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Der Sohn des Sehers 02 - Lichtträger

Titel: Der Sohn des Sehers 02 - Lichtträger Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Torsten Fink
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Göttin wartete, so sah es wenigstens aus, doch wartete sie wirklich auf ihn und seinen Sger, diese Handvoll
Hakul? Nein, etwas anderes musste sie hierhergeführt haben, und er hatte immer noch keine Ahnung, was das war.
    »Ich habe noch mehr gesehen, Tuge«, erklärte Awin vorsichtig, »etwas, das ich zuerst nicht verstanden habe.« Er wandte sich an den Sger. »Hört, ihr Krieger, lange habe ich über die Bilder in meinen Träumen nachgesonnen, doch erst seit kurzem beginne ich, sie zu verstehen. Ich kann euch sagen, dass Slahan Gewaltiges vorhat, wenn sie mit den Hakul erst fertig ist. Sie will zum Skroltor, jenem großen Tor, das die Unholde und Daimonen von unserer Welt fernhält. Sie will es öffnen und die Welt der Menschen im lodernden Hass dieser Verbannten verbrennen.«
    Die Krieger sahen einander an. Sie schienen nicht zu wissen, was sie davon halten sollten. Harmin räusperte sich. »Du hast gesagt, sie wird das tun, wenn sie mit uns fertig ist. Doch sie wird nicht mit uns fertigwerden, ist es nicht so, ihr Reiter der Hakul?«
    »So ist es«, riefen einige halblaute Stimmen.
    »Ist es nicht so, Reiter der Hakul?«, rief Harmin lauter.
    »So ist es!«, klang es laut aus elf Kehlen. Selbst Wela hatte es gerufen. Und nur Merege und Awin hatten geschwiegen.
    »Du siehst, Yaman Awin, wir sind bereit, die Pläne der Gefallenen Göttin zu durchkreuzen«, verkündete Harmin zufrieden.
    »Ich danke euch«, sagte Awin schlicht.
    »Was hast du jetzt vor, Yaman? Wie sollen wir vorgehen?«, fragte Tuge.
    Das war eine gute Frage. Awin musste sich eingestehen, dass er so weit nicht gedacht hatte. Bislang endeten all seine Pläne damit, dass er Slahan stellte. Natürlich, sie würden kämpfen müssen. Aber wie sie der Göttin gegenübertreten sollten, davon hatte er noch keine klare Vorstellung.
    »Es ist doch ganz einfach. Wir reiten hin und rammen ihr
unsere Speere in den ehemals göttlichen Leib!«, meinte Harmin ungeduldig.
    »Hakul!«, antworteten die Reiter.
    Aber Awin hob die Hand. »Es ist möglich, dass sie keinen Leib hat, in den wir etwas hineinrammen könnten«, erklärte er ruhig. »Wir werden uns vorsichtig nähern. Und dann werden wir sehen, was wir tun können.«
    Ihm antwortete kein jubelndes »Hakul«, aber das war ganz in Awins Sinne. Die Männer durften nicht übermütig werden. Sie waren einverstanden, als er vorschlug, sich zunächst weiterhin vorsichtig der Staubwolke zu nähern. Awin hoffte, dass er einen Plan haben würde, wenn sie dort waren.
     
    Das Land, über das sie nun ritten, war gut, und eine Weile verdrängten Gespräche über die satten Weiden, die sie hier vorfanden, den Gedanken an die Gefahr am Ende ihres Weges. Die Berge beeindruckten die Hakul durch ihre unfassbare Höhe und Erhabenheit, aber vor allem der Boden zu ihren Füßen war gut. Er war staubig, beinahe wie daheim, doch gab es hier mehr Wasser, und das Gras wuchs dichter. Sie ritten über bestes Weideland, und sie verstanden, warum die Eisernen Hakul mit den Viramatai schon so lange um diese Ebene kämpften. Bald zeigten sich kleine winterkahle Wälder und einzelne große Felsbuckel. Sie waren vom selben Grau wie die Sonnenberge, die sich vor ihnen auftürmten. Die schneebedeckten Gipfel überragten die Wolken weit, und alle dachten an Etys, der der Sage nach sieben Jahre durch dieses Gebirge geklettert war. Eine Leistung, die sie nun erst wirklich zu würdigen wussten. Gegen Mittag stießen sie auf einen kleinen See und rasteten. Awin war immer noch unschlüssig, wie sie weiter vorgehen sollten. Die fahle Sturmwolke verharrte auf ihrem Platz. Sie schätzten, dass sie am nächsten Morgen an ihrem Ziel eintreffen konnten.

    »Wenn wir uns beeilen, erreichen wir sie vielleicht sogar diese Nacht«, meinte Harmin, »und wenn wir sie im Schutz der Dunkelheit angreifen, können wir sie vielleicht überraschen.«
    Das war eine Möglichkeit, und Awin gestand sich ein, dass er selbst noch keinen besseren Plan hatte. Sie zogen weiter. Awin trieb sie zunächst zur Eile, aber dann wurde ihm klar, dass das falsch war. Er ließ den Sger noch weit vor dem Abend rasten. »Es hat keinen Sinn, wenn wir uns kopflos und müde in diesen Kampf stürzen. Wir werden uns hier einen guten Platz suchen und uns vorbereiten. Vielleicht sendet mir Tengwil doch noch einen Traum, der uns hilft.«
    »Wenn dieser Traum nicht tausend Speere mitbringt, bezweifle ich, dass wir ihn gebrauchen können«, brummte Harmin verdrossen.
    Awin antwortete nicht. Er

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