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Der Sohn des Sehers 02 - Lichtträger

Titel: Der Sohn des Sehers 02 - Lichtträger Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Torsten Fink
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Brüder und Schwestern verschleppt. Willst du die einfach aufgeben, Isgi?«, rief Awin aufgebracht.
    »Wollen, Awin? Nein, aber Xlifara Slahan ist eine Göttin, schnell wie der Wind, schneller als jedes Pferd unseres Stammes. Es ist aussichtslos, sie zu verfolgen, das solltest du einsehen, mein Junge.«
    Awin schwieg. Manches von dem, was Isgi gesagt hatte, war gut begründet.
    »Ich sehe, es fällt dir schwer, das Unvermeidliche hinzunehmen, junger Seher«, sagte Isgi jetzt. »Wie kann ich dich davon überzeugen, dass ich es gut mit dir meine?«
    »Du müsstest mich vergessen lassen, was am Glutrücken geschah«, entgegnete Awin zornig.

    Isgi lächelte traurig. »Das kann ich nicht, so wie du nicht vergessen kannst, was deinem Vater widerfahren ist, Awin, Kawets Sohn . Kawet war ein großer Mann, Awin. Ich habe ihn stets bewundert. Du bist überrascht? Meinst du, mir wäre die Ähnlichkeit nicht aufgefallen? Ich bin ein Seher, mein Junge. So wie dein Vater einer war.«
    »Dann weißt du, dass der Heredhan meinen ganzen Klan ausgelöscht hat.«
    »Nicht den ganzen, mein Junge, obwohl er es damals geschworen hatte. Wenn er wüsste, dass du noch lebst, müsstest du um dein Leben fürchten.«
    »Du … du hast es ihm nicht gesagt?«, fragte Awin, ehrlich verblüfft.
    »Wozu den Wolf wecken, wenn er endlich schläft?« Isgi seufzte. Er wirkte bekümmert, als er fortfuhr: »Es war eine unselige Geschichte damals, und viel Blut wurde vergossen, was hätte vermieden werden können, wenn Kawet nicht so stolz und stur gewesen wäre. Awin, ich suche nach einer Möglichkeit, diese alte Geschichte zu einem guten Ende zu führen. Willst du mir nicht dabei helfen? Wer weiß, vielleicht erleben wir gerade den Beginn einer neuen Zeit? Möchtest du nicht auch, dass diese endlosen Streitigkeiten aufhören, die seit Jahrhunderten die Hakul von einem Unglück ins nächste stürzen? Frieden auf unseren Weiden, ein Ende des ewigen Blutvergießens unter den Sippen - wäre das nicht ein lohnendes Ziel, Awin, Kawets Sohn?«
    »Ich werde nicht lange genug hier sein, um dir zu helfen. Wenn der Heredhan nicht mit in den Kampf ziehen will, gibt es für mich und den Heolin keinen Grund, noch zu bleiben.«
    »Und du glaubst, wir lassen ihn aus dem Lager und setzen ihn den furchtbaren Gefahren aus, die dein Weg mit sich bringen wird?«, fragte Isgi freundlich.

    »Du hältst ihn doch für eine Fälschung, Seher«, entgegnete Awin trocken.
    »Das habe ich nicht gesagt«, erwiderte Isgi mit gleich bleibender Freundlichkeit. »Ich habe nur gesagt, dass es nicht die Kraft des Steins war, die meine Hand verbrannte. Nein, der Heolin sollte hierbleiben. Ich kann mir vorstellen, dass seinem Träger viel Achtung entgegengebracht wird, wenn diese dunkle Zeit erst einmal vorüber ist.«
    »Und willst du deinem Herrn auf ewig verschweigen, dass ich im Klan der Schwarzen Dornen geboren wurde?«
    »Dieser Klan ist von den Weiden verschwunden, Awin, und wenn ich mich nicht täusche, gehen auch die Tage des Klans der Berge dem Ende entgegen. Nein, nein, das soll keine Drohung sein. Aber Curru und dieser Knabe Eri wandeln auf sehr gefährlichen Pfaden. Willst du ihnen folgen? Mit ihnen untergehen? Du schweigst? Ich verstehe. Mir kam jüngst zu Ohren, dass Harmin der Schmied dir seine Enkeltochter angeboten hat …«
    Awin schwieg. Er fragte sich, was Isgi eigentlich nicht wusste.
    »Es stimmt also? Harmin ist ein schlauer Fuchs, mein Junge, er weiß, wie viel Ruhm einem Klan zuflösse, der dich in seiner Mitte hätte. Nun, Awin, du solltest nichts übereilen. Auch andere Sippen haben schöne Töchter.«
    Awin traute seine Ohren nicht. Es konnte doch wohl nicht sein, dass nun auch Isgi ihn mit einer Braut in seinen Klan locken wollte! Er fragte: »Wen willst du eigentlich in deinem Klan wissen, Isgi? Den Seher, der nicht mehr sieht, oder den Lichtstein?«
    »Ja, es ist eigentümlich, dass dir die Gabe genommen ist. Ich hörte noch nie, dass so etwas vorgekommen ist«, sagte Isgi nachdenklich. »Du hast den alten Kluwe gesehen, er scheint mehr tot als lebendig, aber seine Gabe ist stärker als je zuvor, vielleicht
schon zu stark für seinen schwachen Körper. Aber du? Nun, wer weiß, vielleicht kehrt sie zurück zu dir, wenn du die richtigen Entscheidungen triffst, junger Seher. Ich könnte dir vielleicht mehr helfen, als du glaubst. Auch mir fällt es nicht immer leicht, meine Gabe einzusetzen, aber ich kenne Mittel und Wege, die mir helfen, selbst wenn mein Geist

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