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Der Sohn des Sehers 01 - Nomade

Titel: Der Sohn des Sehers 01 - Nomade Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Torsten Fink
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überhaupt, wenn zehn oder zwanzig der Krieger in ihren Reihen fehlen. Sie haben hunderte Krieger, und wir … wir sind nur noch zu dritt.«
    »Vergiss nicht Tuge und seine Männer«, widersprach Eri.
    Awin sah ihn fassungslos an. Vor etwas über zwei Wochen waren sie einundzwanzig Krieger im Klan gewesen. Jetzt waren sie noch acht - wenn Tuge, seine Begleiter und der junge Mabak überhaupt noch lebten. Es hätte nicht viel gefehlt, und Awin hätte sich auf Eri gestürzt, einfach, um ihm Verstand einzuprügeln - aber er tat es natürlich doch nicht. Er schüttelte den Kopf und schwieg. Die meisten seiner Klanbrüder waren tot - er fühlte sich entsetzlich.
    »Es mag sein, dass unsere Feinde irgendwann bemerken, dass sie uns nicht alle erwischt haben«, meinte Curru nachdenklich. »Vielleicht sollten wir dieses Feuer besser löschen, denn wir haben seinen Schein schon von weitem gesehen.«
    »Ich denke, wir müssen es weiter unterhalten«, widersprach Awin mit unterdrückter Wut. »Es gibt Löwen in diesen Felsen, und mit unseren Schwertern und Dolchen werden wir wenig gegen sie ausrichten.«
    »Dann lass es uns als Glut unterhalten, mein Junge. Wenn diese Raubtiere hier erscheinen, lässt sich die Flamme dann sicher rasch genug schüren. Und es ist besser, uns finden die Löwen vielleicht als die Akkesch sicher.«
    Widerstrebend gab Awin nach.
    »Wir sollten abwechselnd wachen und so viel schlafen wie möglich«, meinte der alte Seher dann, »denn wir haben einen weiten Weg vor uns, wenn wir den Fremden verfolgen wollen.«
    »Den Fremden? Zu Fuß?«, fragte Awin verblüfft.
    »Nun, war das nicht der Auftrag, den dir Yaman Aryak gegeben hat, mein Junge?«
    »Das war er ganz sicher nicht, Curru. Der Yaman wollte, dass
ich nach dem Heolin suche, und ich denke, den finden wir in Uos Mund!«, erwiderte Awin wütend.
    »Mach dich nicht lächerlich, Awin. Wenn er wirklich dort im Sand verschwunden ist, werden wir ihn nie finden. Wir müssen dem Fremden nach.«
    »Ich sage, dass wir machen, was Curru sagt«, mischte sich Eri ein.
    »Danke, mein Junge«, sagte Curru mit einem gönnerhaften Lächeln.
    »Ihr könnt tun, was ihr wollt, ich werde den Lichtstein in Uos Mund suchen!«, verkündete Awin bestimmt.
    »Du bist wirklich eine Last, Awin, Kawets Sohn. Nie bist du bereit, Leitung und Führung eines klügeren und erfahreneren Mannes anzunehmen.«
    »Du meinst - von Eri?«, fragte Awin bissig.
    »Du solltest deinem Yaman mit mehr Achtung begegnen, Awin!«, zischte Eri.
    »Das werde ich, sobald unser Klan wieder einen Yaman hat!«, erwiderte Awin wütend.
    »So beruhigt euch doch, ihr Männer«, rief Curru. »Ich glaube, bevor wir uns Gedanken über unseren weiteren Weg machen, sollten wir zunächst versuchen, Wasser zu bekommen. Wenn wir morgen früh zeitig aufbrechen, könnten wir morgen Nachmittag wieder das Dorf erreichen, in dem wir gestern die Pferde tränkten.«
    »Ich bin sicher, sie werden uns mit offenen Armen empfangen«, spottete Awin.
    »Es sind Feiglinge, sie haben sich gestern nicht gewehrt, sie werden sich morgen nicht wehren«, meinte Eri. »Und wenn doch, werden wir sie eben töten.«
    »Gestern waren wir viele, jetzt … Nein, Eri, dort werden wir kein Wasser bekommen.«

    »Ich bin sicher, du hast einen besseren Vorschlag«, giftete Eri.
    »Ich nicht«, erwiderte Awin bissig, »aber die Kariwa.«
    Alle Blicke wandten sich dem Mädchen zu. Merege zuckte nur mit den Achseln und meinte: »Die Löwen. Auch sie müssen trinken.«
    Awin sah Curru an, dass er gerne widersprochen hätte, doch er konnte es nicht.
    »Das heißt, wir müssen die Löwen nicht meiden - sondern suchen?«, fragte Eri verdutzt.
    »So ist es, junger Hakul«, antwortete Merege ruhig.
    »Dann sollten wir aufhören, uns zu streiten«, meinte Eri ruhig, »denn sonst verscheuchen wir sie noch.«
    Awin schwieg überrascht. Das war das Klügste, was er je aus dem Munde des Knaben gehört hatte.
    »Ich habe Zweifel, dass wir diese Quelle finden werden«, brummte Curru.
    »Wir werden sie finden«, erklärte Awin ruhig, »denn ich habe sie gesehen.« Er hatte es fast vergessen, wie so viele Bilder, die er auf seiner Reise gesehen hatte. Sie waren verblasst, und er hätte sie nicht beschreiben können, wenn er noch einmal von seinen Erlebnissen jener Nacht berichten hätte sollen. Aber plötzlich, ohne sein Zutun, war dieses Bild wieder aufgetaucht: Die Löwen an dem Teich zwischen den Felsen. Und da war noch etwas gewesen - ein Knabe, vielleicht

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