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Der Sohn des Sehers 03 - Renegat

Titel: Der Sohn des Sehers 03 - Renegat Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Torsten Fink
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dann sollten wir entscheiden, was wir tun werden.«
    »Du hast leicht reden!«, rief Lamban. »Es ist kein Mann aus
deinem Sger, der verschwunden ist. Aber ich hoffe, du vergisst nicht, dass es einer deiner Krieger war, der diese unglückselige Jagd eröffnete, Yaman Awin.«
    »Genug jetzt!«, rief Jeswin. »Yaman Awin hat Recht. Heute können wir nichts mehr tun. Wir werden morgen entscheiden.«
    Es war still am Feuer. Mahuk schlug vor, das Tier als Sühne der Behüterin des Waldes zum Opfer zu bringen, ein Vorschlag, der schnell angenommen wurde. Also entzündeten sie ein eigenes Opferfeuer, und der Raschtar verbrannte die Schenkel des Tieres darin. Den Kopf schnitt er ab und hängte ihn in einen Baum. Niemand wollte von dem Hirsch essen.
    »Glaubst du, ehrwürdiger Raschtar, dass uns dieses Opfer das Wohlwollen der Behüterin verschafft?«, fragte Awin später, etwas abseits der anderen.
    »Es kann helfen«, meinte der Ussar ausweichend.
    »Was sagt Yeku?«
    »Er sagt, die Hakul bekommen, was sie verdienen. Er hofft, dass viele von euch sterben.«
    Awin seufzte. Die Feindseligkeit dieses Stockes hatte also nicht nachgelassen. »Eigentlich habe ich gefragt, ehrwürdiger Raschtar, weil ich hoffte, dass Yeku vielleicht etwas über die Alfholde weiß, die diesen Wald beschützen soll.«
    »Yeku sagt, er weiß nichts von ihr.«
    »Und du glaubst ihm?«
    Mahuk Raschtar dachte einen Augenblick nach, dann sagte er: »Nein. Yeku hegt Geheimnisse. Böser Raschtar, das weißt du. Und er will heute keine Sünden tilgen. Ihm gefällt dieser Wald. Gefährlich für Hakul.«
    Später kam Dare zu Awin. »Wirst du deiner Schwester Gunwa sagen, was hier vorgefallen ist, Yaman Awin?«
    »Ich werde ihr sagen, dass du ein guter und schneller Schütze bist, Dare.«

    »Ich wollte, ich hätte nicht geschossen«, antwortete der junge Krieger verdrossen.
    »Unsere Führer hätten uns sagen müssen, dass wir hier nicht jagen dürfen. Dann wäre das Unglück nicht geschehen.«
    Dare dachte eine Weile über die Worte nach, dann erklärte er: »Dennoch fühle ich Schuld, Yaman.«
    »Das solltest du nicht, Dare. Du hast schnell und entschlossen gehandelt, so, wie ein Mann auf einem Kriegszug handeln muss. Ich hoffe, dass du es wieder tust.«
    Aber Dare sah nicht überzeugt aus. »Ich werde zu Yaman Jeswin gehen, und ihm Sühne anbieten.«
    »Damit solltest du warten, Dare. Noch wissen wir nicht, was Raiwe geschehen ist, und es wäre nicht klug, ein böses Schicksal zu berufen.«
    »Ich werde dennoch mit ihm sprechen. Ich reite in deinem Sger, doch bin ich noch kein Mann deines Klans und muss selbst entscheiden, was ich für das Beste halte. Ich werde deinen Rat aber bedenken und versuchen, die Schicksalsweberin nicht herauszufordern.«
    Awin sah Dare nach. Er verhielt sich ehrenvoll und tapfer. Gunwa würde stolz auf ihn sein.
     
    Am Morgen suchten sie den Wald in weitem Umkreis nach einer Spur des verschwundenen Kriegers ab, aber selbst die besten Jäger fanden nichts. Es war wirklich, als hätte ihn der Erdboden verschluckt.
    »Yeku sagt, nicht Erde, sondern Bäume«, erklärte Mahuk, ohne dass diese rätselhafte Bemerkung ihnen weiterhalf.
    Sie suchten lange, zu lange nach Awins Gefühl, aber schließlich sah auch Yaman Jeswin ein, dass sie seinen Neffen nicht finden würden. »Und du hast keine Ahnung, wohin die Unsichtbaren ihn bringen könnten, Ore Praane?«, fragte er
und versuchte, seine Niedergeschlagenheit zu verbergen, was ihm nur unvollkommen gelang.
    Praane schüttelte den Kopf. »Der Femewald ist groß, sehr groß, und nicht einmal ich weiß, wo dieses Volk seine Lager hat.«
    Jeswin straffte sich. »Gut, Lamban, ruf die Krieger zurück. Wir werden unseren Weg fortsetzen.«
    »Aber Raiwe …«, wandte der Züchter ein.
    »Dies ist ein Kriegszug, Lamban, das solltest du nicht vergessen. Und ich fürchte, Raiwe wird nicht der letzte Mann sein, den wir verlieren. Wir müssen weiter.«
    Hier ergab sich jedoch eine unvorhergesehene Schwierigkeit. »Ich habe mich in der Nacht lange mit Nokke beraten«, sagte Ore Praane. »Ich habe versprochen, euch durch den Wald zu führen, doch hat sich nun alles geändert. Ihr habt die Unsichtbaren herausgefordert, und ich fürchte, dass sie vielleicht nun noch mehr von euch holen wollen.«
    »Das lass unsere Sorge sein, Akradhai, wir wissen uns zu wehren«, rief Jeswin ungehalten.
    »Es ist aber auch meine Sorge, Yaman, denn es ist möglich, dass sie keinen Unterschied machen zwischen euch und uns.

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