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Der Sohn des Kreuzfahrers

Titel: Der Sohn des Kreuzfahrers Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Stephen R. Lawhead
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Stadt zu bewundern. Daher haben Wir angeordnet, daß man euch und eure Männer zu den schönsten Orten führen soll.«
    »Ihr seid sehr freundlich, mein Herr und Kaiser«, erwiderte Gottfried und akzeptierte die Einladung als Friedensangebot. »Nichts würde uns mehr gefallen.«
    Balduin runzelte die Stirn, doch dieses eine Mal hielt er den Mund.
    »Damit ihr in einer solch großen und unbekannten Stadt nicht zu Schaden kommt, werden Wir euch eine Eskorte Unserer eigenen Leibwache als Führer zur Verfügung stellen. So braucht ihr nicht zu befürchten, euch zu verirren.«
    »Ihr seid sehr rücksichtsvoll«, sagte Gottfried. »Wir danken Euch und sind begierig darauf, Euren weisen Rat zu hören.«
    Der Herzog verneigte sich, woraufhin der Kaiser ihnen Lebewohl wünschte und den Drungarios tön poimön, zwei Strategen und fünfzig Waräger abstellte, um die Auszahlung der Entschädigungen zu beaufsichtigen und die Edelleute anschließend durch die Stadt zu führen. Dann kehrte er in den Blachernenpalast zurück, um sich auf die Begegnung mit dem streitsüchtigen Sohn seines alten Feindes vorzubereiten: Bohemund von Tarent.
    Die Siedlung in Inbhir Ness war weit größer, als Murdo erwartet hatte, und weit schäbiger. Dicht aneinander gedrängte Hütten mit steilen Rieddächern neigten sich über schmale Gehwege, welche die
    Stadt in alle Richtungen durchzogen wie das Netz einer Spinne. Rauch von unzähligen Herdfeuern hing über dem Ort, so daß Inbhir Ness selbst bei strahlendstem Sonnenschein düster und wenig verlockend wirkte.
    Die Flußmündung selbst war breit genug, doch nur eine Handvoll kleiner Boote und drei oder vier Schiffe lagen an ihren schlammigen Ufern. Abgesehen von dem Kloster auf den Hügeln hoch über der Förde wirkte der Ort alt, heruntergekommen und verlassen, was Murdo überraschte. Selbst im verschlafenen Kirkjuvagr herrschte mehr Geschäftigkeit als hier. Als er diesen Gedanken Peder gegenüber erwähnte, erwiderte der alte Seemann schlicht, er solle abwarten.
    Sie fuhren durch einen gewundenen, engen Kanal in eine weitere, kleinere Förde, die bis weit ins Binnenland hineinreichte, und in einen kleinen Hafen, in dem es von Gefährten in allen möglichen Größen nur so wimmelte, daß selbst Peder Mühe hatte, das Boot ans Ufer zu bringen.
    »Anlegen!« rief Murdo vom Bug her. »Anlegen!«
    »O ja«, antwortete Peder. »Das werden wir auch - wenn ich denn einen geeigneten Platz finde.«
    Die Reise war gut verlaufen. Sie hatten einen guten Wind gehabt, und die See war ruhig gewesen. Doch nach drei Tagen und zwei Nächten auf See war Murdo nicht mehr in der Stimmung zu warten; ihm war egal, wo sie anlegten, nur anlegen sollten sie. »Dort! Siehst du das?« Er deutete auf eine schmale, aber stabil aussehende Mole. »Leg dort an!«
    Peder blickte in die angegebene Richtung und runzelte die Stirn, aber er tat, wie ihm geheißen und wendete das Boot. »Hol das Segel ein«, rief er, »und geh an die Riemen. Wir werden das letzte Stück rudern.«
    Murdo machte sich sofort an die Arbeit, und kurz darauf glitten sie zwischen den größeren Schiffen hindurch Richtung Land. Das Boot war kaum an die Erdmole gestoßen, als Murdo bereits aufs Trockene sprang. Peder warf ihm das Tau zu, das Murdo an einem
    für diesen Zweck bereitstehenden Baumstumpf befestigte.
    »Renn nur los, Murdo, und sieh zu, daß du Orins Schiff findest«, sagte der alte Seemann und kletterte an Land. »Ich werde beim Boot bleiben.«
    Murdo zögerte nicht, sondern rannte am Ufer entlang. Er umrundete die Bucht, musterte die Schiffe und versuchte, sich zu entscheiden, welches davon Herrn Orin gehören könnte. Schließlich erreichte er einen großen Platz, wo Hafen und Siedlung aufeinander trafen. Hierher wurden die Wagen und Karren der Händler bestellt, um ihre Waren abzuliefern, und hier trafen sich die Seeleute zum Reden und Trinken.
    Ein Gasthof - der erste, den Murdo je gesehen hatte - erhob sich am Rand des schlammigen Platzes. Es handelte sich um ein niedriges, dunkles, verschachteltes Haus mit einem Berg von Fässern und Krügen vor dem Eingang. Als er den Gasthof erreichte, blieb Mur-do stehen und atmete den köstlichen Duft gebratenen Fleisches ein, der aus der weit geöffneten Tür hinauswehte. Bei dem Geruch lief ihm das Wasser im Mund zusammen, und sein ausgehungerter Magen begann laut zu knurren. Während er den Blick noch immer über den Platz schweifen ließ, trat ein Mann mit Lederschürze aus dem Gasthof hinter ihm und

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