Der Sohn des Kreuzfahrers
sollen ihm für die Dauer der Pilgerfahrt als Berater dienen - aber natürlich nur in geistigen Belangen.«
»Meine Brüder«, mischte sich der große Mönch plötzlich wieder ein, »dies ist ein außerordentlich glückliches Zusammentreffen, welches gebührend gefeiert werden will. Der Herr, unser Gott hat uns diesen jungen Mann geschickt, auf daß er uns auf dieser Reise begleite. Darauf wollen wir einen trinken!«
»Bier!« schrie der fette Mönch. »Wir brauchen Bier!«
»Du sprichst mir aus dem Herzen«, bemerkte der große Kirchenmann. »Ja, ja. Nachdem du und Fionn uns etwas Bier geholt haben, wollen wir gemeinsam die wunderbare Vorsehung des Allmächtigen preisen.«
Die beiden Mönche trotteten an der Reling entlang zum Zelt zurück. Kurz darauf erschienen sie wieder, jeder mit zwei Krügen schaumigem braunem Biers in den Händen.
»Gott zum Gruß, tapferer Wanderer!« rief der große Mönch und drückte Murdo einen Krug in die Hand. »Möge der Herr des Krieges gut zu dir sein; möge der Herr des Friedens dich segnen; und möge der Herr der Gnade dir die Erfüllung deiner Wünsche gewähren.« Dann hob er den anderen Krug zum Toast und rief: »Sldin-te!«
»Sldinte!« echoten die anderen beiden Mönche und hoben ebenfalls ihre Krüge.
Murdo erkannte das Wort als Gälisch: eine Sprache, die noch in vielen der älteren Familien von Orkneyjar gesprochen wurde und die auch seine Mutter bisweilen verwendete, wann immer ihr andere Worte fehlten. Infolgedessen beherrschte Murdo sie gut genug, um sich verständlich machen zu können. »Sldinte mor!« erwiderte er, was die Kirchenmänner unwillkürlich lächeln und anerkennend nicken ließ.
»Ein Mann, der mit des Himmels eigener Sprache gesegnet ist!« erklärte der schmalgesichtige Mönch voller Leidenschaft. »Mein Name lautet Bruder Fionn mac Enda, zu Euren Diensten. Dürfte ich vielleicht fragen, wie man Euch ruft, mein Freund?«
»Ich bin Murdo Ranulfson von Dyrness auf Orkneyjar«, antwortete Murdo, richtete sich auf und straffte die Schultern, um sich dem Namen seines Vaters als würdig zu erweisen.
»Auf Euer Wohl, Murdo Ranulfson!« sagte der Mönch mit Namen Fionn, und alle drei hoben die Krüge an die Lippen und tranken geräuschvoll. Murdo folgte ihrem Beispiel, und einen Augenblick lang war jeder mit seinem Bier beschäftigt.
Als die Kirchenmänner die Krüge schließlich wieder absetzten, um Atem zu schöpfen, strahlte der Fette übers ganze Gesicht wie ein Cherub und verkündete: »Man nennt mich Emlyn ap Hygwyd, und ich freue mich, deine Bekanntschaft zu machen, Murdo Ranulfson. Ich hoffe, daß wir gute Freunde werden.«
Obwohl diese Aussicht angesichts der Feindschaft, die Murdo allen Kirchenmännern geschworen hatte, ausgesprochen unwahrscheinlich war, so hatte der rundliche Mönch doch mit solchem Ernst gesprochen, daß Murdo es nicht über sich brachte, ihm offen zu widersprechen.
»Wenn du gestattest, mein lieber Murdo«, fuhr Emlyn fort, »würde ich dir gerne unseren geschätzten Anführer vorstellen: Bruder Ronan mac Diarmuid.«
Demütig verneigte sich der große Mönch. »Führend nur an Jahren«, erwiderte er bescheiden, »nicht, wie ich dir versichern möchte, in Hingabe und Frömmigkeit unserem Herrn gegenüber.«
Murdo wiederholte die Namen der Mönche, woraufhin sie erneut tranken und anschließend das Bier als Gottesgabe priesen - was wiederum bedeutete, daß es ausgesprochen gottlos gewesen wäre, die
Krüge nicht rasch zu leeren, um sie wieder aufzufüllen. Dementsprechend tranken sie zügig, und Emlyn und Fionn eilten davon, um neues Bier zu holen. Abermals kehrten sie rasch wieder zurück und lobten lautstark das Können und die Großzügigkeit des Bierbrauers.
Nachdem sie auch die zweiten Krüge mit kräftigen Schlucken geleert hatten, sagte Ronan: »Nun denn, wenn ich es wagen darf, so würde ich gerne meine Verwunderung darüber zum Ausdruck bringen, daß ein Mann in deinem zarten Alter alleine eine solche Pilgerfahrt unternimmt. Soviel Frömmigkeit und Eifer sind zwar sehr lobenswert, dennoch ist es erstaunlich.«
»Auf Orkneyjar haben viele das Kreuz genommen«, erklärte ihm Murdo rasch. »Mein Vater und meine Brüder sind bereits vor mir gegangen. Sie reisen gemeinsam mit Herzog Robert von der Normandie und vielen anderen Edelleuten. Ich will mich ihnen anschließen.«
»Ah, ja«, bemerkte der Mönch, als hätte Murdo ihm die Lösung eines uralten Rätsels verraten.
»Außerordentlich!« erklärten die
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