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Der Sohn des Sehers 01 - Nomade

Titel: Der Sohn des Sehers 01 - Nomade Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Torsten Fink
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wusste, er schafft es«, rief Tauru, der hinter Mabak
stand. Awin kam mühsam auf alle viere und hustete. Er hatte das Gefühl, sein Innerstes würde sich nach außen kehren. Tauru schlug ihm kräftig auf den Rücken. »Die Männer haben schon angefangen, eine Grabstelle für dich zu suchen. Es ist rücksichtsvoll von dir, ihnen diese Arbeit zu ersparen.«
    Awin rang nach Luft. Jetzt klopfte Mabak ihm immer wieder auf den Rücken, und Awin hätte sich gewünscht, er möge damit aufhören. Dann stürmten viele Schritte heran. »Wasser, so bringt ihm doch Wasser!«, befahl eine Stimme, und dann wurde Awin hochgehoben, und viele Männer schlugen ihm auf die Schulter und überschütteten ihn mit Fragen.
     
    Es dauerte eine Weile, bis Awin verstand, was um ihn herum geschah. Offenbar hatte man ihn für tot gehalten. Angeblich hatte er nicht mehr geatmet, und auch ein Herzschlag war nicht zu spüren gewesen.
    »Wäre die Kariwa nicht gewesen, hätten wir dich schon unter die Erde gebracht, das heißt, wir hätten dich dort drüben unter Steinen begraben, denn der Boden ist hart«, meinte Tauru freudestrahlend.
    »Lasst ihn doch wenigstens Luft holen, ihr Krieger«, rief Mewe, »sonst stirbt er uns am Ende doch noch.«
    »Was hast du gesehen, Awin, Kawets Sohn?«, fragte eine ruhige Stimme. Es war der Yaman, der die Jungkrieger zur Seite schob. Curru war bei ihm.
    »Ich fürchte, es wird noch dauern, bis er berichten kann. Seht nur, wie glasig sein Blick ist«, meinte Mewe.
    »Wenn er überhaupt etwas zu berichten hat«, meinte Curru zweifelnd.
    Awin blickte kurz auf. Er sah nur verschwommen, musste immer wieder husten und spuckte Schleim aus. In der Luft war viel Staub. Der Sturm war wohl schon in der Nähe.

    »Ich muss wissen, was er gesehen hat. Die Sonne ist bereits aufgegangen, und wir müssen Klarheit haben.«
    »Ich sagte dir doch, ehrwürdiger Yaman, dass der Fremde jener ist, den wir suchen.«
    »Hast auch du das gesehen, Awin? Ist er es wirklich?«
    Awin hob schwach die Hand, weil er etwas sagen wollte. Er fühlte sich völlig kraftlos. Er öffnete den Mund, aber nur ein Krächzen kam heraus.
    »So gebt ihm doch Wasser!«, rief Mewe.
    Awin trank in kleinen Schlucken, denn er wusste nicht, ob er es würde bei sich behalten können. Aber es tat gut. Er hatte das Gefühl, völlig ausgetrocknet zu sein. Allmählich begann er auch wieder, etwas von dem zu erkennen, was um ihn herum vorging.
    »Ist der Mann in der Stadt der, den wir jagen?«, drängte Yaman Aryak.
    Awin schloss die Augen, und er war sehr beruhigt, als er sie öffnete und immer noch an Ort und Stelle war. »Es ist der Feind«, flüsterte er. »Ich sah, wie er das grünäugige Mädchen kaufte für Elwahs Dolch.« Awin versuchte sich an die Bilder zu erinnern, die er gesehen hatte. Sie wirbelten wild durcheinander, und mit Schrecken bemerkte er, dass sie bereits zu verblassen begannen.
    »Wie ich es sagte!«, rief Curru.
    Der Yaman hatte Awin am Arm gepackt und sah ihm tief in die Augen. »Weiter, was hast du noch gesehen?«
    »Da war eine Stadt, weit im Süden. Ich glaube, der Fremde wurde von dort verjagt. Dann sah ich das Meer, das Schlangenmeer.« Er stockte. Aus irgendeinem Grund wollte er nicht verraten, dass er auch Senis dort getroffen hatte. »Dann sah ich ein seltsames Land voller Teiche und Sümpfe«, fuhr er langsam fort. Er hätte gerne berichtet, was für ein Gefühl es war, über die Länder hinwegzufliegen wie ein Vogel, aber er spürte, dass das jetzt nicht angemessen gewesen wäre. »Und
das Grastal. Ich sah Elwah und Anak … und den Feind. Curru war auch dort.«
    »Du hast mich gesehen?«, entfuhr es dem verblüfften Seher.
    Awin nickte.
    »Weiter, was noch?«, drängte ihn der Yaman.
    Awin holte Luft. Er spürte, dass immer größere Teile seiner Erinnerung an diese Reise wegbrachen. Er schloss die Augen. »Ich sah Löwen an einer Wasserstelle in den Felsen und …«, er erbleichte, als die Erinnerung zurückkehrte, »… wo sind Ebu und Ech?«, fragte er.
    Der Yaman wurde leichenblass. »Sie sind noch nicht wieder da, aber warum fragst du?« Awin sah Furcht in seinen Augen.
    »Ich … ich sah sie kämpfen, in der Nacht … mit dem Fremden.«
    Schweigen breitete sich unter den Hakul aus, als sie begriffen, was Awin da andeutete.
    »Sie müssten längst zurück sein«, murmelte Tuwin.
    Der Yaman setzte an, eine Frage zu stellen, doch er brachte sie nicht über die Lippen.
    »Genauer, was hast du gesehen?«, drängte Mewe.
    »Sie

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