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Der Sohn des Sehers 02 - Lichtträger

Titel: Der Sohn des Sehers 02 - Lichtträger Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Torsten Fink
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dein Pferd vielleicht wasserscheu?«, fragte Eri ungehalten. »Wir haben doch fast die Hälfte hinter uns, und ab den Sandbänken wird es besser.«
    »Dort drüben, unter den Bäumen!«
    »Die Hecke?«
    »Sie atmet, und sie hat sehr lange Dornen, scheint mir«, gab Awin zurück.
    »Bei Mareket, er hat recht!«, fluchte Uredh. »Da sind Reiter!«
    Der Sger hatte angehalten, doch nicht alle hatten Uredh gehört. »Warum geht es nicht weiter? Es ist ein wenig zu kalt für dieses Bad!«, rief einer der Krieger.
    »Es sind vielleicht Feinde am anderen Ufer. Du kannst sie fragen, ob sie dir das Wasser wärmen«, rief Harmin ihm zu.
    »Feinde? Was tun sie?«, fragte der Krieger zurück.
    »Gar nichts, wie es aussieht«, lautete Harmins Antwort.
    In der Tat blieb es unter den Weiden so ruhig, dass Awin sich
schon fragte, ob er sich nicht vielleicht doch getäuscht haben könnte.
    »Was nun, ihr Yamane: vor - oder zurück?«, rief Blohetan ungeduldig. »Entscheidet euch, denn das hier ist ein schlechter Platz für eine Rast.«
    Uredh gab ihnen das Zeichen zum Anhalten und trieb seinerseits sein Tier einige Schritte weiter, bis in die Mitte des Flusses. Er beugte sich weit im Sattel vor, dann rief er laut ein lang gezogenes »Hakul«, hinüber. Sie warteten, ihre Pferde schnaubten ungeduldig, und sie hatten Mühe, sie im Strom ruhig zu halten. Endlich bewegte sich auf der anderen Seite etwas. Ein einzelner Reiter löste sich aus den Schatten, kam ans Ufer geritten und lenkte sein Pferd einige Schritte weit ins Wasser hinein.
    Er formte die Hände zu einem Trichter und rief: »Die Furt ist gesperrt. Kehrt um, Hakul!«
    Eri trieb sein Pferd nach vorne. »Wir haben keinen Streit mit euch, Hakul«, rief er hinüber.
    »Dann tragt Sorge, dass es auch so bleibt«, lautete die Antwort.
    »Er ist leider ein wenig zu weit entfernt, selbst für einen guten Bogenschützen«, murmelte Tuge, der neben Awin im kalten Wasser ausharrte.
    »Er ist nicht allein«, gab Awin zur Antwort, »und wir sind nicht hier, um einen Krieg anzufangen.«
    »Sag das dem dort, und nicht mir«, brummte Tuge.
    »Wir haben nicht vor, etwas gegen dich oder deinen Klan zu unternehmen, Hakul!«, rief Uredh jetzt laut. »Wir wollen nur über den Fluss und dann nach Süden.«
    »Der Fluss ist gesperrt«, lautete die Antwort.
    »Wir sind Hakul!«
    »Der Fluss ist gesperrt.«
    »Auch für den Heolin?«, fragte Uredh.

    Der Reiter antwortete nicht gleich. Plötzlich tauchte ein zweiter Reiter auf. Er verharrte kurz am Ufer, lenkte aber dann sein Pferd ins Wasser und hielt auf sie zu.
    »Sollten wir ihm nicht entgegenreiten?«, fragte Eri.
    »Nein«, sagte Uredh, ohne den Reiter aus den Augen zu lassen, »es ist besser, er kommt in unsere Schussweite und nicht wir in ihre.«
    Mitten im Strom auf einer der Sandbänke hielt der Reiter an. Er schien auf sie zu warten. Eri warf einen Seitenblick zu Uredh, aber dann stieß er seinem Pferd die Fersen in die Seite und ritt dem Fremden entgegen.
    »Narr«, fluchte Uredh und folgte ihm.
    »Los komm, das geht auch uns an, vor allem dich, Lichtträger«, rief Blohetan. Er gab seinen Leuten einen Wink, zu warten. Awin folgte ihm, denn der Älteste hatte fraglos recht. Wenn verhandelt wurde, dann konnte er das nicht Eri überlassen. Harmin ritt plötzlich an seiner Seite, und auch Curru tauchte neben ihm auf.
    »Das ist nah genug«, rief der Reiter, als sie noch etwa zehn Schritte von ihm entfernt waren.
    »So furchtsam, Hakul?«, spottete Eri.
    Der Fremde schüttelte den Kopf. »Das Licht ist schlecht, und ich fürchte, meine Bogenschützen könnten annehmen, ihr hättet die Mitte des Dhurys vielleicht schon überschritten, wenn ihr noch näher kommt.«
    »Nenn mir deinen Namen und den deiner Sippe, Hakul, damit ich weiß, mit welchem Klan ich hier und heute eine Blutfehde beginne«, rief Eri.
    »Ich bin Yaman Areg vom Klan des Stiers. Diese Furt führt auf unsere Weiden, und es ist euch nicht erlaubt, sie zu betreten, Hakul. Euch nicht, und keinem anderen vom Westufer des Dhurys.«

    »Das ist seltsam, Areg vom Klan des Stiers. Seit wann versperren Hakul ihren Brüdern den Weg über das Land? Seid ihr Bauern geworden wie die Akradhai, die Mauern um ihre Felder ziehen?«, fragte Uredh.
    Der Fremde trug einen fellbesetzten, grauen Reitmantel. Die Farbe deutete darauf hin, dass er nicht nur einem anderen Klan, sondern auch einem anderen Stamm angehörte. Awin fragte sich, ob er wohl von den Eisernen oder den Grauen Hakul war. Der Mann

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