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Der Sohn des Sehers 02 - Lichtträger

Titel: Der Sohn des Sehers 02 - Lichtträger Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Torsten Fink
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hinunterritten, und Awin spürte, dass sie ihn und den Heolin anstarrten.
    Yaman Werek sprach einen der Männer an. »Holla, Krieger, sag, wer ist der Meister dieses Lagers?«
    Der Krieger sah ihn verwundert an. »Ich nehme doch an, dass das der Heredhan ist.«
    »Dummkopf, ich wollte wissen, wer das Lager hier ordnet.«
    »Du solltest vorsichtig sein, Hakul, denn wenn ich wirklich ein Dummkopf wäre, dann wüsste ich vielleicht nicht, dass der Heredhan ein Fehdeverbot verhängt hat. Und dann würde sich an meiner statt mein Dolch mit dir unterhalten.« Und damit ließ der Mann sie stehen.
    Dann entdeckte Werek einen Jungkrieger, der offensichtlich nicht sehr beschäftigt war, denn er gaffte sie unverhohlen an. »Junger Krieger, willst du mir einen Gefallen tun?«
    Der junge Mann zuckte mit den Achseln.
    »Du kannst Ruhm erwerben, denn du wirst nun laufen und Heredhan Horket melden, dass der Seher Kluwe mit sieben Klans in diesem Tal eingetroffen ist. Sag ihm weiter, dass ihm Werek, wie versprochen, den Lichtstein bringt und …«
    Harmin fiel ihm laut ins Wort: »Sag ihm, dass wir den Lichtstein mit uns führen. Und sag ihm auch, dass wir noch nicht wissen, wo wir lagern werden, er wird also vielleicht Glück brauchen, uns zu finden. Hast du das verstanden?«

    Der Jungkrieger nickte und lief davon.
    »Du solltest einem Yaman niemals ins Wort fallen, Schmied!«, fuhr Werek Harmin böse an.
    »Wenn er redet wie ein Yaman, würde ich das auch nie tun, Yaman Werek.«
    »Lasst doch die Streitereien«, rief Uredh, und er schlug vor, dass die Anführer des Sgers am besten selbst zum Zelt Horkets reiten sollten, während die übrigen Männer einen guten Lagerplatz suchten. Nach einem kurzen Zwist darüber, wo dieser Platz sein könnte, rollte der Wagen davon, und es gab sofort wieder Streit mit einigen Hakul, weil die schweren Räder von Kluwes Gefährt ein Zelt überrollten. In diesem Durcheinander tauchte plötzlich Curru an Awins Seite auf. »Siehst du, Awin? Die Herrschaft Horkets muss schon sehr geschwächt sein, wenn er so eine Unordnung zulässt. Vielleicht fehlt gar nicht mehr viel, um ihn endgültig zu stürzen.«
    Awin sah Curru ruhig ins Gesicht: »Dennoch werde ich sicher nicht so dumm sein, ihn herauszufordern, Curru.«
    Der Seher tat überrascht: »Das hat doch niemand verlangt, mein Junge.«
    »Aber vielleicht erwartet, Curru?«, erwiderte Awin und trieb sein Pferd an, um dieses Gespräch zu beenden. Sein ehemaliger Lehrer hatte die ahnungslose Wela dazu benutzt, ihn gegen Horket aufzuhetzen. Hatte er ernsthaft angenommen, dass das klappen könnte? Awin bekam plötzlich Zweifel. Kämpfe, auch Zweikämpfe waren während der Stammesversammlung verboten, das wusste Curru doch auch. War das alles vielleicht nur ein Mittel, ihn abzulenken? Hatte Curru vielleicht, allen gegenteiligen Beteuerungen zum Trotz, einen fertigen Plan zur Hand, um Eri zum Heredhan zu machen? Awin schüttelte den Kopf. Eri war ein Knabe, der unter unglücklichen Umständen und noch unglücklicheren
Vorzeichen Yaman geworden war. Kein Hakul würde ihn als Heredhan anerkennen. Und doch nagten Zweifel an Awin. Der Tod seiner Frau Egwa hatte Curru hart getroffen. Vielleicht war ihm ja gleich, ob sein Plan gelang oder nicht, ob er - und seine Klanbrüder - dabei starben oder nicht. Awin biss sich auf die Lippen. Diese Möglichkeit erschien ihm mit einem Mal so naheliegend, dass es ihm den kalten Schweiß auf die Stirn trieb. Dann riss er sich zusammen. Das Beste würde sein, wenn er Curru zuvorkam. Er würde Horket mit dem Heolin in der Hand auffordern, in den Kampf zu ziehen. Am besten gleich jetzt, an seinem Zelt. Curru sollte gefälligst selbst zusehen, wie er Eri auf einen Schild brachte, der dem Knaben ohnehin viel zu groß war.
     
    Horket war natürlich nicht in seinem Zelt, wie Awin, wider besseres Wissen, gehofft hatte. Vom nahen Versammlungsplatz scholl lautstarker Streit herüber, und Awin war klar, dass auch der Heredhan dort sein würde. Ein graubärtiger Krieger empfing sie. In der Nähe entdeckte Awin zwei bekannte Gesichter, Krieger aus Wereks Sperber-Klan. Also hatte er wirklich Boten vorausgesandt.
    »Sieben weitere Klans, sechs davon sind hier willkommen«, begrüßte sie der Krieger mit finsterer Miene.
    »Es ist die Stammesversammlung, seit wann werden Hakul davon ausgeschlossen?«, rief Eri aufgebracht, denn es war klar, welcher Klan nicht willkommen geheißen wurde.
    »Ich habe nicht gesagt, dass ihr ausgeschlossen seid,

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