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Der Sohn des Kreuzfahrers

Titel: Der Sohn des Kreuzfahrers Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Stephen R. Lawhead
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graubraunen Hengst, hob die Hand und deutete auf das riesige Lager und die mächtigen Mauern, die darüber aufragten. »Schau, Tankred! So erscheint die Stadt auch in meiner Erinnerung.« Hinter den Mauern waren drei der sieben berühmten Hügel von Konstantinopel zu sehen, auf denen weiße Paläste im Licht der Mittagssonne funkelten. »Genau wie beim letztenmal, als ich sie gesehen habe.«
    Tankred zügelte seine braune Stute und blickte auf die jubelnden Männer, die freudestrahlend auf die imposanten Mauern von Konstantinopel zueilten. »Wenn ich mich recht entsinne, war die
    Belagerung deines Vaters nicht von Erfolg gekrönt«, erwiderte er trok-ken und mit lauter Stimme, um die Jubelrufe der Soldaten zu übertönen.
    »Leider, nein. Er ist mit den elenden Venetianern in Streit geraten, die glauben, ihnen würde das Meer gehören. Zwar hat er sie in die Flucht geschlagen, doch das hat ihn seine halbe Flotte gekostet. Konstantinopel hat er dann im Frühling erreicht.« Bohemund hielt inne und dachte an die alten Zeiten zurück.
    »Am Ende ist er dem Fieber erlegen, stimmt das?«
    Bohemund nickte, ohne den Blick von den schimmernden Hügeln abzuwenden. »Im Lager ist das Fleckfieber ausgebrochen. Ich bin auch krank geworden und nach Hause zurückgekehrt, um mich zu erholen. Am Ende war der Herzog gezwungen, die Belagerung abzubrechen. Er ist kurz darauf gestorben.«
    »Eine Schande«, bemerkte Tankred. »Besonders, da es so viel zu gewinnen gab.«
    »Ja«, stimmte ihm Bohemund zu, »und jetzt bin ich zurückgekehrt, um mir zu holen, was er sich nicht holen konnte. Komm, laß uns sehen, was dieser Kaiser Alexios für ein Mann ist.«
    Gottfried und Balduin ritten den Neuankömmlingen entgegen, um sie zu begrüßen und führten sie zu den Zelten, wo man ein kleines Festmahl vorbereitet und drei Fässer Wein angeschlagen hatte, damit die Reisenden den Staub der byzantinischen Hügel aus den Kehlen spülen konnten. Die Fürsten und Grafen und ihre Edelleute aßen und tranken und prahlten mit Geschichten von ihren Reisen. Die beiden gräflichen Brüder unterhielten ihre edlen Gäste auf die bestmögliche Art und übertrafen sich gegenseitig mit Erzählungen von den Wundern, die sie in den vergangenen zwei Tagen in der Stadt gesehen hatten.
    »Ihr habt ja keine Vorstellung von dem Reichtum, der in dieser Stadt angehäuft ist«, versicherte ihnen Balduin. »Es ist weit mehr, als ihr euch vorstellen könnt.«
    »Das ist wahr«, bestätigte Gottfried, »und wenn Konstantinopels Reichtümer euren Appetit wecken, dann denkt nur einmal daran,
    was uns in Jerusalem erwartet.«
    »Ich vermute, ihr habt Alexios bereits kennengelernt?« fragte Bo-hemund. O ja, erwiderten die Brüder voller Leidenschaft, sie hätten den Kaiser getroffen - zweimal: einmal in seinem Palast und einmal hier in eben diesem Lager. Sie kannten den Kaiser gut und achteten ihn sehr. »Erzählt mir von ihm«, forderte sie der Fürst von Tarent auf.
    »Er ist ein hinterhältiger und verschlagener Hund«, erklärte Balduin im krassen Gegensatz zu den ersten Äußerungen seines Bruders. »Sein Reichtum ist unermeßlich, und doch verhält er sich selbst im Vergleich dazu wie ein armseliger Bettler. Er ist ein kleiner, schweinsäugiger Mann mit einer Haut wie ein Nubier.«
    »Das mag ja sein, wie es will, aber er hat zugestimmt, uns mit Proviant zu versorgen«, stellte Gottfried wohlwollend klar. »Und das ist bei - wieviel? hunderttausend Mann und vierzigtausend Pferde? -, das ist kein leichtes Unterfangen. Er verlangt nichts dafür als Gegenleistung, außer daß man einen Treueid unterzeichnet, ihn als Kaiser anerkennt und zustimmt, alle eroberten Ländereien dem Reich zu übergeben.«
    »Einen Treueid soll man unterzeichnen!« heulte Bohemund. »Bei meiner Seele, das werde ich nicht tun!«
    Der Herzog zuckte mit den Schultern. »Das ist natürlich Eure Sache, Bohemund, mein lieber Freund. Aber die Vorteile, die man dadurch erhält, sind nicht unbeträchtlich.«
    »Habt ihr beide ihn unterschrieben? Diesen Treueid, meine ich?«
    »Das haben wir«, antwortete Gottfried, »und das bereitwillig.«
    Balduin runzelte die Stirn, schwieg aber. Es gab keinen Grund, die unglückliche Rauferei auf dem Marktplatz zu erwähnen und den anschließenden Verlust von sechsundfünfzig Männern.
    »Die Griechen sind berüchtigt für ihre verräterische Gesinnung«, bemerkte Bohemund. »Sicherlich steckt irgend etwas dahinter. Ich gehe lieber zum Teufel, bevor ich diesem schwarzen

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