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Der Sohn des Kreuzfahrers

Titel: Der Sohn des Kreuzfahrers Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Stephen R. Lawhead
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das an, Junge?«
    Der Mann war offen, entschied Murdo, aber nicht boshaft. »Ich habe ebenfalls geschworen, ins Heilige Land zu ziehen«, verkündete er kühn. »Ich bin gekommen, um ihn um einen Platz auf seinem Schiff zu bitten. Ich kenne mich mit Schiffen aus, und ich kann arbeiten. Außerdem besitze ich auch ein wenig Silber; also könnte ich für die Fahrt auch bezahlen.«
    »Was du nicht alles kannst!« erwiderte der Mann, dessen Laune sich ein wenig gebessert zu haben schien.
    »Ich wäre Euch wirklich dankbar, wenn Ihr mir sagen könntet, wo ich Herrn Orin finden kann - oder zumindest sein Schiff.«
    Der dunkelhaarige Mann richtete sich zu seiner vollen Größe auf, und er war ungewöhnlich groß und seine Schultern breit und kräftig. »Du suchst Herrn Orin? Nun, dann bist du zum richtigen Ort gekommen«, erklärte er, »aber du kommst zu spät. Er ist vor zwei Tagen mit der Morgenflut hinausgesegelt.«
    Murdo verließ der Mut. Plötzlich kam ihm alles sinnlos vor. Er dankte dem Mann, drehte sich um und machte sich wieder auf den Weg zurück zur Mole, wo Peder auf ihn wartete.
    »Pilger!« rief der Mann ihm hinterher. »Wieviel Silber?«
    Murdo drehte sich langsam um. Er war nicht sicher, ob er richtig verstanden hatte. »Was?«
    »Du hast doch Silber«, sagte der Nordmann. »Wieviel?«
    Unsicher, was er darauf antworten sollte, zögerte Murdo einen Augenblick lang. Der Seemann blickte ihn listig an und wartete auf eine Antwort. »Zehn - zehn Mark.«
    »Bah!« sagte der Mann und winkte verächtlich ab. »Geh weg, du Lügner!«
    »Nein, wartet!« protestierte Murdo. »Es ist wahr. Ich habe zehn Mark.«
    »Laß sie mich sehen«, forderte ihn der Nordmann auf.
    Wider besseres Wissen griff Murdo in sein Hemd und zog eine kleine Lederbörse hervor. Er wollte sie gerade öffnen, als der Nordmann sie ihm aus der Hand riß. »Laßt das!« schrie Murdo. »Gebt sie sofort wieder zurück!«
    »Wenn wirklich zehn Mark da drin sind«, sagte der Seemann, »dann hast du nichts zu befürchten. Sind es aber mehr oder weniger, dann werde ich das Geld behalten und dir Lügner die Zunge herausschneiden.«
    Innerlich vor Zorn kochend beobachtete Murdo, wie der Mann die Börse öffnete und den Inhalt in die Hand schüttete; dann zählte er die Münzen Stück für Stück in die Börse zurück.
    »Zehn Mark«, bestätigte der Nordmann.
    »Ich bin kein Lügner«, erklärte Murdo. »Und jetzt, gebt sie mir zurück.«
    »Ich dachte, du wolltest nach Jerusalem«, sagte der Seemann, warf die Börse in die Höhe und fing sie wieder auf. »Zehn Mark genügen für die Fahrt.«
    Wütend darüber, daß man ihn beraubt hatte, und angewidert von der Frechheit des Diebes erhob Murdo laut Protest.
    »Bleib oder geh. Es ist deine Entscheidung, aber du mußt sie rasch treffen«, sagte der Nordmann. »Die Skidbladnir ist abfahrbereit, und die Gezeiten wechseln bald.«
    Murdo betrachtete das Schiff: Es war ein gutes Schiff von der Art, wofür die Nordmänner berühmt waren - schlank und niedrig, leicht zu steuern und schnell; dreißig Krieger konnten darauf unterkommen. Von seinem Standpunkt aus konnte Murdo erkennen, daß viele Ruderbänke entfernt worden waren, um zusätzliche Ladung und eine mit Stoff überdachte Plattform hinter dem Mast unterbringen zu können.
    Murdo traf eine Entscheidung. »Ich werde mit Euch gehen«, antwortete er. »Aber ich werde Euch nur fünf Mark geben.«
    »Unmöglich«, erwiderte der Seemann. »Sieben, oder du bleibst hier.«
    »Sechs«, konterte Murdo selbstbewußt.
    Der Nordmann zögerte einen Augenblick lang und wog die Börse in seiner Hand.
    »Die Flut zieht sich zurück, und Ihr legt ab«, erklärte Murdo. »Das ist das letzte Silber, das Ihr bis Jerusalem sehen werdet.«
    »Du bist doch nicht so dumm, wie ich geglaubt habe«, sagte der Seemann und streckte die Hand aus. »Sechs Mark.«
    Murdo ergriff die angebotene Hand. »Drei Mark jetzt und drei, wenn wir Jerusalem erreichen.«
    »Abgemacht!« bestätigte der Nordmann. Er zählte drei Mark ab und warf die Börse zu Murdo zurück.
    »Ich muß noch meine Sachen holen«, sagte Murdo. Rasch ließ er die Börse wieder im Hemd verschwinden und machte sich auf den Weg das Ufer hinunter.
    »Einen Augenblick noch!« rief ihn der Seemann zurück. »Du wirst auf meinem Schiff segeln, und deshalb müssen wir vorher einiges klarstellen.«
    »Also gut«, stimmte Murdo zu.
    »Hör mir gut zu: Ich bin König Magnus' Mann, und ich werde mich seiner Flotte anschließen,

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