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Der Sohn des Sehers 02 - Lichtträger

Titel: Der Sohn des Sehers 02 - Lichtträger Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Torsten Fink
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suchen uns eine Furt und nehmen den geraden Weg nach Süden.«
    Awin dachte nach. Der Vorschlag des Bogners war gut, sehr gut sogar. Sie würden die Göttin vielleicht einholen, wenigstens aber den Abstand verringern. Und sie würden Heredhan
Horket aus dem Weg gehen, dem Mann, der einst geschworen hatte, den Klan zu vernichten, dessen Seher Awins Vater gewesen war. Am Glutrücken hatte Horket ihn nicht erkannt, nicht einmal beachtet. Aber wenn er nun in das Lager des Heredhans kam? Der eine oder andere Hakul mochte gehört haben, wie seine Klanbrüder ihn von Zeit zu Zeit nannten: Awin, Kawets Sohn. Und Kawet war ein berühmter Name im Staubland. Er war der Seher gewesen, der Horkets Aufstieg vorhergesehen und davor gewarnt hatte. Er hatte sogar versucht, ihn zu verhindern, und Bündnisse mit den Feinden Horkets geschmiedet. Aber die Bündnisse waren zerbrochen, und Kawets Klan der Dornen war bis auf den letzten Mann vernichtet worden. Nur Awin, der damals noch ein Kind gewesen war, war jetzt noch übrig. Und Gunwa, seine Schwester, die der Sturm verschleppt hatte. Awin seufzte. Jeder Tag, den sie gewinnen konnten, war ein kleines Stück Hoffnung. Er stand auf. »Ich werde mit Uredh reden. Morgen suchen wir eine Furt.«
    Uredh hatte sich mit Harmin, Blohetan und einem weißhaarigen Krieger vom Klan der Gazelle namens Blennek an ein eigenes Feuer zurückgezogen. Awin schlug also vor, über den Fluss zu gehen, um der Göttin den Weg abzuschneiden. Uredh hörte sich mit verschlossener Miene seinen Vorschlag an, dann antwortete er: »Das klingt vernünftig, Awin, auch wenn ich das Gefühl habe, dass du nicht alle Gründe nennst, die dich bewegen. Doch bin ich nicht sicher, ob wir deinem Vorschlag folgen sollen, junger Seher. Horket ist ein mächtiger Mann. Und der Klan des Schwarzen Grases kann viele tapfere Krieger aufbieten. Auch hat er einen weisen Ratgeber, einen Seher, Isgi mit Namen. Du solltest ihn kennen, denn er genießt hohes Ansehen unter deinesgleichen.«
    Harmin saß neben Uredh und starrte ins Feuer. Er wusste, warum Eri Horkets Weiden ausweichen wollte, aber er schwieg.
Der alte Blohetan pflichtete Uredh bei: »Isgi ist wirklich ein kluger und weitsichtiger Mann. Ich bin ihm einst begegnet. Es erscheint mir unvernünftig, seinen Rat nicht zu suchen. Ja, es scheint mir auch unklug, den Heredhan nicht um Hilfe zu bitten. Die Speere seines Klans sind so zahlreich wie das Gras, das seine Sippe im Namen führt.«
    »Und wird Horket uns umsonst helfen?«, fragte Awin ruhig.
    Uredh kratzte sich am Kinn und schwieg, doch der Älteste sagte: »Die Hilfe des Heredhans kann wertvoll sein. Und unsere Lage ist verzweifelt, oder etwa nicht? Wie könnten wir da die angebotene Hilfe ausschlagen?«
    »Ich wundere mich, ehrwürdiger Blohetan, denn ich weiß nichts davon, dass Horket uns Hilfe angeboten hat. Ich weiß nur, dass noch jeder Klan, der ihn um etwas bat, es früher oder später bereute«, erwiderte Awin.
    Blennek räusperte sich und sagte nickend: »Mein Klan ist ihm verpflichtet, und ich kann euch sagen, dass Horket stets mehr genommen als gegeben hat. Wenn wir sein Land meiden können, sollten wir es tun. Wenn du also über den Fluss gehst, werden die Männer der Schwarzen Gazelle dir folgen, Lichtträger.«
    »Und die des Schwarzen Fuchses ebenso«, erklärte Harmin ruhig.
    »Es erscheint mit nicht weise«, gab sich Blohetan halsstarrig, doch Uredh legte ihm die Hand auf den Arm und sagte: »Diese ganze Jagd hat wenig mit Weisheit zu tun, alter Freund. Sind wir nicht Narren, dass wir mit einer Göttin kämpfen wollen? Aber der junge Seher hat recht. Es ist besser, über den Fluss zu gehen. Der Kampf mit der Göttin wird Opfer fordern, dessen bin ich sicher. Doch auch der Heredhan wird fordern, ob er uns nun helfen kann oder nicht. Und am Ende hat er noch stets bekommen, was er wollte.«

    Blohetan war zwar nicht überzeugt, aber die anderen redeten ihm gut zu, bis er schließlich nachgab.
     
    Als sie am nächsten Morgen aufwachten, stellten sie fest, dass es keine gute Idee gewesen war, das Lager unmittelbar am Fluss aufzuschlagen. Dichter Nebel hatte sich über den Strom gelegt. Er war in der Nacht in ihre Zelte gekrochen, hatte das Leder mit Eis überzogen, und als sie sich erhoben, fand mancher Hakul Eiszapfen sogar in seinem Bart. Der Nebel war zäh, und die Sonne fand keinen Weg hindurch. Dennoch hielten sie sich am Fluss, denn sie suchten nach einer Furt. »Dhurys verbirgt sich unter einer Decke.

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