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Der Sohn des Sehers 02 - Lichtträger

Titel: Der Sohn des Sehers 02 - Lichtträger Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Torsten Fink
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Eri vom zerbrochenen Schild«, entgegnete der Graubärtige gelassen, worauf Eri betroffen verstummte.
    »Ich nehme an, der Heredhan ist bei der Versammlung?«, fragte Yaman Uredh. »Wir wollen zu ihm.«
    »Er sitzt dem Rat vor, Yaman, wie du es vermutest. Doch
kann ich euch noch nicht zu ihm lassen. Isgi wird später zu euch kommen und euch die erforderlichen Eide abnehmen. Erst dann dürft ihr den heiligen Kreis betreten.«
    »Eide? Wovon sprichst du, Mann?«, fragte Uredh.
    »Die Eide, die ihr auf Mareket und die Hüter leisten werdet, den Fehdefrieden zu achten.«
    »Seit wann müssen Hakul beschwören, dass sie sich an die alten Gesetze halten?«, polterte Harmin.
    »Es sind düstere Zeiten, und die alte Ordnung ist erschüttert, ihr Krieger. Der Heredhan unternimmt alles, um sie zu bewahren und zu festigen. Er hofft sehr, dass ihr ihm dabei helfen werdet«, antwortete Horkets Stellvertreter ruhig.
    »Und wenn nicht?«, fragte Werek ungehalten.
    »Habt ihr in diesem heiligen Tal nichts verloren, Hakul«, entgegnete der Graubärtige knapp.
    »Horket würde wirklich Klans der Hakul von der Versammlung ausschließen?«, fragte Uredh ungläubig.
    »Nur jene, die nicht guten Willens sind, Krieger«, erwiderte Horkets Stellvertreter.
    »Siehst du, wie recht ich hatte, Awin?«, sagte Curru, als sie zu ihrem Lagerplatz ritten. »Horket ist geschwächt, und er hat schlechte Ratgeber, denn er macht den Frieden nicht sicherer, sondern schwächer, wenn er ihn mit Eiden beschwören lässt.«
    Awin nahm diese ungefragte Erklärung schweigend hin, und auch Wela, die neben ihm ritt, schien keine Lust zu haben, weitere Erläuterungen zu fordern. Erst als Curru wieder außer Hörweite war, fragte sie: »Er hat das vorausgesehen?«
    »Nein, er hat nur die Unordnung hier im Lager als Zeichen für Horkets Schwäche gedeutet«, erwiderte Awin, woraufhin Wela trocken feststellte: »Dann scheint er dieses eine Mal richtig geraten zu haben.«

    Sie schlugen ihre Zelte am Rande des Lagers im Schutze einiger alter Ulmen auf. Behutsam hoben Wereks Krieger den alten Kluwe von seinem Wagen, als sein Zelt fertig aufgebaut war. Er war in seinem Sitz, in dem er auch auf dem Wagen saß, eingeschlafen. Er wachte auch nicht auf, als sie ihn mit dem Stuhl in sein Zelt trugen.
    »Ich dachte schon, er sei während der Fahrt gestorben«, sagte Wela grinsend.
    »Er ist eben alt«, erwiderte Awin, der einen Zeltpflock tiefer in die schlammige Erde trieb. Was tat er nur? Er errichtete ein Lager für die Nacht, statt Slahan nachzujagen, wie es seine Pflicht gewesen wäre. Nur eine Nacht , versprach er sich selbst, dann bin ich fort, gleich, was sie hier beschließen. Laut sagte er: »Du hast ja gehört, wie klar sein Verstand und wie mächtig seine Sehergabe ist.«
    Welas Grinsen wurde noch ein wenig breiter. »Das sagst du nur, weil er vielleicht dich meinte, als er von dem jungen Krieger sprach, der das Licht bringt. Aber im Ernst, ich frage mich, was Curru von ihm wollte.«
    Awin fragte sich das auch. Kluwe war eine Legende, in seiner Nähe sein zu dürfen eine Ehre. Die Hakul hörten auf ihn. Curru wusste das natürlich. Awin verpasste dem Pfosten einen letzten Schlag, dann richtete er sich auf. »Ich werde selbst mit Kluwe sprechen.«
    Wela sah ihn zweifelnd an. »Glaubst du, sie lassen dich zu ihm?«
    »Wenn sie Curru vorlassen, dann werden sie doch einen Seher, der den Heolin trägt, sicher nicht abweisen.«
    »Und du hältst es für klug, ihn hier überall zu zeigen?«, fragte die Schmiedin. Awin hatte den Stab in sein Zelt gelegt.
    »Es ist besser, ich zeige ihn offen, bevor mir wieder jemand aus meinem Klan in den Rücken fällt und es aussieht, als hätte
ich etwas zu verbergen«, erwiderte Awin. Er rüttelte am Seil, und der Zeltpfosten gab nach. Der Boden in diesem Tal schien außerordentlich tückisch zu sein.
    »Dafür wäre es ohnehin zu spät«, meinte Wela trocken.
    Awin blickte auf. Dutzende Hakul standen da und beobachteten, wie er versuchte, sein Zelt aufzuschlagen. Er wischte sich die Hände am Gewand ab und wusste nicht, was er sagen sollte. Was wollten diese Krieger? Eine Weile starrten sie ihn schweigend an, dann rief einer: »Bist du der Seher, der den Heolin bringt?«
    Awin nickte. Er fragte sich, warum sie nicht näher kamen.
    »Seht ihn euch an, er hat keine Wunden«, rief ein Zweiter. Die Menge raunte Zustimmung, aber Awin verstand diese Bemerkung nicht.
    »Kannst du ihn uns zeigen, Seher?«, fragte der Erste wieder, und dann,

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