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Der Sohn des Sehers 03 - Renegat

Titel: Der Sohn des Sehers 03 - Renegat Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Torsten Fink
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einzuholen. Dann hörte er plötzlich die Schläge einer Axt, irgendwo im Wald, gar nicht weit entfernt.
    »Was ist das?«, fragte er Nokke.
    »Unser Schnitzer. Er hat einen geeigneten Stamm für die Seelen unserer Gefallenen gefunden, Yaman.«
    Endlich hatte der Ore seine Angelegenheiten geregelt, und sie brachen auf. Awin blickte noch einmal zurück. Der Hof lag in der Düsternis des anbrechenden Morgens. Nur zwei Fackeln erhellten das Zwielicht, aber in ihrem Schein waren alle Bewohner des Hofes versammelt. Auf dem Dach des Stalles stand ein einzelner Junge und grüßte ihn mit drei Pfeilen in der Faust. Dann erreichten sie den Waldrand. Sie ritten weiter. Als Awin sich noch einmal umwandte, war vom Hof und seinen Bewohnern nichts mehr zu sehen. Vor ihm lag nachtschwarz der Wald.

Die Pfade der Unsichtbaren
    DER WALD WANDELTE sich bald zu einem Dickicht. Über ihnen hingen die Holzgestelle der Hofleute und klapperten leise. Awin fand das Geräusch inzwischen beruhigend. Es sagte ihm, dass sie noch in einem halbwegs sicheren Bereich des Waldes waren.
    Der Pfad war schmal, und wer im Sattel bleiben wollte, musste bald Ast um Ast zur Seite schlagen. Als Tuge zum dritten Mal ein starker Zweig, den er im Dämmerlicht zu spät gesehen hatte, in die Rippen schlug, sah Awin ein, dass sie zu Fuß besser vorankommen würden. Jeswin stimmte zu, und so ließen sie den Sger absteigen.
    »Es tut mir leid, Hakul, dass ich euch keine anderen Wege anbieten kann«, sagte Praane lächelnd. »Dies sind eben Pfade für Jäger, nicht für Reiter und ihre Pferde.«
    »Auch Hakul können marschieren«, entgegnete Jeswin.
    Auch wenn sie es nur sehr ungern tun , setzte Awin in Gedanken hinzu.
    Eine Zeit lang lief der Pfad zwischen dicht stehenden Bäumen gerade nach Norden, gelegentlich gekreuzt von anderen, schmalen Pfaden.
    »Es sind Wildwechsel. Hirsch, Wolf und Bär sind hier gelaufen. Es ist möglich, dass wir einem von ihnen hier begegnen«, erklärte Praane, der mit Nokke vorauslief.
    »Mit Bären werden wir fertig«, behauptete Awin, obwohl er noch nie einem solchen Tier begegnet war und es nur aus den Erzählungen Mahuks kannte.

    »Kein Bär. Aber Wölfe«, meinte der Raschtar. Er war bester Laune. Ganz offensichtlich gefiel es ihm in diesem Wald.
    »Ist es hier so wie in deiner Heimat?«, fragte Awin bei einer Rast an einem kleinen Bach, an dem die Hakul Pferde tränkten und Tuge seine schmerzenden Rippen mit Wasser kühlte.
    »Nein. Andere Bäume. Anderes Wild. Selbst das Laub rauscht anders.«
    »Mit dem Laub ist es bald vorbei«, erklärte Praane. »Hinter dieser Felsengruppe dort beginnt der Föhrenwald. Unsere Jäger gehen für gewöhnlich nicht dorthin.«
    »Aber du schon?«, fragte Wela neugierig.
    »Wir haben Freunde in der Stadt Luuta. Einige von uns sind sogar von dort, und wir halten die Verbindung. Außerdem bin ich der Ore. Ich muss das Land kennen.«
    »Und das Unsichtbare Volk?«, fragte die Schmiedin.
    »Es ist möglich, dass sie uns bereits beobachten, auch wenn sie selten auf dieser Seite der Bärenfelsen sind. Du hörst vielleicht noch das Klappern unserer Windfänger. Sie scheinen sich wirklich davor zu fürchten.«
    »Warum hängt ihr dann nicht den ganzen Wald damit voll?«, wollte Wela wissen.
    Praane lächelte. »Wir sind nur eine Handvoll Jäger. Der ganze Femewald wäre ein bisschen zu groß für uns. Außerdem will ich den Bogen auch nicht überspannen, wenn du verstehst, was ich meine.«
    Wela nickte. Als sie kurz darauf die von Praane bezeichneten Bärenfelsen erreichten, veränderte sich der Wald völlig. Die Laubbäume traten zurück und wurden von hochgewachsenen Föhren und stachligen Schwarzfichten abgelöst. Awin erschien der Wald nun noch fremdartiger, doch immerhin ließen ihnen die Bäume genug Platz, um wieder zu reiten.

    »Ich hoffe, der Rest des Waldes sieht ebenso aus, denn ich sehe den Himmel, und das ist ein weit schönerer Anblick, als dieses furchtbar dichte Geäst, das einem den Atem nimmt«, sagte Tuge.
    »Heute und morgen werdet ihr reiten können, Bogner«, erklärte Nokke, »aber danach werdet ihr wieder auf euren eigenen Füßen laufen müssen.«
    »Auch du scheinst diesen Wald gut zu kennen, Nokke«, meinte Yaman Jeswin.
    »Nicht halb so gut wie unser Ore. Aber ich habe ihn gelegentlich begleitet.«
    Den Rest des langen Tages konnten die Hakul tatsächlich im Sattel bleiben. Die Sonne schien von einem leicht bewölkten Himmel, und es wurde sommerlich warm. Es roch nach Harz,

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