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Der Sohn des Kreuzfahrers

Titel: Der Sohn des Kreuzfahrers Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Stephen R. Lawhead
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Anschließend waren sie von einer Seite des Schiffs zur anderen gehumpelt - und das nicht nur ein-, sondern dreimal -, wobei sie sich auf ihre langen Eschenholzstäbe gestützt und die Hände vor die Stirn gehoben hatten. Gleichzeitig hatten sie mit ihren hohen, dünnen Stimmen in einer Sprache gesungen, die Murdo nicht verstand.
    Nachdem sie das Deck zum drittenmal überquert hatten, waren sie schließlich vor Murdo stehengeblieben, hatten ihn begrüßt und sich vorgestellt. Murdo hatte sie nicht zu Fragen ermutigt, doch den drei seltsamen Mönchen schien seine aufreizende Zurückhaltung egal zu sein.
    »Vielleicht ist er unerwartet aufgehalten worden«, sagte der fette Mönch gerade. Er sprach Latein, allerdings mit einem merkwürdigen, singenden Akzent. »Das ist genau, was ich gesagt habe: >Er ist aufgehalten worden< - Hab' ich das nicht gesagt?«
    »Und ich habe darauf geantwortet: >Ich fürchte, deine Hoffnung ist irregeleitet, Bruder.< Erinnerst du dich?« erwiderte der Dünne in ebenso seltsamem Tonfall. »Ruf dir bitte noch einmal ins Gedächtnis zurück, daß der Hafenmeister uns klar und deutlich erklärt hat, daß er schon dort gewesen sei.«
    »Ah, aber es hat dort keinen Hafen gegeben«, bemerkte der Große; auch er sprach mit einem singenden Akzent, wenn auch ein wenig anders als seine Brüder. »Es sei denn, man betrachtet diese Anhäufung primitiver Holzstege an der Flußmündung als solchen.«
    »Natürlich hat es dort keinen richtigen Hafen gegeben«, erwiderte der schmalgesichtige Mönch. »Ich habe von dem Ort gesprochen, der den guten Leuten von Inbhir Ness als Hafen dient.«
    »Wenn Inbhir Ness keinen Hafen besitzt, dann gibt es dort auch keinen Hafenmeister«, meldete sich der große Mönch erneut zu Wort. »Ergo könnte der Mann, mit dem du gesprochen hast, nicht die notwendige Autorität besessen haben, um deine Frage zufriedenstellend zu beantworten.«
    »Da könnte etwas dran sein«, gestand der fette Priester. »Und doch empfinde ich es als meine Pflicht, euch darauf hinzuweisen, daß die Autorität des Mannes nie zur Diskussion gestanden hat. Es war mehr eine Frage seines persönlichen Scharfsinns. Jeder Mann mit einigermaßen Verstand.«
    Verblüfft darüber, daß die Priester sich an jedes einzelne Wort ihres dümmlichen Streits von vor zwei Tagen erinnerten, schüttelte Murdo ungläubig den Kopf. »Aber wie hätten wir sonst nach Jerusalem gelangen sollen?« fragte der Mönch mit den runden Schultern. »Das war doch die eigentliche Frage, die sich uns gestellt hat, Brüder.«
    »In der Tat«, sinnierte der große Mönch. »Hätte der Allerhöchste in seiner göttlichen Gnade nicht persönlich eingegriffen, dann würden wir vermutlich noch immer nach der Antwort auf diese Frage suchen.«
    »Wir hätten auch zu Fuß gehen können«, bot der schmalgesichtige Mönch als Wahlmöglichkeit an. »Schon viele berühmte Menschen haben in der Vergangenheit eine solche Reise zu Fuß unternommen - und das sehr zum Wohle ihrer Seele. Immerhin«, fügte er hinzu, »ist auch unser Herr Jesus Christus auf diese Art und Weise durchs Land gezogen.«
    »Wahrlich, wahrlich, mein Bruder«, stimmte ihm der ältere Mönch freundlich zu. »Welch wahres Wort.«
    »Ich hätte nicht das geringste dagegen einzuwenden gehabt«, meldete sich der Fette wieder zu Wort. »Ich möchte nur zu bedenken geben, daß Jerusalem - jedenfalls nach allem, was man so hört -beachtlich weit weg von den grünen Ufern unserer Heimat liegt. Deshalb könnte eine Reise zu Fuß weit länger dauern, als wir vielleicht erwarten. Vermutlich hätte der Kreuzzug sein Ziel bereits erreicht, bevor wir im Heiligen Land eintreffen würden.«
    »O weh, ich fürchte, du hast recht«, seufzte der Dünne, von dieser Vorstellung entmutigt.
    Murdo, der des unsinnigen Geplappers allmählich überdrüssig wurde, beschloß, daß diese Mönche harmlos waren, wenn auch ein wenig langweilig. Er wollte sie gerade ihrer sinnlosen Debatte überlassen, als der Fette sich zu ihm umdrehte und ihn wohlwollend angrinste. »Seht her, meine Brüder! Ich fürchte, wir haben uns gehen lassen. Unser junger Freund hier ist nicht an solch belanglosen Gedankenspielen interessiert.« Der Mönch nickte anerkennend ob Murdos Geduld. »Wie Ihr, so befinden auch wir uns auf Pilgerfahrt. Es war vereinbart, daß wir uns König Magnus' Flotte anschließen und mit ihm ins Heilige Land segeln sollten.« Er lächelte freundlich und fuhr in verschwörerischem Tonfall fort: »Wir

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