Bücher online kostenlos Kostenlos Online Lesen

Der Sohn des Sehers 02 - Lichtträger

Titel: Der Sohn des Sehers 02 - Lichtträger Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Torsten Fink
Vom Netzwerk:
war beunruhigt, Awin konnte seine Furcht fast mit Händen greifen.
    »Unsere Weiden lagen immer offen für jeden Hakul, der nicht als Feind zu uns kam, doch nicht in diesem Winter, Hakul«, sagte Areg gerade, »nicht, seit die Schwarzen Hakul den Zorn der Götter auf sich gezogen haben.«
    »Was weißt du schon von den Göttern?«, rief Curru laut.
    »Genug, um sie nicht zu verärgern, indem ich die Frevler über meine Weiden ziehen lasse, Hakul. Das Verhängnis lastet schwer auf euren Lagern, das weiß ich.«
    »Es ist Xlifara Slahan, die Gefallene Göttin«, entgegnete Curru, »und sie hasst alle Menschen. Ob sie die Götter ehren oder nicht. Und selbst die Farbe ihrer Mäntel ist ihr gleich.«
    »Slahan? Wir erzählen den Kindern Geschichten von ihr. Und die soll es sein, die eure Lager zerstört und Mensch und Tier tötet? Das ist schwer zu glauben.«
    »Glaube es oder nicht. Aber wir bringen den Heolin, und damit werden wir Slahan vernichten!«, verkündete Curru stolz und wies auf Awins Stab.
    »Der gelbe Klumpen in diesem Ast, den der Knabe da so krampfhaft umklammert? Das soll der lodernde Stein sein, den Etys vom Sonnenwagen raubte? Wirklich, ich habe schon bessere Märchen gehört, alter Mann. Doch selbst, wenn du in Edhils Wagen zu mir kämest, würde ich dich nicht über den
Fluss lassen. Ist es wirklich Slahan, mit der ihr streitet, so werde ich mich nicht einmischen.«
    Uredh wandte sich Awin zu und forderte ihn mit Blicken auf, die Kraft des Steines zu beschwören. Awin wäre dem gerne nachgekommen, doch Merege war am Ende des Sgers. Sie konnte nicht wissen, dass er ausgerechnet jetzt ihre Zauberkraft brauchte. Er schüttelte stumm den Kopf.
    »Lässt du uns nun hinüber, oder müssen wir uns den Weg freikämpfen, Hakul?«, fragte Eri zornig.
    Der Yaman sah ihn stirnrunzelnd an. »Ihr könnt es versuchen, junger Krieger, doch wird keiner von euch auch nur das Ufer erreichen. Niemand aus eurem verfluchten Land wird das Unglück auf meine Weiden tragen, so wahr ich Yaman Areg bin.«
    »Wir sollten seinen Kopf nehmen, gleich jetzt und hier!«, zischte Eri.
    »Vielleicht sollten wir das«, antwortete Uredh, »doch ich bin nicht bereit, seiner Narrheit wegen das Leben vieler Krieger aufs Spiel zu setzen. Es wird andere Furten geben. Du aber, Yaman Areg, wirst noch an uns denken. Vergiss diese Furt, halte lieber Ausschau nach Süden, denn von dort wird die Gefallene Göttin über euch kommen.« Dann wendete Uredh sein Pferd und preschte zurück. Die anderen folgten ihm. Der Yaman vom Klan des Stiers sah ihnen stumm nach.
    »Warum hast du den Stein nicht sprechen lassen, Seher?«, fragte Blohetan, als sie sich am Ufer sammelten.
    Awin zögerte mit einer Antwort. Er konnte den Männern schlecht sagen, dass er dazu gar nicht in der Lage war, aber er wollte auch nicht lügen. Also sagte er: »Der Lichtstein ist uns gegeben worden, damit wir gegen Slahan kämpfen können, und seht euch an, wie schwach sein Glanz noch ist. Sollen wir das wenige verschwenden, was an Kraft in ihm steckt? Es ist doch so, wie Yaman Uredh es sagte - es wird andere Furten geben.«
    »Dann will ich hoffen, dass wir sie bald finden, denn Horkets Weiden sind nicht mehr fern«, entgegnete Uredh, und Blohetan murmelte etwas davon, dass der Heolin vielleicht doch nicht so stark war, wie er geglaubt habe.
    Obwohl es inzwischen dunkel geworden war, ritten sie noch ein gutes Stück flussabwärts, da sie auf keinen Fall in der Nähe des zerstörten Lagers bleiben wollten. Sie kamen in einen dichten Auwald, dessen Bäume im Mondlicht Schatten auf den weiß gefrorenen Boden warfen. Ein kalter Wind begleitete sie. Als Awin schon glaubte, seine Füße seien in seinen nassen Stiefeln endgültig zu Eis erstarrt, entdeckten sie einen schwachen Lichtschein über der Ebene. Sie beschlossen, Späher vorauszusenden, und Harmin platzte fast vor Stolz, als sich Limdin und Dare freiwillig meldeten und ausgewählt wurden.
    »Nun, junger Seher, was meinst du - was erwartet uns dort?«, fragte Blohetan. »Freund oder Feind? Tödliche Gefahr oder ein wärmendes Feuer für unsere Knochen? Was sagt der Heolin?«
    Awin überlegte kurz. Er glaubte, das leise, bittere Lachen von Curru zu hören. Vermutlich erwartete der Alte, dass er wieder versagte. Awin seufzte. Der Heolin sagte ihm nichts über die Zukunft, ganz im Gegenteil, seit er ihn hatte, hatte Awin gar nichts mehr gesehen. Aber dann erklärte er: »Es kann nur ein Sgerlager sein. Es wäre doch sehr seltsam,

Weitere Kostenlose Bücher