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Der Sohn des Sehers 03 - Renegat

Titel: Der Sohn des Sehers 03 - Renegat Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Torsten Fink
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Hummeln schwirrten über die Lichtungen, auf die ihr Weg sie immer wieder führte, und Vögel sangen in den Föhren. Awin fand Gefallen an dieser Landschaft und war fast bereit zu vergessen, weswegen sie hier unterwegs waren. Als sie gegen Abend wieder über eine weite Lichtung ritten, rief Dare plötzlich ein halblautes »Halt« nach vorne. Awin und Jeswin gaben fast gleichzeitig das Zeichen zum Anhalten. »Was gibt es?«, rief Awin leise dem Jungkrieger zu, der einige Längen hinter ihm ritt.
    Dare nahm seinen Bogen zur Hand und deutete mit der Linken stumm an den Waldrand. Awin kniff die Augen zusammen. Dort bewegte sich etwas.
    »Ein Hirsch! Verflucht sei meine Wunde«, flüsterte Tuge, der stöhnend zusammenzuckte, als er nach seinem Bogen greifen wollte.
    »Halt!«, rief Praane. »Nicht!«
    Doch es war zu spät. Dare hatte bereits den Pfeil von der Sehne schnellen lassen.

    »Die Jäger, schnell!«, rief Jeswin, als der Hirsch getroffen zusammenzuckte und davonstob.
    Ein halbes Dutzend Rote Hakul, aber auch Limdin, Dare und Mabak machten sich an die Verfolgung.
    »Narren! So haltet doch ein!«, rief Praane, aber die Hakul hörten nicht auf ihn.
    »Was hast du?«, fragte Awin erstaunt.
    »Das ist das Land der Unsichtbaren. Sie könnten es uns sehr übel nehmen, wenn wir ihr Wild töten!«
    »Sie werden es überleben«, rief Jeswin, dessen Pferd aufgeregt tänzelte, als wolle es selbst dem Hirsch nachhetzen.
    Awin starrte den Akradhai an. »Warum hast du das nicht früher gesagt?«
    »Ich habe einfach nicht mit eurer Dummheit gerechnet«, rief Praane.
    »Wir werden sehen, wer hier dumm ist«, zürnte Jeswin.
    Aber Awin sah Praane an, dass seine Warnung ernst gemeint war.
    »Soll ich sie zurückrufen?«, fragte Tuge.
    Awin sah die Jäger schon zwischen den Bäumen verschwinden. Sie schwärmten aus, um das Tier in die Enge zu treiben. Er schüttelte den Kopf. »Es ist zu spät. Das Wild ist aufgestört und schon verwundet. Hoffen wir, dass uns dieses geheimnisvolle Volk die Jagd verzeiht.«
    Sie hörten noch eine Weile die aufgeregten Rufe der Jäger. Dann wurde es stiller. Merege war nach vorne gekommen. »Sag, Akradhai«, begann sie, »dieses Volk, das du das Unsichtbare nennst: Es wird von einer Alfskrole beschützt?«
    »Ich würde sie nicht so nennen, nicht in ihrem Wald, Kariwa«, antwortete Praane leise. »Die Behüterin des Waldes wird von den Unsichtbaren verehrt. Und es heißt, dass auch die Nebelleute aus den Sümpfen ihr Opfer bringen. Manche meinen
daher, dass eigentlich nur ein Stamm in Wald und Sumpf haust. Das mag sein, denn gemeinsam ist diesen Menschen doch, dass sie sich vor anderen verborgen halten.«
    »Du weißt viel über dieses Land«, stellte Wela fest.
    Praane runzelte die Stirn. Vielleicht fragte er sich, ob die Schmiedin ihn verspottete - das war jedenfalls die Frage, die sich Awin stellte. Aber ihrer Miene nach meinte sie es ernst. Der Ore antwortete: »Ich weiß nur wenig, Schmiedin, gemessen an dem vielen, was es über diesen Wald zu wissen gäbe.«
    »Mir würde es schon reichen, wenn ich wüsste, wo diese sogenannten Jäger bleiben«, brummte Tuge schlecht gelaunt. »Das Wild war doch schon getroffen.«
    Praanes Miene verdüsterte sich. »Wenn die Behüterin diesen Hirsch schützt, werden eure Männer ihn niemals bekommen.«
    »Dann hätte sie ihn besser schon vor dem ersten Pfeil bewahrt«, meinte Lamban. »Sterben wird das Tier nun auf jeden Fall, entweder schnell und gnädig durch weitere Pfeile, oder langsam und qualvoll, und das kann doch nicht der Wille dieser sogenannten Behüterin sein.«
    »Sie ist die Behüterin«, warf Nokke ein. »Vielleicht hatte sie ihre Gründe, uns dieses Wild zu senden.«
    »Dort kommen die Jäger!«, rief Wela.
    »Und sie haben den Hirsch!«, rief Lamban zufrieden aus.
    In der Tat kamen die Reiter nun zwischen den Bäumen hervor. Dare hatte das erlegte Wild vor sich im Sattel liegen. Es war ein prachtvolles Tier, und die Hakul lobten den jungen Krieger für seinen guten ersten Schuss. Zwei weitere Pfeile anderer Jäger hatten die Beute zur Strecke gebracht, aber Dare gebührte die Ehre der erfolgreichen Jagd. Selbst Tuge lobte den jungen Krieger, auch wenn Awin ihm ansah, dass er sich immer noch darüber ärgerte, wegen seiner Wunde nicht an der Jagd teilgenommen haben zu können. Praane und Nokke tauschten
jedoch besorgte Blicke, und auch Awin konnte sich nicht recht freuen. Plötzlich rief Jeswin: »Ihr Jäger - wo ist Raiwe?«
    Schlagartig war

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