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Der Sohn des Sehers 02 - Lichtträger

Titel: Der Sohn des Sehers 02 - Lichtträger Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Torsten Fink
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aber ein kaltes Licht zuckte immer wieder über den schwarzen Mauerkranz. Sie holten die Ussar ein.
    »Langsam«, keuchte Mahuk. »Wir sind fast dort.«
    Awin zügelte sein Pferd. Feiner Staub wehte durch die Luft. Die Hakul zogen ihre Schwerter. Jetzt drang der gedämpfte Lärm der Schlacht bis zu ihnen durch: Menschen und Pferde schrien, Hörner gaben Signale. Awin wurde flau im Magen. Es war möglich, dass seine Schwester dort irgendwo durch die Ebene irrte, als Kämpferin für die verfluchte Göttin. Mahuk gab das Zeichen, anzuhalten. Ein lang gezogener Fels versperrte ihnen den Weg.
    »Dieser Felsen gehört zur Festung?«, fragte Harmin misstrauisch.
    »Die Riesen bauten sie vor langer Zeit«, erklärte Mahuk. »Die Sonnentöchter haben nur neue Mauern auf alte Steine gesetzt.«
    Sie stiegen ab. »Kampf ohne Pferd. Das ist nicht gut«, brummte Tuge. Harmin schlug unsinnigerweise vor, Wachen bei den Pferden zurückzulassen, aber Awin wollte ihre kleine Streitmacht nicht noch weiter schwächen.

    »Dieses Tier hat mir lange Jahre treu gedient. Ich hoffe sehr für dich, Yaman, dass ihm kein Unheil geschieht«, brummte Harmin. Er wirkte mit einem Mal sehr unzufrieden, und Awin fragte sich wieder, was die Windskrole Seweti ihm zugeflüstert haben mochte.
    Mahuk führte sie um den Felsen herum. Sie folgten ihm in langer Reihe, einer hinter dem anderen. Durch den allgegenwärtigen Staub, der schwer in der Luft hing, konnte das Sternenlicht nicht zu ihnen durchdringen, nur das zuckende Licht aus dem Inneren der Festung erhellte die Nacht. Awin berührte den Fels mit der Hand. Merege hatte im Ahnental gesagt, dass die Riesen vor langer Zeit Bauwerke errichtet hatten, um nicht in Vergessenheit zu geraten. War das wirklich auch so ein Riesenwerk?
    Der Raschtar hielt an. Er bog einige Büsche auseinander und winkte sie in die entstandene Lücke hinein. Im Stein war eine lange Kerbe, durch die sie hinaufklettern mussten. Awin konnte im Dunkeln nicht sehen, wie sie beschaffen war, aber dann stellte er erstaunt fest, dass Trittlöcher in den Fels gehauen waren. Also war es wirklich der Weg zu der geheimen Pforte, von der Mahuk gesprochen hatte. Sie kletterten leise nach oben. Ihr Weg endete vor einer Mauer, die sich über den Rücken des Felsens hinzog. Mahuk schritt sie murmelnd ab. Dann blieb er stehen, tastete die Steine ab und brummte schließlich zufrieden. Ein schleifendes Geräusch verriet Awin, dass sie die Pforte gefunden hatten. Sie schlüpften hindurch. Dumpfe Stille empfing sie. Awin fühlte, dass sie sich in einem geschlossenen Raum befanden. Ein Funke glomm auf, dann entzündete jemand eine Fackel. Die Dunkelheit sprang zurück, und Awin erkannte, dass sie sich in einer langen, steinernen Kammer befanden. Schilde und Speere lehnten an den Wänden.
    »Waffenkammer«, sagte Mahuk leise.

    Ein seltsam klagender Laut wehte von außen durch die Mauern. Awin hätte es für einen Wind gehalten, doch die waren hoffentlich draußen in der Ebene und kämpften.
    »Wie weiter?«, fragte Harmin.
    Awin nagte an seiner Lippe. Er fühlte sich unwohl in geschlossenen Räumen. Wo würde die Göttin sich aufhalten? Die Priesterin hatte den Tempel ohne Dach erwähnt, der zwischen den Felsen lag. »Sie wird in dem offenen Tempel sein. Vielleicht ist sie aber auch unter der Erde und sucht nach der Kraft. Gibt es hier unterirdische Kammern oder Gänge, Mahuk?«
    »Solche gibt es viele«, antwortete der Raschtar. »Unterirdisch, und andere, in die Felsen gehauen.«
    »Dann müssen wir sie eben suchen.«
    »Soll ich den Heolin jetzt enthüllen, Awin?«
    »Noch nicht, Wela, wenn er zu früh entdeckt wird, wird sie ihre Winde zurückrufen, und die Krieger mit ihr.«
    »Yeku sagt, die Festung ist still. Wenige Menschen sind hier«, sagte Mahuk nach einer kurzen Unterhaltung mit seinem Stab.
    »Wie viele Tore hat diese Festung, Ussar?«, fragte Tuge.
    »Nur eines, Hakul«, antwortete Mahuk.
    »Dann können wir dafür sorgen, dass es geschlossen bleibt. Ihre Krieger werden ihr nichts nützen, wenn sie außerhalb der Festung sind, Awin«, meinte Tuge. »Vielleicht könnte ich mit Harmins Leuten das Tor besetzen und verteidigen.«
    »Ich sehe nicht ein, dass meine Krieger einen ruhmlosen Tod an diesem vergessenen Tor sterben sollen, während du die ganze Ehre für dich gewinnst, Yaman!«, brach es aus Harmin plötzlich heraus. »Gib mir den Heolin, und ich besiege sie ebenso leicht wie du!«
    Betroffenes Schweigen füllte die Kammer. Der

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