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Der Sohn des Sehers 02 - Lichtträger

Titel: Der Sohn des Sehers 02 - Lichtträger Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Torsten Fink
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beiden Kriegern, schien ihnen irgendetwas einzuschärfen, dann schickte er sie fort. Sie verließen den Kreis, und Awin verlor sie zwischen den Zelten aus den Augen. Er musste einen Weg finden, sich Gehör zu verschaffen. Der Heredhan wollte offensichtlich gar nicht hören, was er zu sagen hatte. Wusste er etwa, dass Awin ihn zur Jagd auf Slahan auffordern wollte? Hatte Isgi das gesehen? Oder war sein Plan von anderen verraten worden? Schritte näherten sich aus der Dunkelheit. Sie hielten zielstrebig auf Awin zu. Es waren die Schritte eines einzelnen Mannes. Der Himmel war wolkenverhangen, und hier, weitab vom nächsten Wachfeuer, konnte Awin nicht mehr als einen Schatten erkennen.
    »Bist du der junge Seher, den man Awin nennt?«, fragte der Schatten.
    »Wer fragt danach?«, antwortete Awin vorsichtig.
    Der andere lachte. »Ich erkenne deine Stimme wieder, junger Seher. Isgi schickt mich. Er will mit dir reden.«
    Awin erhob sich. »Wie hast du mich gefunden, Krieger?«
    »Du warst nirgendwo zu sehen, Hakul, also musste ich dich nur noch dort suchen, wo man dich nicht sehen konnte«, lautete die Antwort.
    »Und was will Isgi von mir?«

    »Das wirst du ihn selbst fragen müssen, aber er sichert dir zu, dass weder dir noch dem Heolin etwas geschehen wird.«
    »Und glaubst du, ich kann dem trauen?«, fragte Awin.
    Wieder lachte der Mann. »Das fragst du mich, einen Klanbruder Isgis? Ich schlage vor, dass du es selbst herausfindest. Du kannst natürlich auch weiterhin versuchen, dich in der Dunkelheit zu verkriechen, Seher, aber ich denke, du weißt, dass irgendwann das Licht des neuen Tages kommt.«
     
    Isgi erwartete Awin am Sitz des Heredhans. Die Wolfsfelle waren fortgebracht worden, jetzt sah man nur noch nackten Stein. Eine einzelne Fackel schuf einen kleinen Lichtkreis.
    »Ich grüße dich, junger Seher. Ich hatte gehofft, dass unsere Jäger dich finden würden«, begann Isgi freundlich. Dann wandte er sich an Awins Begleiter: »Ich danke dir, mein Freund, du hast deinem Klan Ehre gemacht.«
    Der Jäger nickte knapp und zog sich zurück. Er verschwand in den Schatten einer der heiligen Säulen, doch entging Awin nicht, dass er nicht jenseits davon wieder auftauchte. So war er vielleicht außer Hörweite, aber sie waren nicht ganz so allein, wie Isgi ihn glauben machen wollte.
    »Es war klug von dir, den Stein zu verhüllen«, sagte Isgi mit sanfter Stimme. Seine unruhigen Augen schienen die lederne Hülle des Stabes durchdringen zu wollen.
    Awin hatte nicht die Absicht, sich von vorgetäuschter Freundlichkeit einwickeln zu lassen, und fragte spöttisch: »Wie geht es deiner Hand?«
    Isgi lächelte schwach. »Ach, die Hand. Es ist dir wirklich gelungen, mich für eine Weile glauben zu machen, dass der Heolin sich gegen mich wandte. Oder sollte ich sagen, es ist euch gelungen?«
    »Ich weiß nicht, was du meinst, Isgi«, erwiderte Awin knapp.

    »Wir sind unter uns, junger Seher, du musst das Schauspiel nicht fortsetzen, das du den Kriegern vorführst. Vergiss nicht, mit wem du redest«, erklärte Isgi lächelnd.
    »Wie könnte ich das vergessen, Isgi?«, erwiderte Awin grimmig.
    »Ich spüre und verstehe deinen Zorn. Du denkst zurück an die Ereignisse am Glutrücken. Nun, wir alle hätten uns gewünscht, es wäre nicht geschehen, Awin. Yaman Aryak hätte nur die Sühne zu entrichten brauchen, und ihr alle hättet die Zelte eures Lagers wiedergesehen.«
    »Aber Aryaks Tod hat euch nicht davon abgehalten, die Sühne trotzdem einzutreiben, Isgi vom Schwarzen Gras«, entgegnete Awin wütend.
    Isgi zuckte mit den Achseln. »Sie wäre weit höher ausgefallen, wenn wir gewusst hätten, dass dieser unselige Knabe, der sich nun Yaman nennt, noch lebt. Sag, Awin, wo habt ihr euch versteckt in diesem halben Jahr? Ich kann nicht glauben, dass ihr all die vielen Monde in Uos Mund ausharren konntet.«
    »Haben deine Späher dir das nicht verraten, Isgi?«, fragte Awin. Es freute ihn, dass der Seher Horkets wohl doch nicht alles wusste.
    Isgi gab sich weiter sanftmütig: »Ich bin ein Seher, Awin. Vieles sehe ich, was anderen verborgen bleibt. Aber, ja, warum soll ich es leugnen? Es ist mir auch das eine oder andere von Männern zugetragen worden, denen das Wohl unseres Stammes am Herzen liegt. Doch soll ich glauben, dass ihr nur einen Tag und eine Nacht in Uos Mund wart, wie Curru es erzählte? Er nimmt es ja nicht sehr genau mit der Wahrheit, wie du, als sein ehemaliger Schüler, aus eigener Erfahrung sicher nur zu gut

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