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Der Sohn des Sehers 02 - Lichtträger

Titel: Der Sohn des Sehers 02 - Lichtträger Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Torsten Fink
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ein Yamanoi aus Skians Dolche-Klan. Und wenn er diesen Mann erkannte, dann war es doch sehr unwahrscheinlich, dass dieser nicht wusste, wer er war. Schließlich hatte Awin am Vormittag im Kreis gesprochen. Er zwang sich, ruhig zu bleiben. »Melde doch Yaman Eri oder Curru, dass ihr Sgerbruder Awin sie zu sprechen wünscht«, sagte er freundlich.
    »Sgerbruder? Ein großes Wort für einen Mann, der in der Stunde vor der Schlacht seinem Yaman den Rücken kehrt«, erwiderte der Mann und machte keinerlei Anstalten, dem Wunsch Awins zu entsprechen.
    »Rede nicht von Dingen, von denen du nichts verstehst, Hakul«, fuhr Awin ihn hart an. Er konnte sich doch nicht beherrschen.
    Der Mann grinste höhnisch, aber hinter ihm öffnete sich der Zelteingang, und der graue Kopf von Curru erschien. »Lass ihn ruhig ein, Krieger. Ich will doch hören, was er zu sagen hat.«
    »Wie großzügig, Curru«, sagte Awin bissig, als er das Zelt betreten hatte. Es war das größte Zelt, das er je gesehen hatte. Von außen hatte es so ausgesehen, als handele es sich um drei einzelne Rundzelte, die nur zu dicht aneinandergestellt worden waren, und Awin hatte andere Sorgen gehabt und sich nicht
weiter damit beschäftigt. Jetzt sah er, dass diese drei Zelte miteinander verbunden und die einzelnen Kammern nur durch schwere Tücher voneinander getrennt waren. »Wo ist Eri?«, fragte er.
    »Er liegt nebenan und darf nicht gestört werden. Die Heiler versorgen seine Wunde.«
    »Ich habe gehört, dass Wela nicht unter ihnen ist«, merkte Awin an.
    »Er wird Heredhan, wie könnte er sich von einer Frau heilen lassen?«, fragte Curru.
    »Ist das dein Ernst?«, fragte Awin verblüfft. »Die Heilerin seines eigenen Klans ist ihm nicht gut genug?«
    Jetzt warf Curru ihm einen bösen Blick zu. »Eri kann sich keinen Verstoß gegen die alten Bräuche leisten, wenn er die Klans hinter sich vereinen will.«
    »Viele von den Klans, die du erwähnst, verlassen gerade das Tal, Curru, wusstest du das?«
    Curru verzog sein Gesicht zu einem überheblichen Lächeln. »Die Zahl derer, die bleiben, ist weit größer, mein Junge, das sollte dir nicht entgangen sein. Und ist es nicht ein Wunder? Gestern noch waren wir ein Klan kurz vor der Auslöschung, und in drei Tagen wird Yaman Eri von den Bergen der Heredhan aller Schwarzen Hakul. Wusstest du, dass schon andere Sippen um Aufnahme in unseren Klan bitten?«
    Awin schwieg. Blohetans Klan war nicht der einzige?
    »Ich sehe, dass du es nicht verstehst, mein Junge, und das erstaunt mich. Es sind Zeiten der Not, und viele Klans haben ihre Oberhäupter und oft auch deren Erben verloren. Sie brauchen Führung. Wenn du so willst, hat Xlifara Slahan uns einen Gefallen getan.«
    Jetzt starrte Awin seinen ehemaligen Lehrer entgeistert an: »Einen Gefallen, Curru? Hunderte Hakul sind tot, ebenso
viele verschleppt. Ist der Schild des Heredhans so groß, dass in deinen Gedanken kein Platz mehr für etwas anderes ist? Bist du so verblendet durch seinen Glanz, dass du das Elend unserer Brüder nicht mehr siehst?«
    »Der Schild ist groß und wichtig, Awin, sehr wichtig. Eri kann gelingen, was keinem Heredhan vor ihm gelungen ist. Slahan ist fort, sieh es ein! Wir können nichts mehr für die Verschleppten tun, und, glaube mir, es bedrückt mich zutiefst. Aber andererseits hat sich nun vieles verändert, und Eri kann viele Klans der Schwarzen Hakul - vielleicht irgendwann sogar alle - unter einem Banner vereinen! Und dann …« Curru führte den Gedanken nicht zu Ende.
    Awin konnte nicht fassen, was er hier hörte. Er schüttelte den Kopf und erwiderte scharf: »Wird ihm das auch gelingen, wenn der Heolin nicht mehr in seiner Hand liegt, Curru?«
    »Ah, der Lichtstein!«, sagte der Alte gedehnt.
    »Ich überließ ihn euch für eine Nacht und einen Tag«, sagte Awin.
    Curru zuckte mit den Achseln und erklärte ruhig: »Ich kann verstehen, dass du ihn wiederhaben willst, aber ich denke, du wirst dich noch ein paar Tage gedulden müssen.«
    Awin schloss die Augen. Es durfte nicht wahr sein. »Curru, du hast es versprochen.«
    »Ich gedenke natürlich auch, dieses Versprechen zu halten. Sobald Eri mit dem Heolin auf dem Schild gestanden hat, werden wir ihn nicht mehr lange brauchen.«
    »Curru, jeder Tag, der verstreicht, bedeutet Leid, vielleicht Tod für die Verschleppten. Gib mir den Heolin. Ich werde in der Versammlung fragen, wer mich begleiten will.«
    Curru nickte bedächtig. »Es steht dir frei, auch ohne Heolin dort zu sprechen.

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