück.
    »Wie Ihr sicherlich wißt«, begann Frau Niamh und trat näher an den Tisch heran, »ist die Herrschaft über die Inseln von Jarl Erlend auf Prinz Sigurd, König Magnus von Norwegens Sohn, übergegangen.«
    »Natürlich«, erwiderte Abt Gerardus. »Wir sind uns des Aufruhrs nur allzu gut bewußt, den das verursacht hat. Das ist genau der Grund, warum Ihr in den vergangenen Wochen solche Schwierigkeiten hattet, eine Audienz beim Bischof zu bekommen.«
    »Als Folge davon«, fuhr Niamh fort, »hat man uns unser Land abgenommen. Zwei meiner Diener sind getötet worden, und wir selbst sind nur knapp mit dem Leben davongekommen.«
    Der Abt preßte die Lippen aufeinander. Nach einer Weile sagte er: »Das ist sicherlich ausgesprochen beklagenswert; doch ich weiß nicht, was die Kirche in dieser Angelegenheit unternehmen kann.«
    Niamh starrte ihn verblüfft an. »Diese Ungerechtigkeit muß so rasch wie möglich aus der Welt geschafft werden«, sagte sie. »Unser Gut ist uns abgenommen und an einen Mann mit Namen Orin Breitfuß gegeben worden, an einen Edelmann, der ein Berater von Prinz Sigurd sein soll. Der Bischof muß sich beim Prinzen für unser Recht einsetzen. Er muß die Rückgabe unserer Ländereien verlangen - unter Androhung der Exkommunikation, wenn es denn nicht anders geht.«
    »Ich wünschte, wir würden solche Macht besitzen, wie Ihr sie uns zugesteht«, erklärte der Abt mit aufgesetzter Leidensmiene. »In Wahrheit besitzen wir jedoch keine solche Autorität. Der Bischof würde Euch das gleiche sagen.«
    »Dann soll er uns das ins Gesicht sagen«, knurrte Murdo.
    »Wenn das nur möglich wäre«, erwiderte der Abt.
    »Weigert Ihr Euch, uns eine Audienz zu vermitteln?« verlangte Ni-amh zu wissen.
    »Leider steht es nicht in meiner Macht, irgend etwas zu verweigern oder zu gestatten«, erklärte der Kirchenmann. »Es ist der Befehl des Bischofs. Dem müssen wir alle gehorchen.«
    »Mein Gemahl befindet sich auf Pilgerfahrt«, erklärte Frau Niamh. »Er kämpft für die Kirche, und Ihr wollt mich ernsthaft glauben machen, daß der Bischof, der ihn dazu bewogen hat, das Kreuz zu nehmen, nicht die Zeit findet, sich um eine solch eklatante Verletzung des Friedens zu kümmern, den er selbst uns immer wieder gepredigt hat.«
    »Ich wiederhole mich gerne noch einmal«, erwiderte der Abt. »Ihr überschätzt unsere Macht. Die Kirche besitzt nicht die Autorität, um die Einhaltung.«
    Der Abt hielt unvermittelt inne, als sich die Tür hinter ihm öffnete. Alle drehten sich um und sahen den Bischof höchstpersönlich aus seinem Audienzsaal treten. »Es ist schon gut, mein lieber Abt«, sagte Adalbert in freundlichem Tonfall. »Ich habe Stimmen gehört und beschlossen, meine Gebete kurz zu unterbrechen, um nachzusehen, ob ich vielleicht helfen kann.« Er lächelte wohlwollend und sagte an die Besucher gewandt: »Frau Niamh, es ist schön, Euch zu sehen. Sagt mir, meine Tochter, wie darf ich Euch behilflich sein?«
    Während der Abt mürrisch die Stirn runzelte, trat Niamh vor den Bischof und berichtete ihm in aller Kürze vom Diebstahl ihres Landes und in welche Not sie das gestürzt hatte. Mit wachsendem Unglauben beobachtete Murdo, wie der Erzbischof mitfühlend nickte und schließlich erklärte: »Das ist wirklich ausgesprochen unangenehm. Ja, wirklich. Glaubt mir: Ich wünschte, wir könnten etwas dagegen tun.«
    »Aber Ihr könntet Euch für uns einsetzen«, beharrte Niamh. »Ihr seid die einzige kirchliche Instanz auf ganz Orkneyjar. Man hat uns Schreckliches angetan. Unter Androhung der Exkommunikation könnt Ihr sie zwingen, uns das Land zurückzugeben, das sie gestohlen haben.«
    Noch immer mitfühlend erwiderte der Bischof: »Edle Frau, das kann ich nicht.« Dann

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