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Der Sohn des Sehers 01 - Nomade

Titel: Der Sohn des Sehers 01 - Nomade Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Torsten Fink
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und den Leichnam Iddins achtlos auf unsere Schwelle warfen. Sie behaupteten, ein Fremder habe ihn getötet, doch fanden wir in seiner Brust die Spitze eines Hakul-Speeres. In seinem Schmerz war Numur leichtgläubig und ließ diese Männer gehen. Aber das Volk war aufgebracht, und es fragte, warum der Malk die Mörder seines Bruders unbehelligt ziehen ließ. Es verlangt die Bestrafung der Täter, und deshalb sind wir hier.«
    »Du hast vergessen zu erwähnen, Priester«, entgegnete Aryak mühsam beherrscht, »dass viel Blut in den Straßen eurer Stadt floss. Die beiden Brüder haben doch einander bekämpft! Hat Numur nicht auch die Rechte Hand des Kaidhans ermordet, eine Tat, die viele Krieger mit ihrem Leben bezahlten?«
    »Du verstehst nichts von den Vorgängen in unserer Stadt, Hakul!«, entgegnete Abeq Mahas scharf. »Es ist wahr, dass Iddin versuchte, sich des Throns zu bemächtigen, ebenso wie Immit Schaduk. Beide sind nun tot. Doch trotz seiner Verbrechen hat Numur seinen Bruder geliebt, ebenso wie es sein Volk tat. Und
waren es nicht deine Söhne, die man an der Seite unseres geliebten Malk tot fand?«
    »An der Seite, Priester, an der Seite, du sagst es. Denn sie fielen durch die gleiche Hand, die auch Iddin tötete.« Dann wandte sich Aryak an den Heredhan: »Du musst wissen, Horket, dass es jener Mann war, den wir von den Schwarzen Bergen bis nach Serkesch verfolgt haben. Doch stand er unter dem Schutz Malk Numurs, der sich für seine Unschuld verbürgte. Eine weitere Lüge der Akkesch, wie wir nun wissen.«
    »Es war die Spitze eines Hakul-Speeres, die wir in Iddins Leiche fanden!«, rief Abeq Mahas anklagend.
    »Aber kein Blut kam aus dieser Wunde, Priester«, entgegnete Curru, »denn er empfing sie erst, nachdem er längst tot war.«
    »Lügen!«, rief der Abeq.
    »Malk Numur hat jenen Fremden gedeckt, Priester?«, fragte der Heredhan jetzt mit einem finsteren Stirnrunzeln.
    Isparra trieb Staubwolken über die Ebene. Awin schöpfte Hoffnung. War es möglich, dass Horket ihnen wider Erwarten beistand?
    Der Abeq zögerte mit einer Antwort. Offenbar bemerkte er, dass sich die Waagschale zu seinen Ungunsten senkte. Dann sagte er bedächtig: »Herr, Malk Numur ist ein Freund der Hakul. Er würde keinen ihrer Feinde decken, nein, es liegt ihm ganz im Gegenteil daran, die unschätzbar wertvolle Freundschaft mit dem Heredhan zu erneuern und zu vertiefen.«
    Horket zeigte ein grimmiges Lächeln. »Sie sollte ihm auch einiges wert sein, denn wisse, Priester, diese Männer schulden mir Sühne. Sie verfällt, wenn sie sterben. Und ich kann nicht sehen, warum ich Numur zuliebe meine Forderung zurückstellen sollte.«
    Der einäugige Priester warf Aryak einen finsteren Blick zu. Vielleicht verfluchte er ihn dafür, dass er nun dem Heredhan
ein Angebot unterbreiten musste: »Ich weiß nicht, wie viel sie dir schulden, doch sage ich dir, dass mir jeder Kopf, den ich nach Serkesch zurückbringen kann, sein Gewicht in Silber wert ist.«
    »In Eisen«, entgegnete Horket kühl.
    Die Miene des Priesters verfinsterte sich noch weiter. »So sei es«, presste er schließlich hervor.
    »Du lässt dich kaufen, Hakul?«, rief Aryak voller Verachtung.
    »Hüte deine Zunge, Hakul«, entgegnete der Heredhan düster.
    Yaman Aryak setzte zu einer scharfen Erwiderung an, aber plötzlich wurde er ganz ruhig. »Nun, du musst wissen, was du tust, Horket. Jedoch habe ich eine Bitte an dich.«
    Horket hob misstrauisch die Brauen.
    »Es sind nicht nur Männer meines Klans, die mit mir reiten. Harbod, Harmins Sohn, ein Krieger des Fuchs-Klans, und sechs seiner Männer begleiten uns seit dem Rotwasser. Sie haben nichts mit dem zu tun, was am Dornbach geschah, und sollten dafür auch nicht büßen.«
    Der Heredhan nickte und stellte fest: »So ist es also wahr, was mir dein Bruder Auryd berichtete.«
    Jetzt konnte Aryak sein Erstaunen nicht verbergen: »Auryd? Du hast ihn getroffen?«
    »Vor drei Tagen schon. Er hat sein Lager am Dhurys aufgeschlagen, und er wartet dort auf euch. Er ist ein kluger Mann und sorgt sich um das Leben seiner Krieger. Wir haben eine Vereinbarung getroffen.«
    Daher, dachte Awin, war er also so gut über alles unterrichtet, was vorgefallen war.
    Doch welcher Art mochte die Vereinbarung sein, die Horket mit Auryd getroffen hatte?
    »Aber diese Männer waren auch in Serkesch«, rief Abeq Mahas. »Sie waren dabei, als Iddin starb. Und dir entgeht viel Eisen, wenn du sie ziehen lässt.«

    »Sie haben keinen Fuß in eure

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