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Der Sohn des Sehers 02 - Lichtträger

Titel: Der Sohn des Sehers 02 - Lichtträger Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Torsten Fink
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seine Gedanken Merege mit, und sie stimmte ihm zu, dass es sicherer für sie war, vorerst hier am Bach zu bleiben. Awin kehrte also allein zurück. Er war begierig zu erfahren, was in seiner Abwesenheit geschehen war, und vor allem, was nun geschehen sollte. Das Lager war in heller Aufregung. Noch keine zwei Stunden waren seit dem Zweikampf vergangen, und die Luft schwirrte von Fragen, Vermutungen und Deutungen: Eri hatte Horket besiegt, als er schon wie der sichere Verlierer ausgesehen hatte, wie war das möglich? Wie konnte der unbesiegbare Horket gegen diesen schmächtigen Knaben verlieren?
Isgi war tot aufgefunden worden, und zwei Krieger mit ihm. Wer hatte sie getötet? Warum waren sie nicht am Kampfplatz gewesen?
    Awin wurde immer langsamer. Es war unfassbar, in welcher Geschwindigkeit das, was geschehen war, verdreht wurde. Eri, der tapfere junge Eri, hatte Horket mit Leichtigkeit getötet. Der Lichtstein war mit ihm, das war die nächstliegende Erklärung. Hatten nicht einige ein helles Licht gesehen? Es schien keine Rolle zu spielen, dass dieses zweimalige Blitzen über den Zelten und nicht am Kampfplatz gesehen worden war. Je näher Awin den Zelten der Sgers vom Sichelsee kam, desto sicherer waren die Krieger, dass die Götter sogar den Nebel geschickt hatten, um seinen Feind zu verwirren und Eri zu helfen, hatte er den Kampf doch fast unversehrt überstanden. Es gab Stimmen, die dem entgegenhielten, dass Horket den Schild des Knaben zerschmettert und ihm dabei den Arm gebrochen habe, aber das wurde abgetan als List der höheren Mächte, um den alten Heredhan in Sicherheit zu wiegen. Und zu guter Letzt hatte der Heolin Horket geblendet, gerade als er zum tödlichen Schlag ausholte. Der Segen des Fürsten Etys war mit Eri. Erstarrt war der Heredhan, mitten in der Bewegung. Vielleicht waren es sogar die Götter selbst gewesen, die dem alten Heredhan in den Arm gefallen waren. Awin schnappte staunend all die Fetzen auf, die ihm zuflogen, die Gerüchte, die sich widersprachen, zurechtgebogen wurden, plötzlich Ergänzungen fanden, sich wandelten und schließlich zu Gewissheiten verfestigten: Eri war der würdige Erbe des großen Etys. Er hatte Horket mit Hilfe eines gottgesandten Blitzes aus dem Heolin besiegt. Isgi hatte das vorhergesehen und fliehen wollen, aber er war nicht weit gekommen. Auch ihn hatte der Wille der Götter gefällt, vielleicht sogar mit demselben Blitz, der Horket gelähmt hatte.

    Am Lagerplatz der sieben Klans war die Stimmung gespalten. Werek und seine Sippe waren Horket verpflichtet gewesen, und Awin hörte, wie er mit Blohetan und Uredh stritt, ob diese Verpflichtung nun dem neuen Heredhan galt oder an Horkets Söhne vererbt wurde. »Diese Verpflichtung wäre mir an deiner Stelle gleich, Werek, denn du hast doch gesehen, dass die Götter Eri auf den Schild heben wollen«, meinte Blohetan ehrfürchtig.
    »Dann wollen wir hoffen, dass er ihn nicht zerbricht«, antwortete Werek missmutig. »Und es ist auch noch lange nicht gesagt, dass er wirklich Heredhan wird. Welchen Anspruch hat er denn, außer dem, dass er Horket mit viel Glück besiegt hat? Halten die Yamane ihn wirklich für geeignet? Der Wille der Götter ist eine Sache, der Wille der Klans eine ganz andere.«
    »Ich glaube, die meisten Yamane werden sich für Eri entscheiden«, sagte Uredh nachdenklich.
    Awin konnte sich vorstellen, dass das dem Yaman der Schwarzen Faust zu schaffen machte. Er hatte sich auf dem Ritt hierher nicht sehr gut mit Eri verstanden.
    »Aber nicht alle«, entgegnete Werek knapp.
    Awin versuchte, sich möglichst unauffällig seinem Zelt zu nähern, aber das misslang. »Da ist ja der Seher der Schwarzen Dornen«, rief Tuge viel zu laut für Awins Geschmack.
    Alle Augen wandten sich Awin zu.
    »Ich habe dich nicht am Kampfplatz gesehen, Awin, Kawets Sohn«, sagte Werek nachdenklich.
    Awin zuckte mit den Achseln.
    »Du hattest wohl nur Augen für den Kampf, Yaman Werek«, warf Wela ein, »denn Awin stand nicht weit von mir entfernt.«
    »Oder du konntest deine Augen nicht von meiner Nichte lassen, Werek vom Sperber, denn sonst hättest du den Jungen sehen müssen, auch wenn es sehr neblig war«, rief Tuge.

    Ein paar Krieger lachten, und damit war die Sache erst einmal vergessen.
    »Ich danke euch«, flüsterte Awin den beiden zu.
    »Wofür? Ich sah, was ich sah«, entgegnete Wela leichthin. Awin zog sie ein Stück zur Seite und gab auch Tuge einen Wink.
    »Wo ist Eri?«, frage Awin.
    »Er ist im Zelt des

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