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Der Sohn des Kreuzfahrers

Titel: Der Sohn des Kreuzfahrers Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Stephen R. Lawhead
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Unglücklich senkte sie den Kopf. »Aber dann wird alles anders sein. Du wirst wieder zurück nach Hrafnbu gehen, während ich hierbleiben werde, und.«
    »Nein«, sagte er und überraschte sich mit diesem Wort selbst. Rag-na hob rasch den Kopf. Ihre Augen schimmerten im Kerzenlicht. »Wir werden Zusammensein«, erklärte er.
    »Glaubst du? Das würde mir gefallen, Murdo. Das würde mir sogar sehr gefallen.« Plötzlich verlegen ob ihrer eigenen Kühnheit, zögerte sie einen Augenblick und wandte den Blick ab. »Du mußt mich für verdorben halten«, sagte sie leise.
    »Niemals«, widersprach ihr Murdo sanft. »Ich halte dich für ... für wunderschön.«
    Sie lächelte wieder. »Ich habe dir etwas mitgebracht.« Aus einer Falte ihres Kleides holte sie einen langen Dolch hervor und hielt ihn ins Kerzenlicht. »Er hat meiner Mutter gehört, aber sie hat ihn mir zum letzten Julfest geschenkt.«
    Murdo nahm den Dolch und wog ihn in der Hand. Die Klinge war ungewöhnlich dünn, das Heft leicht. Es war die Waffe einer Frau, doch hervorragend gearbeitet: Die gerade Klinge war scharf und spitz wie der Zahn einer Schlange. Offensichtlich war die Waffe sehr teuer gewesen.
    »Bist du sicher, daß du ihn mir geben willst?«
    Ragna nickte. »Ich dachte, wenn du ihn in deinem Wams verbirgst, wird er dir helfen, dich zu schützen.«
    »Danke.« Murdo betrachtete den Dolch noch einen Augenblick lang, bevor er schließlich wieder zu Ragna schaute. »Ich habe nichts für dich«, gestand er.
    Sie legte ihre Hand auf die seine. »Ich habe alles, was ich will -oder zumindest werde ich das haben, wenn du wieder zurückkehrst. Versprich mir, daß du wieder zu mir zurückkehren wirst, Murdo.«
    »Ich werde wieder zurückkehren, Ragna.«
    »Versprich es«, beharrte sie auf ihrer Forderung.
    Murdo nickte der jungen Frau ernst zu, die ihn mit ihren fan-kelnden Augen gefangenhielt. »Von ganzem Herzen verspreche ich dir: Ich werde wieder zu dir zurückkehren. Das schwört dir Mur-do Ranulfson.«
    Sie legte ihm die Hand auf den Hinterkopf, zog sein Gesicht näher zu sich heran und küßte ihn. Ihre Lippen waren warm, und Mur-do wünschte, sie würden für immer auf den seinen liegen. Noch nie war ihm ein Abschied so schwergefallen wie dieser.
    Nach einem Augenblick löste sich Ragna wieder von seinem Mund und drückte ihre Wange an die seine. »Ich werde auf dich warten, mein Geliebter«, flüsterte sie ihm ins Ohr. »Laß uns zu Gott beten,
    daß ich nicht allzu lange warten muß.«
    Sie drehte sich um und ging wieder Richtung Tür. Dann warf sie einen letzten Blick über die Schulter zurück. Sie zögerte, und Mur-do, dem das nicht entgangen war, trat vor und ergriff ihre Hand. »Bleib«, sagte er.
    Sie schaute ihn mit großen Augen an und blickte dann zögernd zur Tür.
    »Bitte«, sagte er und schluckte.
    Sie warf sich ihm in die Arme. Gemeinsam fielen sie aufs Bett zurück, ihre Körper umeinander geschlungen und ihre Lippen den Mund des anderen suchend und gierig küssend. Murdos Hände glitten über Ragnas Leib, und er spürte das warme, willige Fleisch durch das dünne Nachthemd hindurch. Dann stieß er ein lautes Stöhnen aus und setzte sich unvermittelt auf.
    Ragna rollte zur Seite. »Was stimmt nicht?«
    »Nichts«, antwortete Murdo. »Warte.«
    Er stieg aus dem Bett und ging zu der Truhe, in die er seinen Gürtel mitsamt der Börse gelegt hatte. Er nahm den Gürtel heraus, öffnete die Börse und holte die Pilgermünze hervor, die ihm der Kaufmann Dufnas für den Torzoll von Jerusalem gegeben hatte. Dann kehrte er wieder zum Bett zurück, zog Ragnas Dolch und drückte die scharfe Klinge in die kleine Silberscheibe.
    Ragna hatte sich inzwischen hingekniet und beobachtete ihn. Ihr Herz schlug so schnell und hart, daß sie nicht mehr sprechen konnte.
    Murdo legte den Dolch beiseite, nahm die Münze zwischen Daumen und Zeigefinger und bog sie mit aller Kraft durch, bis sie schließlich in der Mitte auseinanderbrach. Eine der Hälften reichte er Rag-na mit den Worten: »So wie diese Münze entzwei gerissen ist, so sollen auch unsere Seelen entzwei gerissen sein, solange wir voneinander getrennt sind.«
    Ragna nahm das Münzenstück, hielt es gegen Murdos Hälfte und vereinte so die beiden Teile wieder. »So wie dies hier wieder zusammengefügt wird, so sollen auch unsere Seelen wieder zusammengefügt werden.«
    Dann legten sie die Hände über der Münze zusammen und sagten gemeinsam: »Von dieser Nacht an und bis in alle

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