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Der Sohn des Sehers 01 - Nomade

Titel: Der Sohn des Sehers 01 - Nomade Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Torsten Fink
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in denen sie leben«, meinte Bale.
    »Dafür ist der Rauch wieder zu stark. Wirklich, ich kann nicht sagen, was dort brennt«, meinte der Jäger und strich sich nachdenklich über seinen schütteren Bart.
    So ergingen sich die Männer weiter in ihren Vermutungen, ohne zu einem Schluss zu kommen. Die Wolke verblasste allmählich, und gegen Mittag war sie nicht mehr zu sehen. Der Sger erreichte die nächste Wasserstelle, die wieder nicht mehr war als ein dicht gedrängter Kranz von Häusern. Sie war wie die vorige ohne Krieger, die ihre Mauern bewacht hätten, und die Bewohner standen oben auf den flachen Dächern ihrer Hütten und wollten die Hakul nicht einlassen. Als Aryak ihnen ein Maß Salz für das Wasser bot, gaben sie nach, aber es durften nur vier Krieger mit den Pferden zur Tränke im Inneren. Yaman Aryak versuchte, vom Dorfältesten zu erfahren, ob ein Fremder hier vorbeigekommen war, aber er bekam keine Antwort. Auch, was
die Rauchwolke am Horizont bedeutete, wollte oder konnte der Mann nicht sagen. Die Hakul waren froh, als sie ihre Pferde besteigen und diesen ungastlichen Ort wieder verlassen konnten.
     
    Am Nachmittag veränderte sich die Landschaft allmählich. In der bis dahin fast leeren Ebene zeigten sich vermehrt trockene Büsche und größere Inseln aus rauem Gras. Bald tauchten erste dürre Bäume auf.
    »Das ist der Fluss Dhanis. Sein Atem reicht bis in die Naqadh«, erklärte Mewe, als sie ihre Pferde wieder eine Weile führten.
    »Glaubst du, dass wir den Feind in Serkesch finden werden, Meister Mewe?«, fragte Awin.
    »Du wirst mich nicht mehr lange Meister nennen müssen, Awin, und ob wir den Verfluchten dort finden werden, das weißt du doch sicher besser als ich, Seher.«
    Awin verstummte. Es lag viel Anerkennung in Mewes Worten, und das hatte er nicht erwartet. »Es ist doch Currus Sache, zu entscheiden, ob ich meine Berufung erfüllen kann oder nicht, Meister Mewe«, antwortete er nach einer Weile.
    Mewe fasste ihm in die Zügel und hielt beide Pferde an. Merege blickte kurz zurück, aber dann verstand sie und folgte den anderen. Der Jäger seufzte, dann sagte er: »Wenn es nach meinem alten Freund Curru geht, wirst du erst in hundert Jahren Seher oder vielleicht auch niemals. Er ist viel zu streng mit dir. Aber nimm es ihm nicht übel, er fürchtet, dass sein Traum von Serkesch uns nur in die Irre führt, und das macht ihm schwer zu schaffen. Ich kenne ihn lange und kann gar nicht sagen, wie oft seine Gesichte und Vorhersagen uns vor großem Schaden bewahrt haben, aber seit Elwahs Tod scheint er Tengwils Schicksalsfaden nicht mehr sehen zu können. Vielleicht
hat ihn der Tod seines Vetters mehr getroffen, als wir dachten, jedenfalls ist keine seiner Vorhersagen seither wahr geworden, oder? Er sagte, er habe den Traum von Serkesch in der Nacht vor Elwahs Tod gehabt. Ich hoffe, wenigstens dieses Zeichen bewahrheitet sich. Es wäre unerträglich, wenn der Feind uns wieder entkommen sollte.«
    »Ich glaube auch, dass der Fremde in Serkesch ist - oder sein wird, Meister Mewe«, erwiderte Awin. »Aber ich glaube, er kommt durch Uos Mund.«
    Der Jäger nickte. »Aber nicht Curru hat das geträumt, sondern du, Awin, Kawets Sohn. Dein Vater war ein berühmter Seher, und offensichtlich hast du seine Begabung geerbt, auch wenn du lange versucht hast, das zu verbergen.« Der Jäger lächelte plötzlich, dann fuhr er fort: »Jedenfalls habe ich mit Yaman Aryak in dieser Angelegenheit gesprochen. Spätestens nach diesem Zug werden wir deinen Ziehvater überreden, dich endlich zu weihen.«
    Jetzt war Awin wirklich sprachlos.
     
    Die Landschaft wurde immer fruchtbarer. Die Bäume wurden kräftiger, das Gras dichter, und aus der Ferne betrachtet, schien ein schwacher graugrüner Schleier über der Ebene zu liegen. Awin nahm das als untrügliches Zeichen, dass sie dem Fluss immer näher kamen. Innerhalb seines Gesichtskreises zeichnete sich eine bläuliche Linie ab. Er fragte Mewe, der sich jetzt öfter am Ende des Zuges aufhielt, was das sei.
    »Das, junger Seher«, erklärte der Jäger, »ist das Ende des Glutrückens. Dort vorne wollte Brahas, der Gott, der diese Felsen formte, auf die andere Seite des Stromes, denn er sah dort eine wunderschöne Sterbliche, die er sehr begehrte. Aber der alte Vater Dhanis hatte sie auch gesehen und wollte sie für sich gewinnen. Daher ließ er den roten Gott nicht hinüber. Bevor
er aber aufgab, versuchte Brahas, an anderen Stellen den Fluss zu überqueren, und

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