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Der Sohn des Sehers 02 - Lichtträger

Titel: Der Sohn des Sehers 02 - Lichtträger Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Torsten Fink
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Merege irgendwann fest.

    »Wir sehen aber nie mehr als einen«, widersprach Wela sofort.
    Aber Awin nickte. »Er ist zu schnell. Vorhin war er links hinter uns, dann rechts neben uns. Entweder kann sein Pferd fliegen, oder es sind zwei Männer, die uns beobachten.«
    »Das wird ja immer besser. Ich sage ja, wir hätten ihn töten sollen«, murmelte Harmin.
    »Welchen von den beiden?«, fragte Awin, aber der Schmied antwortete nicht.
    Gegen Mittag ließen sich endlich beide Reiter zur gleichen Zeit sehen. Einer folgte ihnen, der andere schien sie aus einiger Entfernung zu begleiten. Die Stimmung im Sger wurde immer gereizter. Sie alle hatten das Gefühl, dass sich Unheil über ihnen zusammenbraute. Dieses unbestimmte Gefühl wurde bald zur Gewissheit, denn Limdin und Dare, ihre Späher, warteten auf sie. Auf einer Hügelkuppe vor ihnen zeigte sich ein dritter Reiter. Awin ließ den Sger anhalten. Er beschattete die Augen. Der Mann auf der Kuppe ritt einen Schimmel. Das deutete darauf hin, dass es sich um einen Yaman oder Seher handeln könnte. Das war kein Gesetz, aber doch ein Brauch, der sich in vielen Klans verbreitet hatte.
    »Tuge kann den da mit dem Bogen erledigen. Die anderen beiden - nun, wir könnten sie einholen«, meinte Harmin und rieb sich die grauen Bartstoppeln.
    »Da, wo drei sind, können leicht auch vier sein oder vierzig«, entgegnete Awin ruhig, aber auch er hatte dieses Spiel satt. »Ich werde den Mann auf dem Hügel fragen, was er von uns will«, erklärte er.
    »Du willst doch wohl nicht allein gehen?«, fragte Harmin.
    Awin sah ihn kurz an. Der alte Schmied war erfahren, aber auch leicht reizbar und immer schnell zur Hand, wenn es galt, einen Streit anzufangen. »Ich halte es für besser, wenn du diesen
Sger in meiner Abwesenheit führst. Sollte mir etwas zustoßen, nun, dann wirst du wissen, was zu tun ist, Harmin.«
    Harmin sah ihn zweifelnd an. Sicher schmeichelte es ihm, dass Awin ihm die Verantwortung übertrug, aber er durchschaute wahrscheinlich den Gedanken dahinter. Er nickte knapp.
    »Stattdessen wird Wela mich begleiten«, erklärte Awin ruhig.
    »Das Mädchen?«, fragte Harmin fassungslos.
    »Die Schmiedin und Trägerin des Lichtsteins. Wenn du so willst, ist der Heolin ja unser Sgerzeichen. Und wir wollen doch Eindruck machen«, erklärte Awin lächelnd.
    Wela starrte ihn mit großen Augen an.
    »Aber was, wenn sie versuchen, den Heolin zu rauben, Awin?«, meldete sich Tuge besorgt zu Wort.
    »Ich glaube, das würden sie bereuen, nicht wahr, Merege?«
    Die Kariwa legte ihren Kopf schief und sah ihn mit ihren blassblauen Augen an. Dann sagte sie ruhig: »Es könnte dann jedoch für euch schon zu spät sein, Awin.«
    Awin versuchte, nicht an diese Warnung zu denken, als er mit Wela den Sger verließ. Die Schmiedin hatte geschwiegen, seit er sie zur Begleitung ausgewählt hatte. Jetzt sagte sie: »Warum ich, warum nicht die bleiche Zie … die Zauberin, Awin?«
    »Ich weiß nicht, wie das ausgehen wird. Vielleicht gibt es einen Kampf. Ich will Merege nicht in Gefahr bringen, denn sie ist die Einzige, die etwas gegen Slahan ausrichten kann.«
    »Das heißt also, ich bin entbehrlich?«
    Awin schüttelte lächelnd den Kopf. »Nicht mehr als ich, Wela. Und jetzt lass uns versuchen, diesen Reiter zu beeindrucken, der da auf dem Hügel auf uns wartet.«
    »Wie du es wünschst, Yaman . Aber wird er nicht sehr staunen, dass eine Frau das Sgerzeichen trägt, das ja noch nicht
einmal ein richtiges Sgerzeichen ist?«, fragte Wela nach einer kurzen Pause.
    »Ich hoffe es doch. Ich weiß nicht viel über diesen Stamm unseres Volkes, aber wenn sie nur ein wenig wie die Schwarzen Hakul sind, dann hängen sie an den alten Bräuchen, und alles, was neu ist, bereitet ihnen Kopfzerbrechen. Und ich will, dass dieser Mann sich den Kopf zerbricht. Doch still jetzt, wir sind fast in Hörweite.«
    Der Mann auf der Kuppe wartete. Sie mussten ihre Pferde einen steilen Hügel hinaufjagen, und er machte keinerlei Anstalten, ihnen entgegenzukommen. Awin trieb seinen stöhnenden Braunen den Hang hinauf, bis er ebenfalls die Kuppe erreichte. Er achtete darauf, nur ja nicht unterhalb des Fremden anzuhalten, denn er wusste, dass die Hakul sehr genau auf solche Zeichen der Unterordnung achteten.
    »Ich grüße dich, ehrwürdiger Fremder«, begann er. »Ich bin Yaman Awin vom Klan der Dornen.« Es war das erste Mal, dass er sich selbst so nannte. Es war ein befremdliches Gefühl.
    »Und wer ist das Weib?«, fragte

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