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Der Sohn des Sehers 01 - Nomade

Titel: Der Sohn des Sehers 01 - Nomade Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Torsten Fink
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bei den Hügeln, die man die Fünf Brüder nennt. Und dies ist eine glückliche Fügung, denn die Fünf Brüder liegen nicht viel weiter vom Glutrücken entfernt als unser eigenes Lager. Am Rotwasser kann er uns einholen.«
    Die Männer nickten. Der Yaman schien eine gute Entscheidung getroffen zu haben.
    »So kann ich davon ausgehen, dass mein Vorschlag eure Zustimmung findet, Hakul?«, fragte Yaman Aryak in die Runde.
    »So ist es«, lautete die einstimmige Antwort. Selbst Bale war
nicht so verärgert, dass er sich gegen alle anderen stellen wollte. Nur Awin hatte nichts gesagt. Er war es nicht gewohnt, in der Versammlung der Männer gefragt zu werden.
    Dem Yaman war das nicht entgangen. Er lächelte und sagte: »Und habe ich auch deine Zustimmung, junger Seher?«
    Die Männer grinsten, nur Curru seufzte und schüttelte den Kopf. Awin lief rot an und stotterte: »So ist es, ehrwürdiger Yaman.«
    Eigentlich war die Zusammenkunft damit schon zu Ende, doch plötzlich meldete sich Gregil zu Wort: »Ich weiß, es ist nicht üblich, dass in dieser Versammlung Frauen reden, doch möchte ich etwas sagen.«
    Die Männer schauten die Frau des Yamans erstaunt an. Der Yaman blickte kurz zu Curru, der gleichgültig mit den Schultern zuckte, dann nickte er seiner Frau zu.
    »Ihr sprecht viel vom Feind und dass ihr ihn töten werdet«, sagte Gregil. »Ich habe meine drei Söhne sogar darüber streiten hören, welcher von ihnen seinen Kopf nehmen darf. Auch ich spüre den Wunsch nach Rache, aber vergesst über eurer Jagd den Heolin nicht. Seit Jahrhunderten schützt er unsere Sippe, den Stamm, das ganze Volk der Hakul vor dem Bösen, das in der Slahan lauert. Er ist wichtiger als die Rache für Elwah. Bringt den Lichtstein zurück! Und wenn ihr vor der Wahl steht, dem Feind zu folgen oder dem Heolin, dann trefft die richtige Entscheidung. Darum bitte ich euch.«
    »Keine Sorge, Gregil, das werden wir«, antwortete Curru, und es schwang belustigte Herablassung in seiner Stimme mit.
    Awin verließ das Zelt als letzter der Männer. Gregil hatte Recht. Natürlich, sie alle waren von dem Wunsch nach Rache beseelt, aber der Lichtstein war viel wichtiger. Als er in die Gesichter der Männer blickte, wuchsen in ihm Zweifel, dass sie das ebenso sahen.

     
    Awin hatte wenig Zeit, die nahrhafte Suppe, die Egwa in kurzer Zeit gezaubert hatte, zu genießen. Es war Nacht geworden, aber der Yaman ließ ihnen keine Ruhe. Er ritt selbst auf einem frischen Rappen durchs Lager und rief die Krieger zusammen. »Schlafen könnt ihr im Sattel, ihr Männer. Oder seid ihr keine Hakul?«, ermahnte er sie.
    Noch jemand bereitete sich auf den Aufbruch vor: Wela. Die Tochter des Schmieds hatte ihr Pferd gesattelt und bekam von ihrem Vater eine Menge guter Wünsche und Ratschläge mit auf den Weg.
    »Du tust, als ritte sie das erste Mal«, spottete Yaman Aryak freundlich. Er brachte Wela eine kleine Bronzescheibe. Sie glich jener, die am Feldzeichen des Klans baumelte. Ein schwarzes, unten offenes Dreieck war daraufgemalt.
    »Wenn du Auryd das Sgertan zeigst, weiß er, dass du in meinem Namen sprichst. Wenn du es ihm übergibst, heißt das, dass wir bereit sind, uns ihm zu verpflichten. Wir erwarten ihn am Rotwasser. Hast du das verstanden, Wela, Tuwins Tochter?«
    »Natürlich, Yaman Aryak, jetzt und auch schon vorhin, als du es mir zum ersten Mal gesagt hast, und danach, als mein Vater es mir zum zweiten Mal erklärte«, antwortete Wela grinsend.
    »Dies ist eine ernste Sache, Schmiedetochter. Ich hoffe, das ist dir bewusst«, erwiderte der Yaman sehr ruhig.
    »Ich weiß es, ehrwürdiger Yaman«, antwortete Wela, und das Grinsen erlosch auf ihrem Gesicht. Bevor sie aufbrach, lenkte sie ihr Tier an Awin vorbei, der noch dabei war, sich mit seinem Schecken anzufreunden. »Ich hoffe, du passt auf dich auf, Awin, Sehersohn«, begann sie. Sie nannte ihn nie »Seher«. Es war ihre Art, ihn zu necken.
    »Das hoffe ich auch von dir, zukünftige Heilerin«, antwortete Awin.

    Sie verzog das Gesicht. Sie mochte es nicht, so genannt zu werden. »Ich kann dich jedenfalls nicht heilen, wenn du halbtot in der Wüste liegst, Awin, also tu mir den Gefallen und versuche, das zu vermeiden. Schon, um meinem armen Vater Arbeit zu ersparen.«
    Awin nickte und grinste breit.
    »Und noch etwas«, fuhr Wela stockend fort. »Ich habe gehört, dass ihr in die Stadt Serkesch reitet.«
    »Das sagte mein … meines Ziehvaters Traum«, antwortete Awin und konnte gerade noch verhindern,

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