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Der Sohn des Sehers 01 - Nomade

Titel: Der Sohn des Sehers 01 - Nomade Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Torsten Fink
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verfolgten jemanden. Dann war da ein Einschnitt in die Felsen, ein Kampf. Ein Pferd stürzte. Und einer war verwundet. Und … mehr konnte ich nicht erkennen«, sagte Awin mit tonloser Stimme. Dieses Bild stand ihm unauslöschlich vor Augen: Wie der verwundete Sgerbruder über den Boden kroch und plötzlich der Schatten über ihm auftauchte. Der Yaman trat entsetzt einen Schritt von Awin zurück.
    »Dieser Einschnitt, kannst du ihn beschreiben?«, fragte Mewe. Er hatte Awin an der Schulter gepackt.
    Awin versuchte es, beschrieb aus der Erinnerung den kleinen Talkessel mit dem schmalen Zugang. Der Jäger nickte. »Ich sah einen Ort, auf den diese Beschreibung passt. Wir sind auf unserem
Weg hierher daran vorbeigeritten. Es ist auf der anderen Seite jener Hügel. Wenn du erlaubst, Yaman, werde ich mit einigen Männern auf die Suche gehen, bevor der Wind alle Spuren verwischt.«
    Aryak sah ihn stumm an und nickte, unfähig zu sprechen.
    »Ich will mitkommen«, rief eine helle Stimme.
    »Du bleibst besser hier, Eri«, entgegnete der Jäger knapp.
    »Aber es sind meine Brüder!«, rief Eri.
    »Du verlässt das Lager nicht«, entschied der Yaman düster.
    Eri? Awin entdeckte den Knaben, der blass etwas abseits von den anderen stand. Hatte er ihn nicht auch gesehen auf seiner Reise? Er war sich auf einmal nicht mehr sicher.
    »Du scheinst viel gesehen zu haben, mein Junge«, sagte Curru herablassend. »Wir werden bald wissen, wie viel du dir eingebildet und wie viel du wirklich erfahren hast.«
    Awin sah seinen Ziehvater an. Er hat nur zwei Rabenbeeren genommen , rief ihm seine innere Stimme in Erinnerung. Doch das war eine Sache, die er später klären würde, unter vier Augen, von Seher zu Seher.
    »Sag, hast du auch den Heolin gesehen?«, fragte Harbod plötzlich.
    Awin wollte antworten, aber dann merkte er, dass er es nicht wusste. Da war etwas gewesen, ein Bruchstück, ein Bild, das er nicht greifen konnte. Er schüttelte den Kopf.
    »Ihr solltet ihn in Ruhe lassen, Hakul, seht ihr nicht, wie sehr ihn seine Reise erschöpft hat?«
    Awin drehte sich um. Da stand Merege, der Wind spielte mit ihren schwarzen Haaren.
    »Was geht dich das an, Kariwa?«, fuhr Curru sie an.
    Awin hob die Hand. »Sie ist wichtig«, erklärte er.
    Die Hakul starrten ihn verblüfft an. »Was meinst du damit?«, fragte Tuwin unsicher.

    Awin schüttelte den Kopf. »Ich kann es nicht erklären, aber sie ist wichtig, das weiß ich.«
    »Sie ist gefährlich«, entgegnete Curru. »Hast du es nicht selbst gesagt, dass du unseren Tod durch ihre Hände gesehen hast?«
    Die Hakul fuhren unwillkürlich einen Schritt von der Kariwa zurück. Awin war so verblüfft, dass er nicht gleich antworten konnte. Merege warf ihm einen ernsten Blick zu, drehte sich um und ging. Awin stand auf. »Nichts dergleichen habe ich gesagt, Curru!«, rief er aufgebracht.
    »Sind es die Anstrengungen deiner Reise, die dich das haben vergessen lassen?«, fragte der alte Seher mit gut gespieltem Erstaunen.
    »Ich habe nichts vergessen, auch nicht die Rabenbeeren!«, schrie Awin.
    Curru verstummte kurz, dann lächelte er traurig. »Du bellst gegen den Wind, junger Freund, und die Kariwa kann dich nicht mehr hören. Aber ich höre dich, und du betrübst mich. Ein Seher willst du sein? Und plauderst hier vor aller Welt über die geheimen Kulte? Ich bin enttäuscht, Awin, Kawets Sohn. Es war ein Fehler, dich auf diese Reise mitzunehmen, das habe ich vorher gesagt, und ich sage es wieder. Ein Seher? Nein, du bist noch nicht so weit! Es war …«
    »Mir scheint, dass du ihm Unrecht tust, Curru, mein Freund«, unterbrach ihn der Yaman schroff. »Er hat Dinge gesehen, die dir verborgen blieben. Und ich sage, wenn Mewe … die Spur meiner Söhne an jenem Ort findet, dann ist Awin nicht länger dein Schüler, und sein Platz wird unter den Yamanoi sein!«
    »Nichts werden sie finden außer den Tod!«, brach es zornig aus Curru heraus. »Denk an meine Worte, Yaman. Und dieses Weib dort ist die Wurzel allen Übels!« Und damit stürmte er davon. Mabak wurde von ihm fast über den Haufen gerannt.

    Yaman Aryak sah ihm nicht nach. Er beugte sich zu Awin hinab und fragte flüsternd: »Sag, Seher, meine Söhne - hast du da noch etwas gesehen. Irgendetwas?«
    Awin schüttelte den Kopf.
    Dann, wie aus weiter Ferne, sagte der Yaman: »Ich hoffe, du versöhnst dich wieder mit Curru. Wir werden euch beide brauchen, wenn wir unsere Aufgabe erfüllen wollen.«
    Als Aryak sich abwandte und davonging,

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